Internationalistin aus dem Hambi bei den YPJ

Elefterya Hambi ist als Internationalistin in Nordsyrien und kämpft in den Reihen der YPJ. In einem Interview spricht sie über ihre Beweggründe, warum sie sich entschlossen hat, in Rojava am Aufbau eines neuen Gesellschaftsmodells mitzuwirken.

Den Nom de Guerre Elefterya anzunehmen, sei die Idee der Frauenverteidigungseinheiten gewesen. „Ich weiß es sehr zu schätzen, da Elefterya Freiheit bedeutet. Mein Nachname Hambi symbolisiert daneben den Ort des Kampfes, den ich zu Hause geführt habe”, sagt die deutsche Internationalistin Elefterya aus dem Hambacher Forst. In einem Interview mit Welat Deniz von der Nachrichtenagentur ETHA spricht die YPJ-Kämpferin über ihre Beweggründe, warum sie sich den Frauenverteidigungseinheiten angeschlossen hat und ihren Wunsch, in Rojava am Aufbau einer neuen Gesellschaft mitzuwirken.

Die Möglichkeit, sich am Aufbau des neuen Gesellschaftsmodells in Nordsyrien zu beteiligen, ist für viele Internationalist*innen eine Motivation. Viele von ihnen haben einen anarchistischen, linksradikalen Hintergrund und betrachten das Modell einer demokratischen, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft als revolutionär. Die Umsetzung des Demokratischen Konföderalismus fasziniert sie, da dieses neue Paradigma auf die Autonomie der Gesellschaft abzielt. Es ist also nicht der Staat, der die Gesellschaft verwaltet, sondern die Gesellschaft, die sich selbst bestimmt. Somit stellt diese Idee den positiven Gegenentwurf zu der kapitalistischen Gesellschaft dar.

‚Selbstorganisierung der Frauen faszinierend’

Auch Elefterya habe das neue Gesellschaftssystem fasziniert: „Als ich hierher kam sah ich, wie stark der Kampf der Frauen ist. Die Menschen hier haben verstanden, wie man gegen das patriarchalische System ankämpft, von dem die gesamte Welt geprägt ist. Die Idee, die der Selbstorganisierung der Frauen zugrunde liegt, und die Umstände, wie sie zusammen kamen, gefiel mir. All das erinnert mich an meinen anarchistischen Hintergrund. Natürlich wollte ich hierher kommen und sehen, wie sie ihre Ideen umsetzen.”

In den selbstverwalteten Gebieten in Nordsyrien werden alle Ethnien und Religionen in basisdemokratischen Räten nach ihrem Bevölkerungsanteil organisiert. Es gibt feste Quoten, somit spielen alle Bevölkerungsgruppen im politischen System eine Rolle. Frauen gelten als gleichberechtigt und insbesondere für ihre Beteiligung in den Selbstverwaltungsstrukturen ist eine 40%ige Geschlechterquote zum Maßstab erklärt worden.

‚Wir lernen, wie wir für Dinge kämpfen können, die wir lieben’

Elefterya erklärt, dass in Nordsyrien all die Dinge, die sie in Deutschland über die Revolution von Rojava in den Medien oder aus Geprächen mit anderen Leuten erfuhr, vor Ort nun viel klarer seien. Die Menschen, die sie getroffen habe, seien „voller Wärme und Hoffnung”, und ihre Entschlossenheit, frei zu sein, koste es was es wolle, mache sie besonders stark. „Ich bin sehr glücklich über meine Entscheidung, hierher gekommen zu sein, um mich an dieser Revolution zu beteiligen und von ihr zu lernen. Die Revolution von Rojava bietet uns allen die Möglichkeit zu lernen, wie wir uns organisieren, neue Strukturen aufbauen und wie wir für die Dinge kämpfen können, die wir lieben.”

Es mache sie glücklich, in Rojava zu sein und Seite an Seite mit den Menschen für die Idee der Revolution zu kämpfen. Trotzdem gäbe es Probleme. Die Bevölkerung müsse weiterhin Widerstand leisten, da das faschistische Regime in Ankara die Errungenschaften von Rojava an sich reißen und die Revolution zerschlagen wolle. Es ginge nicht nur um die Regionen in Nordsyrien, die die Türkei für sich beansprucht; Ankara fürchte sich vor einer Revolution der Kurdinnen und Kurden im eigenen Land. Doch die Idee einer Revolution in Rojava flöße nicht nur der Türkei, sondern der gesamten westlichen Welt Angst ein, da in Nordsyrien ein echter Befreiungskampf geführt werde. „Es geht um den Kampf für eine Welt, die sie nicht wollen. Sie fürchten sich vor unserem Glauben daran, dass wir uns selbst befreien können. Was würde passieren, wenn es alle Menschen auf der Welt verstehen würden? Sie würden sich erheben und mit dem Aufbau einer neuen Welt beginnen. Ich kann verstehen, dass einige mächtig Angst davor haben, denn hier funktioniert die neue Welt”.