„Die Freiheitskampagne muss wachsen“
In der italienischen Hauptstadt Rom hat die zweitägige internationale Konferenz unter dem Titel „Freiheit für Abdullah Öcalan – Politische Lösung der kurdischen Frage“ begonnen. Über 300 Delegierte und Gäste aus mehr als einem Dutzend Ländern kamen am Freitag im Frentani-Kongresszentrum zusammen. Gastgeberin ist die einflussreiche italienische Gewerkschaft CGIL. Die Konferenz versteht sich als Teil der internationalen Kampagne für die Freilassung des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage.
Ziel der Konferenz ist es, die bisherigen Ergebnisse der Initiative zu reflektieren und Strategien für die kommenden Phasen zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht jedoch Öcalans historischer Friedensappell vom 27. Februar, der weltweit Aufmerksamkeit erregte und neue Diskussionen über den Dialog zwischen Kurd:innen und dem türkischen Staat entfacht hat.
„Ein Appell zum Frieden – inmitten globaler Kriege“
Eröffnet wurde die Konferenz von Yılmaz Orkan vom Kurdistan Informationsbüro sowie Salvatore Marra, dem internationalen Beauftragten der CGIL. Orkan hob die zentrale Rolle Öcalans im kurdischen Freiheitskampf und seine Bedeutung als politischer Denker weit über Kurdistan hinaus hervor. „Sein Appell war nicht nur an Kurd:innen gerichtet, sondern an alle Völker des Nahen Ostens“, betonte er.
Salvatore Marra erklärte, dass der Schutz der Demokratie angesichts globaler Autokratisierung dringlicher sei denn je: „Während die Weltpolitik uns zu Gewalt aufruft, ruft Abdullah Öcalan zu Frieden und Dialog. Das ist der Unterschied. Deshalb stehen wir an seiner Seite.“ Marra verwies zudem auf die Angriffe auf Gewerkschaften und die Zivilgesellschaft – auch in Italien. Rechte Gruppen hatten kürzlich den CGIL-Hauptsitz attackiert. Dennoch, so Marra, bleibe die Gewerkschaft entschlossen: „Wir kämpfen für Pluralismus, Gerechtigkeit und politische Lösungen – auch in der kurdischen Frage.“
Nobelpreiswürdiger Friedensimpuls?
Auch Massimiliano Smeriglio vom Stadtrat Roms unterstrich Öcalans politische Bedeutung und bezeichnete seine Ideen als „einen neuen, demokratischen Paradigmenwechsel“. Er forderte öffentlich: „Öcalan sollte für seine Verdienste um den Frieden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet werden.“
„Öcalan muss frei sein, um eine Lösung zu ermöglichen“
Für die Nobelpreisträger:innen, die die internationale Öcalan-Kampagne unterstützen, sprach die norwegische Professorin Kariane Westerheim, die zugleich Vorsitzende der EU Turkey Civic Commission (EUTCC) ist. Sie erinnerte daran, dass mit wachsendem öffentlichem Druck selbst das Isolationsregime auf der Gefängnisinsel Imrali zumindest teilweise durchbrochen worden sei. Öcalans Appell, der unter anderem zur Debatte über eine mögliche Auflösung der PKK und ein gemeinsames Leben von Kurd:innen und Türk:innen aufrief, müsse ernst genommen werden. „Er muss frei sein, um seinen Beitrag zum Frieden leisten zu können“, so Westerheim. Auch die Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams hatte kürzlich bei einer Konferenz im EU-Parlament ihre Unterstützung für dieses Ziel bekundet.
„Die Kampagne ist nicht mehr nur Hoffnung – sie ist Realität“
Der britische Gewerkschafter Simon Dubbins (UNITE) trat mit einem Porträt von Öcalan auf die Bühne und zeigte sich kämpferisch: „Wir müssen die Kampagne massiv ausweiten. Die Idee, dass Öcalan freikommt, war einst ein Traum – heute ist sie eine realistische Möglichkeit.“
Dubbins betonte, dass die Grundwerte der kurdischen Bewegung mit den Werten der Gewerkschaften in Großbritannien übereinstimmen: „Der kurdische Freiheitskampf ist auch unser Kampf. Wir stehen Schulter an Schulter mit dem kurdischen Volk.“ Die „Freedom for Abdullah Öcalan”-Kampagne wird in Großbritannien von der britisch-irischen Gewerkschaft UNITE geleitet.
Zum Abschluss der Eröffnungsrunde sprach Zübeyde Zümrüt, Sprecherin der Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan“. Sie dankte allen Unterstützer:innen und rief dazu auf, den Kampf für die Umsetzung von Öcalans Friedensaufruf zu verstärken. Im Anschluss begann das erste Panel, moderiert von Dr. Gisela Penteker (IPPNW Deutschland) und Father Aris von MIGRANTE.
Weiteres Programm der Konferenz
Die Konferenz wird mit Redebeiträgen und Analysen fortgesetzt. Am zweiten Tag finden Panels statt, unter anderem über die lokale, regionale und globale Wirkung von Öcalans Vorstellungen über Frieden und demokratische Gesellschaft. Darüber hinaus steht ein zweigeteiltes Forum auf dem Programm, in dem Delegierte ihre Perspektiven und Empfehlungen einbringen. Zum Abschluss wird eine gemeinsame Abschlusserklärung veröffentlicht und der internationalen Öffentlichkeit vorgestellt.