HPG gedenken Xakurke-Gefallener

Die Guerillakommandantin Ronahî Tendurek und die Kämpferinnen Pervîn, Derya, Dîlan, Rewşen und Destan sind im Januar 2018 bei einem türkischen Angriff in der Region Xakurke in Südkurdistan gefallen.

Die Guerillakommandantin Ronahî Tendurek und die Kämpferinnen Pervîn, Derya, Dîlan, Rewşen und Destan sind im Januar 2018 bei einem türkischen Angriff auf die südkurdische Region Xakurke ums Leben gekommen. Das teilte das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) heute in einem Nachruf mit. Ronahî Tendurek war Mitglied der Gebietskommandantur in Xakurke und kämpfte 26 Jahre lang in der kurdischen Freiheitsbewegung. Die HPG würdigen Ronahî Tendurek als vorbildliche Kommandantin der Verbände freier Frauen (YJA Star) und Pervîn, Derya, Dîlan, Rewşen und Destan als beispielhafte Kurdinnen, die das Leben im patriarchalen System ablehnten und sich davon befreiten.

Die HPG gedenken der Gefallenen mit Respekt und Dankbarkeit und sprechen ihren Familien und dem Volk Kurdistans ihr Beileid aus. Zu ihrer Identität machen die HPG folgende Angaben:

                            

Codename: Ronahî Tendurek
Vor- und Nachname: Şükran Çiftçi
Geburtsort: Agirî
Namen von Mutter und Vater: Zerif – Musa
Todestag und -ort: 29. Januar 2018 / Xakurke

 

Codename: Pervîn Viyan
Vor- und Nachname: Roya Tendurist
Geburtsort: Ûrmiye
Namen von Mutter und Vater: Gulçîn – Halîs
Todestag und -ort: 29. Januar 2018 / Xakurke

 

Codename: Derya Deniz
Vor- und Nachname: Jiyan Çelik
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Şemsî – Fikret
Todestag und -ort: 29. Januar 2018 / Xakurke

 

Codename: Dîlan Cûdî
Vor- und Nachname: Canan Tatlı
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Taybet – İbrahim
Todestag und -ort: 29. Januar 2018 / Xakurke

 

Codename: Rewşen Ekin Zagros
Vor- und Nachname: Sıla Akyüz
Geburtsort: Adana
Namen von Mutter und Vater: Hanife – Ali
Todestag und -ort: 29. Januar 2018 / Xakurke

 

Codename: Destan Deniz
Vor- und Nachname: Kader Akkaya
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Nuriye – Yılmaz
Todestag und -ort: 29. Januar 2018 / Xakurke


Ronahî Tendurek


Ronahî Tendurek ist in Agirî geboren und mit der kurdischen Kultur aufgewachsen. Als der Guerillakampf in der Serhed-Region Wirkung zeigte, hatte sie erstmalig die Gelegenheit, Kämpfer:innen persönlich kennenzulernen. Die Begegnung mit den ersten Guerillagruppen hinterließ eine bleibende emotionale Verbindung. 1992 schloss sie sich der Guerilla in ihrer Heimatregion an. In ihrer Anfangszeit fasste sie die Guerilla ausschließlich als nationale Befreiungsbewegung auf. Mit der Zeit wurde ihr bewusst, dass es auch um einen gesellschaftlichen Wandel geht und sich der Kampf gegen die klassische kurdische Persönlichkeit und die Kollaboration mit dem Feind richtet. Die Analysen von Abdullah Öcalan zum Thema Frauenbefreiung eröffneten eine neue Welt für sie. Die Idee einer autonomen Frauenarmee war damals noch neu und es kam an verschiedenen Stellen zu ersten praktischen Versuchen. Durch diese Entwicklung vergrößerte sich Ronahîs Selbstvertrauen. Sie kämpfte bis 1996 in Serhed und kam dann in die Medya-Verteidigungsgebiete. Im folgenden Jahr war sie an der Front im Zap und setzte ihren Kampf trotz einer erlittenen Kriegsverletzung fort. Mit ihrer Kampferfahrung und ihrer Kreativität in der praktischen Arbeit übernahm sie Verantwortung auf Kommandoebene.


Zwischen 2007 und 2009 war sie als Kommandantin der YJA Star erneut in Serhed und trug zum kontinuierlichen Aufbau der Frauenguerilla bei. Danach hielt sie sich zur Ausbildung an der Haki-Karer-Akademie und bei der PAJK auf. In der Operationsschule Şehîd Rojîn Gewda bildete sie anschließend Hunderte Kämpferinnen aus, die ihre Fähigkeiten später im Widerstand gegen den IS bewiesen. In Xakurke übernahm sie Verantwortung in der Gebietskommandantur und war maßgeblich am Widerstand gegen die 2015 beginnenden Besatzungsangriffe der türkischen Armee beteiligt. Als Kommandantin zeigte sie großes taktisches Talent, gleichzeitig war sie immer eine Genossin, die ihren Mitstreiter:innen Kraft und Vertrauen vermittelte und ihre Widerstandsfähigkeit erhöhte. Die HPG würdigen Ronahî Tendurek als führende Militante, die im Frauenbefreiungskampf Kurdistans bleibende Werte erschuf und damit unvergesslich bleiben wird.

Pervîn Viyan


Pervîn Viyan ist in Ûrmiye in Rojhilat geboren und gehörte zum kurdischen Stamm der Şikakî. Sie zeigte schon früh eine rebellische und selbstbewusste Haltung und interessierte sich für die kurdische Freiheitsbewegung. Die Hinrichtung von Şirin Elemhulî, Ferzad Kemanger und drei weiteren Revolutionären am 9. Mai 2010 durch das iranische Regime machten sie sehr betroffen. Sie wurde zur PKK-Sympathisantin und schloss sich 2012 der Guerilla an. Ihre Grundausbildung fand in Xakurke statt. Wie sie selbst sagte, empfand sie das Leben in den Bergen als Neugeburt. Sie entwickelte sich schnell weiter und orientierte sich an der legendären Guerillakämpferin Bêrîtan, die 1992 in Xakurke ums Leben kam, weil sie die Kapitulation ablehnte. Nach der Praxis in Xakurke und weiteren Ausbildungen kämpfte sie im Gebiet Ermûş in Şemzînan und setzte sich gleichzeitig intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie auseinander. Ihre entschlossene Haltung als freie Frau behielt sie bis zum letzten Moment ihres Lebens bei.

Derya Deniz


Derya Deniz ist in Gever in der Provinz Colemêrg geboren und in einer patriotischen Familie aufgewachsen. Sie sympathisierte bereits als Kind mit der PKK und verfolgte mit großem Interesse den Kampf der Guerilla in der Region. Das Massaker von Roboskî, bei dem am 28. Dezember 2011 34 Jugendliche und junge Männer durch einen Luftangriff der türkischen Armee getötet wurden, war ein einschneidendes Erlebnis für Derya. Sie suchte nach Möglichkeiten des Widerstands und schloss sich in den Bergen von Gever der Guerilla an. Für ihre Grundausbildung kam sie nach Xakurke. Aufgrund ihrer praktischen Veranlagung und ihrer Intelligenz fiel ihr die Eingewöhnung nicht schwer. Sie konzentrierte sich darauf, eine freie Frau zu werden und sich und ihre Weggefährtinnen weiterzubilden. Dabei legte sie großen Wert auf die Methode der Kritik und Selbstkritik. An der Operationsschule Şehîd Rojîn Gewda vertiefte sie ihre ideologischen Erkenntnisse und ihre militärischen Fähigkeiten. Sie lernte die später gefallene Kommandantin Delal Amed kennen und profitierte von erfahrenen Kämpferinnen in ihrem Umfeld. Derya hatte große Träume und Ziele, für die sie bis zuletzt kämpfte.

Dîlan Cûdî

Dîlan Cûdî ist in Silopiya in der Provinz Şirnex geboren und in einem vom Widerstand geprägten Umfeld aufgewachsen. Sie kannte die PKK bereits als Kind und erlebte brutale Angriffe des türkischen Staates auf die Bevölkerung. Als sie alt genug war, ging sie in die Berge und wurde Guerillakämpferin. In ihrer Grundausbildung in Gare lernte sie mehr über die Geschichte ihres Volkes und entwickelte ein Bewusstsein über die Realität Kurdistans. Sie beteiligte sich mit großem Enthusiasmus am Guerillaleben und ging in Xakurke in die Praxis. Dort leistete sie bis zuletzt Widerstand gegen die türkischen Besatzungsangriffe und kämpfte gegen patriarchale Einstellungen.

Rewşen Ekin Zagros

Rewşen Ekin Zagros ist in Adana geboren. Ihre Eltern stammten aus Cizîr und mussten Kurdistan aufgrund der Kriegspolitik des türkischen Staates verlassen. Rewşen wuchs trotzdem mit der kurdischen Kultur auf und begann als Heranwachsende nach Alternativen zu dem von der kapitalistischen Moderne vorgegebenen Leben zu suchen. Ein solches Leben erschien ihr sinnlos. Zugleich lehnte sie männliche Herrschaft ab und empfand große Wut, wenn Frauen ermordet wurden und der Staat Massaker beging. In dieser Zeit beschäftigte sie sich eingehender mit der PKK und entschied sich für den bewaffneten Kampf. Von Istanbul aus machte sie sich auf den Weg in die kurdischen Berge und musste dabei viele Hindernisse überwinden. Die auftretenden Schwierigkeiten bewältigte sie mit Geduld, Entschlossenheit und Sturheit. Der Guerilla schloss sie sich in Amed an, dort erhielt sie auch ihre Grundausbildung. Nach den ersten Praxiserfahrungen, die sie aus vollen Zügen genoss, kam sie nach Xakurke und setzte ihre Ausbildung fort. Mit ihrer kämpferischen Persönlichkeit und ihrer großen Liebe für die Berge und ihre Weggefährt:innen entwickelte sie sich schnell zu einer kompetenten und geschätzten Militanten der YJA Star, die für die Frauenbefreiung kämpfte und in allen Bereichen des freien Lebens Verantwortung übernahm.

Destan Deniz

Destan Deniz ist in Wan-Qelqelî geboren und mit der kurdischen Kultur aufgewachsen. Ihr erster Widerspruch entstand in der Schule, weil der Unterricht nicht in ihrer Muttersprache stattfand. Sie entwickelte eine tiefe Abneigung gegen die staatliche Assimilierungspolitik und schloss sich der kurdischen Freiheitsbewegung an. In den Bergen von Xakurke erhielt sie eine erste Ausbildung zur Guerillakämpferin und ging als Militante der YJA Star in die Praxis. Um besser gegen die heftiger werdenden Angriffe der türkischen Armee gewappnet zu sein, nahm sie an einem Ausbildungslehrgang für Frauen an der Operationsschule Şehîd Rojîn Gewda teil. Sie beschäftigte sich mit der Frauenbefreiungsideologie und ihrer eigenen Persönlichkeit und setzte sich das Ziel, eine freie Frau zu werden. Dieses Ziel verfolgte sie in ihrem gesamten revolutionären Leben.