Guerillakämpferin Cûdî Çekdar im Zap-Widerstand gefallen

Die YJA-Star-Kämpferin Cûdî Çekdar ist bei einem Angriff des türkischen Staates in der südkurdischen Zap-Region gefallen. Sie hatte sich aus Cizîr der Guerilla angeschlossen und unter anderem in Şengal gegen den IS gekämpft.

Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den Tod der Guerillakämpferin Cûdî Çekdar bekanntgegeben. Die Kämpferin der Verbände freier Frauen (YJA Star) kam am 11. Oktober bei einem Angriff der türkischen Besatzungstruppen in der Zap-Region in Südkurdistan ums Leben, wie es in einer Erklärung des HPG-Pressezentrums heißt. Zu ihrer Biografie macht die Organisation folgende Angaben:

Codename: Cûdî Çekdar

Vor- und Nachname: Kıymet Özmen

Geburtsort: Şirnex

Namen von Mutter und Vater: Emine – Mehmet

Todestag und -ort: 11. Oktober 2023 / Zap


Cûdî Çekdar wurde in der kurdischen Widerstandshochburg Cizîr (tr. Cizre) im Südwesten der Provinz Şirnex (Şırnak) geboren. Ihre Familie ist tief verbunden mit der Befreiungsbewegung Kurdistans und beteiligte sich in den frühen 1990er Jahren an den Serhildan von Botan. Diese Volksaufstände, die wenige Jahre nach Beginn des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ins Rollen kamen, waren die kollektive Antwort der kurdischen Bevölkerung auf die Politik von Massenmord und Vernichtung des türkischen Staates.


Mehrere Familienmitglieder von Cûdî Çekdar sind im bewaffneten Befreiungskampf gefallen. Dazu zählt auch ihr Onkel väterlicherseits, Hüseyin Özmen, der 1995 ums Leben kam. Durch die eigene Familiengeschichte und die Realität des türkischen Staates in Kurdistan lernte Cûdî Çekdar die PKK bereits früh kennen. Sie wurde Zeugin der im kurdischen Teil des Landes gültigen Unterdrückungspolitik und der zahlreichen Angriffe auf die Bevölkerung. Große Wut empfand sie 2014, als es zunächst im Zuge der Demonstrationen gegen die türkische Führung wegen ihrer Unterstützung für den „Islamischen Staat“ (IS) während des Kampfes um Kobanê und später bei Protesten gegen den Bau neuer „Kalekol“ – zur Festung ausgebaute Gendarmeriestationen – zu extralegalen Tötungen von mehreren Kindern sowie Jugendlichen durch türkische „Sicherheitskräfte“ und Mitglieder der islamistischen Hüda Par kam.


Unter diesem Eindruck entschied sich Cûdî Çekdar noch im selben Jahr, in die Berge zu gehen. Der Guerilla schloss sie sich im Cûdî-Gebirge an. Nach einem kurzen Aufenthalt dort wechselte sie in die Medya-Verteidigungsgebiete und absolvierte in Metîna ihre Grundausbildung. „Während ihrer Ausbildung lerne Hevala Cûdî die Feinheiten des Lebens der Guerilla in den Bergen kennen. Besonders beeindruckt war sie von den innigen Freundschaften, die vom gemeinsamen Tun leben, dem kommunalen Leben, dem respektvollen Umgang der einzelnen Weggefährt:innen miteinander. Sie merkte, dass sie sich nach diesem Leben gesehnt hatte, und wurde schnell zu einer Freundin, die von allen in ihrem Umfeld geliebt und respektiert wurde“, schreiben die HPG über Cûdî Çekdar.

Nach ihrem Aufenthalt in Metîna, wo sie sich sowohl am Widerstand gegen die türkische Besatzung beteiligte und militärisch als auch ideologisch weiterbildete, ging Cûdî Çekdar nach Şengal. Zwei Jahre lang beteiligte sie sich an der Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft, gegen die der IS im August 2014 einen Genozid und Feminizid verübt hatte. Sie wirkte daran mit, die Ezidinnen und Eziden gegen weitere Angriffe der Dschihadisten zu schützen, beteiligte sich an diversen Befreiungsoffensiven und unterstützte die Bevölkerung beim Auf- und Ausbau eigener Verteidigungsstrukturen. 2020 kehrte sie in die Berge zurück. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war die Invasion der türkischen Armee in Heftanîn.

Die Guerilla hatte damals die „Widerstandsoffensive Cenga Heftanînê” ausgerufen. Cûdî Çekdar war Teil der mobilen Einheiten, die vor allem in Gebieten wie Xantûr und Pîrbila immer wieder unter der Führung der YJA Star zuschlugen und den Besatzungstruppen empfindliche Schläge versetzten. Später wechselte sie zunächst wieder nach Metîna und im weiteren Verlauf in die Zap-Region, wo sie am Zendûra-Widerstand und der Offensive „Bazên Zagrosê“ mitwirkte. Die HPG bezeichnen Cûdî Çekdar als Avantgardistin, die immer in der Lage war, den Zeitgeist des Krieges zu treffen, und mit Pionierarbeiten vorpreschte. Angesichts ihres Verlusts spricht die Organisation der Familie der Gefallenen und der kurdischen Bevölkerung ihr Beileid aus.