Mütter vom Esenyurt-Platz: Wir fürchten uns nicht

Seit 15 Tagen versammeln sich Mütter von Hungerstreikenden am Esenyurt-Platz in Istanbul. Auch gestern saßen sie im Polizeikessel. Immer wieder kommt es zu Übergriffen. Die Mütter erklären: „Bei Gott, wir fürchten uns nicht.“

Die Mütter von hungerstreikenden Gefangenen haben sich am Esenyurt-Platz in Istanbul versammelt, um auf die Forderungen und die Aktion ihrer Kinder aufmerksam zu machen. Mit ihrem Widerstand kämpfen sie für die Aufhebung der Isolation des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan. Seit 15 Tagen protestieren sie pausenlos an dem belebten Platz. Gestern zeigten sie ein Transparent mit der Aufschrift „Isolation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit – Verleiht Leyla Güven eine Stimme“. Sie nahmen damit Bezug auf die Initiatorin des Hungerstreiks, Leyla Güven, die den Protest am 7. November 2018 begonnen hatte. Die Mütter sind von Polizisten mit Schildern und von Wasserwerfern umstellt. Ihre Personalien werden immer wieder von der Polizei kontrolliert, Journalist*innen an der Arbeit gehindert und Menschen, die gegen die Blockade protestieren, vertrieben.

Unsere Kinder sterben – Warum sieht das keiner?

Hazal Taş, Mutter des hungerstreikenden Ismet Taş, erklärte: „Was wollen sie denn mit ihrem Kessel bewirken? Es reicht, sie sollen die Isolation aufheben, dann kommen wir auch nicht jeden Tag hierher und setzen uns hin. Unsere Kinder sterben im Hungerstreik. Warum sieht das keiner? Seid ihr blind? Seid ihr taub? Während alle zu Hause sitzen und essen, kommen wir hierher und setzen uns hier hin. Das ist inakzeptabel. Wir wollen genauso wenig weinen, wie wir wollen, dass andere Mütter das erleben müssen. Es reicht. Bis heute haben hat es acht Tote gegeben. Es soll keine Toten mehr geben. Es muss eine Lösung gefunden werden.“ Zum Vorgehen der Polizei sagte sie: „Sie haben jegliches Maß der Unterdrückung verloren. Die Polizei agiert auf Befehl. Sie sollen es ihren Vorgesetzten sagen, sie müssen die Isolation aufheben. Glauben sie etwa, dass wir uns fürchten, wenn sie uns einkesseln? Bei Gott, wir fürchten uns nicht.“

Wir haben die Kette der Angst durchbrochen“

Ayfer Koçak, ebenfalls eine Angehörige, erklärt: „Trotz der Fastenzeit sind wir jeden Tag hier. Wir werden erst weggehen, wenn die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans und die Freiheit unserer Kinder gewährleistet ist. Sie kommen und umstellen uns. Wir fürchten uns nicht. Wir haben die Kette der Angst zerschlagen. Niemand soll sich fürchten.“ Die Aktion geht auch heute trotz der Polizeiabsperrung weiter.