Der 8. März wird seit mehr als einem Jahrhundert weltweit als internationaler feministischer Kampftag gefeiert. Es ist ein Tag des Widerstandes, der die Verbindungen unserer verschiedenen Kämpfe auf der ganzen Welt sichtbar macht. An diesem Tag bringen wir vereint und lauter denn je unseren Kampf um Befreiung zur Sprache. Wir machen deutlich, dass wir nicht nur an einem Tag, sondern in jedem Moment des Lebens kämpfen und Widerstand leisten - Widerstand gegen das patriarchale System, das auf der Unterwerfung der Frau aufbaut und mit seinen systematischen Angriffen die Gestalt eines gesamten Krieges gegen Frauen annimmt.
Nicht zuletzt die Ermordung der HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz durch einen türkischen Faschisten in Izmir oder die Ermordung der Jugendaktivistinnen Nûjiyan Ocalan, Viyan Kobanê und Rojîn Ehmed Îsa durch einen gezielten türkischen Drohnenangriff auf die Jugendbewegung in Kobanê sind Ausdruck jenes Krieges gegen Frauen, der durch die Türkei angeführt wird. Mord, Folter und sexualisierte Gewalt sind Teil ihrer feminizidalen Politik, die mit der Unterdrückung der Frauen die Unterdrückung der gesamten Gesellschaft zum Ziel hat. Dabei stehen Frauen und LGBTIQ+, die für ihre Rechte und Freiheit kämpfen, immer mehr im Visier des türkischen Staates. Mit seiner Repression versucht er all jene Stimmen mundtot zu machen, die sich für ein freies Leben einsetzen. Tausende Frauen – Aktivistinnen, Politikerinnen, Journalistinnen, Künstlerinnen – sind unter den menschenunwürdigsten Bedingungen in den Gefängnissen der Türkei eingesperrt. Dabei führt uns der Fall der politischen Gefangenen Garibe Gezer, die durch Folter und sexualisierte Gewalt im Hochsicherheitsgefängnis Kandira getötet wurde, die Situation der zahlreichen politischen Gefangenen in der Türkei klar vor Augen. Aber auch die Situation der an Demenz erkrankten kurdischen Politikerin Aysel Tuğluk, die trotz ihrer schweren Erkrankung und ihres schlechten Gesundheitszustandes weiterhin in Haft gehalten wird, zeigt uns, wie Gefängnisse und Freiheitsstrafen vor allem als politische Rache eingesetzt werden.
All dies sind keine Einzelfälle, sondern Teil des gezielten Feminizids der Türkei in Kurdistan. Die Angriffe des türkischen Staates gegen die Frauenrevolution in Rojava intensivieren sich von Tag für Tag. Tägliche Verschleppungen, Vergewaltigungen und Ermordungen gehören auch dort zu seiner Eroberungsstrategie und bestimmen die aktuelle Situation der Frauen in den türkisch besetzten Gebieten in Nord- und Ostsyrien, beispielsweise in Efrîn.
Parallel zu den sich intensivierenden Angriffen wächst jedoch auch der Widerstand. Die Frauenrevolution in Nord- und Ostsyrien zeigt uns, dass eine gesellschaftliche Alternative zu Nationalstaat und Patriarchat möglich ist. Tagtäglich verteidigen die Frauen ihre Existenz durch den Aufbau eines friedlichen Zusammenlebens auf Grundlage gemeinsamer Anerkennung und Solidarität. Mit ihrem Widerstand, ihrer Kraft und Selbstorganisierung in allen Lebensbereichen wehren und organisieren sie sich gegen ihre Unterdrückung und sind damit Inspiration für Frauen auf der ganzen Welt.
Die Frauen- und feministischen Bewegungen auf der ganzen Welt zeigen uns, dass unser Kampf für Selbstbestimmung erfolgreich sein wird, wenn wir unsere Kräfte vereinigen, uns gemeinsam organisieren und uns zusammen dem patriarchalen System widersetzen. All das macht uns deutlich, dass unser Kampf um Befreiung ein internationaler ist.
All diese Beispiele geben uns Kraft für unsere Kämpfe hier in Deutschland. Auch hier verwenden wir jeden Tag dafür, unser eigenes System, eine Alternative aufzubauen. Wir organisieren uns und lernen uns jeden Tag aufs Neue kennen. Wir organisieren unsere Vielfalt sowie die Umsetzung unserer Wünsche, unserer Träume und unserer Utopien.
Lasst uns unsere Kämpfe miteinander verbinden und gemeinsam unseren Widerstand auf die Straße tragen, damit unsere Hoffnung und unser Kampf für Frieden und Freiheit Wirklichkeit werden. Unsere Kraft, unser Zusammenhalt und unsere Organisierung sind stärker als ihre Unterdrückung!
Die Frauenrevolution ist nicht aufzuhalten! Jin Jiyan Azadî!