Von Abdullah Öcalan gibt es seit 36 Monaten keine Nachricht mehr. Der PKK-Begründer und kurdische Vordenker wird seit 25 Jahren auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali isoliert. Für die Freilassung von Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage wurde am 10. Oktober 2023 eine internationale Kampagne gestartet. Der vorläufige Höhepunkt der weltweiten Bewegung war die Großdemonstration am 17. Februar in Köln.
Am Freitag wurde mit einer in Köln abgegebenen Erklärung die zweite Phase der Offensive eingeleitet. An der Pressekonferenz nahmen unter anderem der US-amerikanische Konfliktforscher Dr. Thoreau Redcrow, die schottische Aktivistin und Journalistin Sarah Glynn, der Kölner Linkspolitiker Jörg Detjen und die beiden KCDK-E-Vorsitzenden Zübeyde Zümrüt und Engin Sever teil.
Zübeyde Zümrüt erklärte, Abdullah Öcalan sei der Hauptakteur im Kampf für Freiheit und müsse als Verhandlungspartner für eine Lösung der kurdischen Frage und eine Demokratisierung der Türkei anerkannt werden. Zum bisherigen Verlauf der Kampagne sagte Zümrüt: „Wir möchten den Tausenden Aktivistinnen und Aktivisten in fünf Kontinenten, 93 Ländern und 185 Städten auf der ganzen Welt unseren Respekt, unsere Liebe und unsere Dankbarkeit ausdrücken. Wir haben große Kraft und Moral erhalten, weil sich gezeigt hat, dass wir nicht allein sind."
Die erste Phase der weltweiten Kampagne sei abgeschlossen und die zweite Phase habe am 1. März begonnen, so Zümrüt weiter: „Wir werden das Erdoğan-Regime definitiv dazu zwingen, die Tore des Imrali-Kerkers zu öffnen, in dem Rêber Apo als Geisel gehalten wird. Wir werden dieses schmutzige, grausame und volksfeindliche Erdoğan-Regime vor der ganzen Welt bloßstellen.“
Redcrow: Ziviler Ungehorsam vor dem CPT
Dr. Thoreau Redcrow, ein amerikanischer Analyst für globale Konflikte, sagte, einer der Schwerpunkte im nächsten Teil der Kampagne richte sich an die europäischen Institutionen, weil diese sich weigerten, den türkischen Staat für Verstöße gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte zur Rechenschaft zu ziehen. „Einen Menschen einzusperren gilt als grausam, und ihn auf diese Weise des menschlichen Kontakts zu berauben, gilt als Folter. Das ist es, was die Türkei in den letzten drei Jahren mit Abdullah Öcalan gemacht hat."
Dr. Redcrow wies darauf hin, dass dies nach europäischem, US-amerikanischem und sogar türkischem Recht illegal ist, und betonte, dass die Verantwortung für die Verhinderung von Folter beim Europaratskomitee CPT liegt: „Die Weigerung des CPT, Herrn Öcalan zu besuchen, ist ein feiger und erbärmlicher Verzicht auf ihr einziges Mandat. Wenn das CPT nicht den Mut findet, beim Erdoğan-Regime auf einem Besuch der Insel Imrali zu bestehen, dann sollte es als Organisation nicht existieren." Vor dem CPT in Straßburg sind laut Redcrow im April weitere Proteste geplant: „Tausende Menschen werden einen Akt des zivilen Ungehorsams durchführen, um das CPT zu zwingen, seine Pflichten zu erfüllen und die Folterung von Abdullah Öcalan zu beenden."
Sarah Glynn: Wir wollen mit Öcalan zusammenarbeiten
Sarah Glynn aus Schottland sagte: „Menschen wie ich aus der ganzen Welt haben sich von Öcalans Ideen und der praktischen Umsetzung in Rojava inspirieren lassen. Und einige von uns haben das Glück, ihre Zeit der Verteidigung dieser Ideen und der dahinter stehenden Bewegung widmen zu können. Ich denke, wir können sagen, dass wir Öcalan-Unterstützer aus der ganzen Welt vertreten, von Brasilien bis Bangladesch, von Südafrika bis Sydney, von Washington bis Wales. Es sind Menschen, die in Öcalan und der kurdischen Bewegung eine Politik und eine Hoffnung sehen, die wir anderswo nicht finden können. Und das ist der Beweis dafür, dass eine andere Welt nicht nur möglich ist, sondern bereits entsteht. Wenn wir von einer besseren Welt träumen, brauchen wir einen Weg, um unsere idealistischen Träume in die Realität umzusetzen. Öcalan hat eine Philosophie vorgelegt, die uns helfen kann, den Weg zu ebnen. Wir wollen mit ihm zusammenarbeiten, um diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen."
Detjen: Die Bundesregierung muss ihren Kurs ändern
Jörg Detjen erklärte, er unterstütze die kurdische Bewegung seit 40 Jahren: „Ich bin seit 1999 Mitglied des Rates der Stadt Köln für Die Linke und setze mich seit sechs Jahren für die Freiheit der in der Türkei willkürlich verhafteten Menschen ein.“ Detjen forderte die Bundesregierung auf, ihre innigen Beziehungen zur Türkei zu beenden und sich für die Freilassung Öcalans einzusetzen.