Die schwedische Migrationsbehörde will die zehnjährige Buket allein in die Türkei abschieben. Das kurdische Mädchen lebt seit sechs Jahren Stockholm. 70.000 Menschen in Schweden haben die Entscheidung kritisiert und einen Abschiebestopp gefordert.
Der Fall von Buket wurde bekannt, als das Aftonbladet im Juni darüber berichtete, dass der Aufenthaltsantrag der Zehnjährigen abgelehnt wurde und sie allein in die Türkei geschickt werden soll, wo sie keine Verwandten hat. Ihre Mitschüler*innen protestierten dagegen und es wurde eine landesweite Unterschriftenkampagne gestartet. Der christdemokratische Abgeordnete Magnus Jacobsson brachte das Thema in einer Anfrage im Parlament ein.
Nach Angaben des Aftonbladet ist Buket als Baby von ihrer Mutter verlassen worden. Ihr Vater war nach Schweden gegangen und hat das Kind nach der Ablehnung seines Asylantrags in die Obhut einer in Stockholm lebenden Tante gegeben. Seitdem ist er verschwunden.
Im Juni ist bei der Migrationsbehörde beantragt worden, die Abschiebung von Buket auszusetzen. In dieser Woche lehnte das Amt eine erneute Aufnahme des Verfahrens ab. Damit ist eine Abschiebung jederzeit möglich.
Irfan Kök, der Mann von Bukets Tante, bezeichnete die Entscheidung der Migrationsbehörde gegenüber Aftonbladed als „schrecklich“. Zuvor habe noch Hoffnung bestanden, jetzt wisse die Familie nicht weiter.
In der schwedischen Öffentlichkeit stößt das Vorhaben, eine Zehnjährige alleine in die Türkei abzuschieben, auf Wut und Entsetzen. An der im Juni gestarteten Unterschriftenkampagne für eine Bleiberecht von Buket haben sich bisher 70.000 Menschen beteiligt.
Im April war der kurdische Aktivist Resul Özdemir mit einem Sonderflug aus Schweden in die Türkei ausgeliefert worden. Özdemir war während der Ausgangssperre in Cizîr (türk. Cizre) in den Jahren 2015/2016 verletzt worden und hatte in Schweden politisches Asyl beantragt. Das Asylgesuch wurde abgelehnt und Özdemir wurde nach seiner Abschiebung in die Türkei schwer gefoltert.