Nach mehrjähriger Vorbereitung wurde die Städtepartnerschaft zwischen der nordsyrischen Stadt Dêrik vergangene Woche mit der Unterzeichnung der Urkunde durch die Bürgermeisterinnen Monika Hermann und Rojin Çeto offiziell. Das ist nicht nur ein Novum für Deutschland, es ist die erste Städtepartnerschaft zwischen einer Stadt in Rojava und in Europa.
Elke Dangeleit ist im Vorstand des Vereins „Städtepartnerschaft Friedrichshain-Kreuzberg - Dêrik e.V.“ und erwartet, dass Friedrichshain-Kreuzberg die Stadt Dêrik in Rojava vor allem im sozialen Bereich, im Gesundheitsbereich und dem ökonomischen Bereich unterstützt. Außerdem werde man bei der Integration von Schutzsuchenden und Migrant*innen kooperieren. Beide Orte sind von einem multikulturellen Zusammenleben geprägt. In Kreuzberg lebt eine große Zahl an Kurd*innen und wie in Dêrik auch viele verschiedene andere ethnische und religiös Identitäten.
ANF sprach mit den Ko-Bürgermeister*innen von Dêrik, Rojin Çeto und Feremez Hemmo, über die zukünftige Zusammenarbeit der beiden Stadtverwaltungen.
Çeto: Wir werden über unser Selbstverwaltungsmodell berichten
Rojin Çeto betonte, dass sie die Städtepartnerschaft den Menschen, die sich in der Stadtverwaltung engagieren, den Familien der Gefallenen und der Bevölkerung von Rojava widmen. „Wir messen der Partnerschaft mit Kreuzberg große Bedeutung bei“, erklärte sie und kündigte eine gegenseitige Hilfe an.
Çeto berichtete, wie 2012 mit Beginn der Revolution von Rojava die Kurd*innen, Suryoye und Araber*innen zusammenkamen und im Kanton Cizîrê auf der Grundlage des Paradigmas der demokratischen Nation eine basisdemokratische Selbstverwaltung aufbauten: „Die deutschen Freund*innen sind neugierig auf unser Selbstverwaltungsmodell. Sie wollen erfahren, wie wir, während wir sieben Jahre einen schweren Krieg gegen die Dschihadisten geführt haben, dennoch die Arbeit der Stadtverwaltung pausenlos aufrechterhalten haben.“
Sie betonte, dass sich die beiden Stadtverwaltungen gegenseitig unterstützen könnten und sagte: „Wir wollen vor allem unsere Erfahrungen austauschen, sie können von uns zum Thema kommunale Verwaltung lernen und wir können viel von ihnen lernen. Dann werden wir gemeinsame Projekte entwickeln.“
Hemmo: Dieser Erfolg wurde durch den Kampf der Gefallenen verwirklicht
Der Ko-Bürgermeister Feremez Hemmo berichtete, wie eine deutsche Delegation sie vor sieben Monaten besuchte: „Die deutschen Freund*innen haben die Realität von Rojava in Dêrik gesehen und waren sehr bewegt. Nachdem sie dort waren, haben sie ihre Beobachtungen mit der Stadtverwaltung hier geteilt. Das beschleunigte den Prozess.“ Er führte weiter aus: „Uns ist diese Partnerschaft sehr wichtig. Dieser Erfolg ist den Gefallenen zu verdanken, die in den vergangenen acht Jahren gegen die grausamste Bande der Welt gekämpft haben. Unser Widerstand ist weltbekannt und die Völker der Welt wollen uns kennenlernen. Die Stadtverwaltung von Kreuzberg entschloss sich auf dieser Grundlage eine Partnerschaft mit einem von der Weltpolitik vergessenen Volk einzugehen.“
„Jetzt sollten die anderen Stadtverwaltungen von Kurdistan dran sein“
Der Politiker der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Hakan Taş, gratulierte zu dem Erfolg und erklärte, dass die Projekte mit der Stadtverwaltung von Dêrik von den Menschen in Kreuzberg unterstützt werden. Er betonte, dass nun auch andere Stadtverwaltungen in Kurdistan an der Reihe seien.