Türkei-Proteste in zahlreichen europäischen Städten

In Nürnberg, Hildesheim, Freiburg und mehreren Städten in Frankreich ist gegen die türkischen Angriffe auf das Flüchtlingscamp Mexmûr in Südkurdistan und die Medya-Verteidigungsgebiete protestiert worden.

Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie ist in zahlreichen Städten gegen die türkischen Angriffe auf Kurdistan protestiert und zu einer Einheit unter den Kurden aufgerufen worden.

Vor der Lorenzkirche in der Nürnberger Innenstadt organisierte das ‚Bündnis für Frieden in Kurdistan‘ eine Kundgebung mit dem Ziel, die Öffentlichkeit über die Fortsetzung der Kriegs- und Besatzungspolitik des türkischen Staates trotz Corona-Pandemie zu informieren.

In mehreren Reden wurde auf die Ermordung von drei Frauen aus dem Geflüchtetenlager Mexmûr am 15. April durch türkische Drohnen hingewiesen. Dort leben mittlerweile ca. 12.000 Menschen nach den Prinzipien des Demokratischen Konföderalismus und verteidigen ihr selbstbestimmtes Leben erfolgreich gegen alle Angriffe. Seit mittlerweile neun Monaten leidet die Bevölkerung von Mexmûr unter dem von der Barzanî-Partei PDK verhängten Embargo. Auch medizinische Ausrüstung gelangt nicht in das Lager. Der PDK ist die Kollaboration mit dem türkischen Staat wichtiger als die Gesundheit von Kurd*innen. Die Redner*innen gingen auf die prekäre Lage in Mexmûr ein und forderten ein Ende des Embargos und der türkischen Besatzung. Die internationale Staatengemeinschaft müsse den Luftraum über Mexmûr bzw. Nordirak sofort schließen.

Zentrales Thema und Tenor der Forderungen auf der Kundgebung war die Notwendigkeit einer innerkurdischen Einheit. Dabei wurde auf die Mahnung des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan hingewiesen, der vor zwei Tagen in einem Telefongespräch mit seinem Bruder eindringlich betonte: „Die Kurden brauchen keinen Krieg und kein Blutvergießen, sondern Frieden. Wenn es ein Problem gibt, dann muss dies im Dialog gelöst werden.“

Sprecher*innen des Bündnis für Frieden in Kurdistan betonten, dass dieser Wille zur friedlichen Lösung der Konflikte, der die Politik der PKK seit langer Zeit auszeichnet, endlich gehört und respektiert werden muss. So müsse die PDK ihre Kollaboration mit dem türkischen Staat aufgeben, der seine Einflussnahme und Besatzungspolitik in Südkurdistan seit den 1990er Jahren immer weiter vorantreibt. Durch die Errichtung weiterer Militärstützpunkte am Rande der Medya-Verteidigungsgebiete in den Qendîl-Bergen würde die militärische Eskalation angeheizt und die Gefahr eines „Bruderkriegs“ sei groß.

Während der Kundgebung wurde in mehreren Sprachen der Aufruf der Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland KON-MED zu den Luftangriffen auf Mexmûr verlesen und lag auch als Ausdruck vor. Ein Windstoß sorgte dafür, dass die Flugblätter auch tatsächlich flogen. Angepasst an die Bedingungen und Auflagen in Zeiten der Pandemie war die Teilnehmerzahl vom Nürnberger Ordnungsamt auf 50 begrenzt. Mund-Nasenschutz sowie Abstandsregelungen wurden angeordnet und selbstverständlich eingehalten. Eine Namensliste der Kundgebungsteilnehmer*innen wurde angefertigt und kann im Fall eines Infektionsnachweises vom Gesundheitsamt beim Anmelder eingesehen werden. Passant*innen durften nicht am Kundgebungsort verweilen. Deshalb wurden die Reden infektionsfrei auf Video aufgezeichnet und später in sozialen Medien veröffentlicht.

Auf dem Angoulemeplatz in Hildesheim hat aus demselben Anlass eine Kundgebung stattgefunden. Viele Teilnehmende trugen Masken in den kurdischen Farben grün-rot-gelb.

 

Auch auf dem Platz der alten Synagoge in Freiburg fand eine Aktion statt, bei der die türkischen Angriffe auf Kurdistan und der Verrat der PDK verurteilt wurden.

Weitere Protestaktionen fanden in Paris, Drancy, Toulouse und Villeneuve-Saint-Georges in Frankreich statt.