Tony Burke: Öcalan auf dieser Insel nicht allein lassen

Der britische Gewerkschafter Tony Burke arbeitet in der Kampagne für die Freiheit von Abdullah Öcalan und sieht Europa in der Pflicht. Die EU habe vielfältige Möglichkeiten, das rechtswidrige Vorgehen der Türkei zu sanktionieren.

Der Generalsekretär der britischen Gewerkschaft Unite the Union, Tony Burke, engagiert sich in der internationalen Kampagne für die Freiheit von Abdullah Öcalan und will die Aktivitäten schneller vorantreiben: „Öcalan wird auf dieser Insel nicht allein gelassen werden."

Die Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan" wird von Unite the Union, einer der größten Gewerkschaften im Vereinigten Königreich mit 1,5 Millionen Mitgliedern, und der 700.000 Mitglieder umfassenden Gewerkschaft GMB geleitet. Mehrere andere Gewerkschaften und kulturelle Bewegungen nehmen ebenfalls an der Kampagne teil. Die beteiligten Organisationen vertreten Millionen Werktätige verschiedener Berufsgruppen.

Tony Burke ist außerdem Mitglied der internationalen Friedensdelegation, die 2019 die Türkei während des damaligen Hungerstreiks gegen die Isolation besucht hat.

Schweigen der EU ist beschämend

Gegenüber Mezopotamya Ajansi bezeichnete Tony Burke das Schweigen Europas zur Isolation des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan als „beschämend". Die EU habe keine entschlossene Haltung eingenommen, obwohl das Europäische Parlament durchaus in der Lage sei, etwas dagegen zu unternehmen: „Europa könnte eine viel klarere Haltung annehmen. In der Türkei herrscht eine Diktatur. Und wir sehen, dass die türkische Regierung Dinge sagen und tun kann, ohne sich vor der EU zu scheuen. Grund dafür ist das Schweigen der EU zu diesem Thema. Es ist nun schwieriger für uns, etwas dazu zu sagen, da das Vereinigte Königreich nicht mehr Mitglied der EU ist, aber das bedeutet nicht, dass wir zu diesem Thema keinen Druck ausüben werden."

Mandela des Nahen Ostens

Burke sagte, die Isolation sei ein Affront gegen die Menschheit: „Wir haben dies immer wieder auf jeder Plattform gesagt, Öcalan ist der Mandela des Nahen Ostens und muss freigelassen werden."

Burke fügte hinzu: „Leider pflegen die Regierungen vieler europäischer Länder lieber gute Beziehungen zur Türkei, als einen festen Standpunkt zu dieser humanitären Katastrophe einzunehmen. Auch in England gibt es jetzt eine konservative Regierung. Wir setzen uns diesbezüglich mit der Regierung in Verbindung, aber wir erzielen keine Ergebnisse."

EU könnte mit Leichtigkeit gegen die Isolation vorgehen

Burke wies darauf hin, dass Abgeordnete der englischen Arbeiterpartei die Isolation im Parlament oft zur Sprache bringen: „Unser Handlungsfeld hat sich etwas verengt, weil wir die EU verlassen. Aber wir versuchen, dieses Thema mit unseren europäischen Kolleginnen und Kollegen auf jeder Plattform, die wir finden, auf die Agenda zu bringen. Es ist sehr enttäuschend, dass die EU trotz ihrer Stellung und wirtschaftlichen Stärke keine Schritte unternommen hat, um die Einzelhaft zu beenden. Es wäre nicht schwer für sie."

Joe Biden muss auf das Thema aufmerksam gemacht werden

Burke nannte das Regime in der Türkei eine „Diktatur" und sagte: „Erdogan trifft immer extremere Entscheidungen. Was wir im Vereinigten Königreich und in anderen europäischen Ländern angehen müssen, ist, wie wir unsere Regierungen davon überzeugen können, zu sagen: , Öcalan muss jetzt freigelassen werden.' Dazu müssen die Regierungen aller Länder gedrängt werden und das ist keine leichte Aufgabe. Ich denke, einige europäische Länder können leichter überzeugt werden als andere. Mit Trump zum Beispiel wäre es naiv gewesen zu erwarten, dass die Vereinigten Staaten einen solchen Schritt unternehmen. Das war unmöglich. Trump glaubte, dass Erdogan ein großer Mann sei. Wie Joe Biden sich verhalten wird, ist noch unklar. Aber ich weiß, dass Biden offener ist, den Menschen zuzuhören. Und wir haben Freundinnen und Freunde in den USA, mit denen wir gewerkschaftlich zusammenarbeiten können. Wir gehen davon aus, dass Joe Biden und Kamala Harris darüber auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden können."

Öcalan nicht allein lassen

Tony Burke betonte seine Solidarität mit Abdullah Öcalan und sagte: „Diese Person wird auf einer Insel festgehalten! Es ist falsch und widerspricht allen internationalen Abkommen. Wir müssen uns mit dieser Person solidarisch zeigen. Wir müssen für diese Person da sein. Das ist eine Notwendigkeit der Demokratie und Menschlichkeit."

Burke sagte, dass mit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen die Kampagne beschleunigt wird und entsprechende Anträge dem britischen Parlament vorgelegt werden sollen. „Wir werden Seminare organisieren, in denen wir über die Lage Öcalans und Kurdistans reden werden. Darüber hinaus stehen wir in Kontakt mit dem Weltverband der Gewerkschaften und türkischen Gewerkschaften." Burke erklärte, dass sie auch beabsichtigen, die Türkei erneut zu besuchen, und dass sie planen, eine Delegation von Menschen aus verschiedenen Sektoren, einschließlich Gewerkschaftern und Arbeitern, einzurichten.