Tausende Menschen protestieren gegen Anschlag in Paris

Tausende Menschen laufen geschlossen vom Kulturzentrum Ahmet Kaya zur Großkundgebung auf der Place de la République in Paris. Die Wut der Demonstrierenden richtet sich auch gegen den französischen Staat.

Tausende Menschen haben sich vor dem Kulturzentrum Ahmet Kaya in Paris versammelt, um geschlossen zu der Großdemonstration auf der Place de la République zu laufen. In dem Kulturzentrum wurde in der vergangenen Nacht Wache gehalten, auch aus anderen europäischen Ländern werden zahlreiche Demonstrant:innen erwartet. Auftakt der Kundgebung ist um 12 Uhr.

Vor dem kurdischen Kulturzentrum sind am Freitag drei Menschen erschossen worden: Die langjährige Revolutionärin Evîn Goyî (Emine Kara), der Musiker Mîr Perwer (M. Şirin Aydın) und der Patriot Abdurrahman Kızıl. Weitere Menschen wurden verletzt und werden im Krankenhaus behandelt.


Der Attentäter war vor zehn Tagen aus dem Gefängnis entlassen worden und hätte eigentlich unter staatlicher Aufsicht stehen müssen. Er kam mit einer Tasche voller Munition vor das Kulturzentrum, Zeugenaussagen zufolge soll er dort von einem Auto abgesetzt worden sein. Danach schoss er mehrfach auf Menschen vor dem Kulturzentrum sowie auf ein kurdisches Restaurant und einen kurdischen Friseursalon gegenüber. Überwältigt wurde er von den Anwesenden beim Friseur. Die Polizei traf vierzig Minuten nach den gezielten Schüssen auf die drei kurdischen Einrichtungen ein, Krankenwagen nach dreißig Minuten. Angaben zufolge sollen Verletzte an Blutverlust gestorben sein.

Wie Agit Polat, Sprecher des Demokratischen Kurdischen Rats in Frankreich (CDK-F), am Freitag auf einer Pressekonferenz erklärte, haben kurdische Vertreter:innen innerhalb der letzten drei Wochen zweimal mit den französischen Sicherheitsbehörden gesprochen und Schutzmaßnahmen eingefordert. Das wird ihnen jetzt von Politik und Justiz zugesichert – nach drei Toten und drei Verletzten. Die heutige Demonstration in Paris richtet sich daher auch gegen den französischen Staat und die These eines rassistischen Einzeltäters. Kurdische Organisationen sind davon überzeugt, dass es kein Zufall sein kann, wenn zehn Jahre nach dem bis heute ungesühnten MIT-Attentat gegen drei Kurdinnen im Pariser Kurdistan-Informationszentrum ein weiterer gezielter Anschlag stattfindet.