Mari Hadschi, ihr Ehemann Ahmet al-Hasan und ihre fünf Kinder zwischen neun und 19 Jahren haben in den Abendstunden des 9. August versucht, über die türkische Grenze vom besetzten Serêkaniyê in die gleichnamige nordkurdische Stadt Serê Kaniyê (türk.: Ceylanpınar) zu kommen. Beim Versuch der Grenzüberquerung wurden sie gestellt und schwer misshandelt. Das Martyrium der Familie begann, als Soldaten sie an der Grenze gefangen nahmen. Sie wurden etwa drei Stunden festgehalten und mit Schlagstöcken misshandelt.
Demütigung, Gewalt und Raub auf Militärstation
Gegen drei Uhr nachts wurde die Familie anschließend in den Keller einer Militärstation in Qosêr (Kızıltepe) gebracht und weiter geschlagen. Die Mädchen wurden von den Soldaten ausgezogen, die Kleidung der Mutter wurde mit einem Messer zerstört. Die Soldaten nahmen 16.000 Dollar an sich, die sie in der Unterwäsche von Mari Hadschi fanden.
„Sie haben uns zu einer Militärbasis in Kızıltepe gebracht. Dort habe ich ihnen gesagt: ‚Du bist ein Mann, du darfst mich nicht durchsuchen‘. Sie haben mich mit Gewalt ausgezogen und mir meine Unterwäsche mit einem Messer heruntergeschnitten. Als das Geld auf den Boden fiel, haben sie es auf einen Tisch gelegt und erneut angefangen, mich zu schlagen. Als mein Mann protestierte, haben sie ihn auch geschlagen. Das haben sie vor den Augen meiner Kinder gemacht. Die Menschen, die aus Syrien kommen, erleben so etwas tagtäglich“, berichtet Mari Hadschi.
Nach weiteren Misshandlungen wurde die Familie an der Grenze ausgesetzt. Am 19. August gelang der Familie schließlich die Einreise und sie erhielt einen vorübergehenden Aufenthaltstitel in der Türkei. Sie wandte sich an den Menschenrechtsverein IHD und reichte Klage bei der Oberstaatsanwaltschaft in Mêrdîn (Mardin) ein.