Störaktion für Rojava an der Universität Bielefeld

Kurdische und internationalistische Studierende sind in Vorlesungen der Universität Bielefeld gegangen, um über den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei gegen Rojava aufzuklären.

Auf Aufruf der Studierendenverbänden JXK und YXK sind Aktivistinnen und Aktivisten durch Vorlesungssäle der Universität Bielefeld gezogen und haben über den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei gegen Rojava informiert. Die Aktion stieß auf reges Interesse, viele Anwesende brachten ihre Solidarität durch Beifall zum Ausdruck.

Die Studierenden verlasen folgende Erklärung:

Liebe Kommilitonen, liebe Kommilitoninnen,

wir sprechen zu euch, weil in Rojava derzeit ein schmutziger Krieg geführt wird  - weil die Türkei einen Krieg gegen ein basisdemokratisches Gesellschaftsmodell, gegen eine multiethnische und pluralistische  Bevölkerung führt. Weil Krieg gegen Mensch und Natur auf jedem Ort dieser Welt, Krieg gegen uns alle ist!

Am 9. Oktober hat die türkische Armee nach langen und öffentlichen Drohungen Erdogans begonnen, die selbstverwaltete Region Rojava in Nordsyrien erneut zu bombardieren. Seitdem bombardiert die türkische Luftwaffe die Region und nimmt dabei gezielt die Zivilbevölkerung, Krankenhäuser und zusätzlich Posten der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten der YPG und YPJ ins Visier, die das Gebiet entschlossen und mit allen Mitteln gegen die türkischen Besatzer verteidigen.

Etliche Tote und hunderte Verletzte

Unter dem Decknamen „Operation Peace Spring“ versucht die Türkei dieser Invasion einen positiven Beigeschmack zu verleihen, doch die Realität ist erneut ein faschistisch-motivierter, barbarischer und brutaler Vernichtungsfeldzug!

Das Ziel ist ganz klar: die Kurd*innen vollständig aus dem Gebiet zu vertreiben, das Bestehen einer basisdemokratischen Alternative zu stoppen, das Annektieren syrischer Gebiete an die Türkei und die Beihilfe zur Wiederkehr des sogenannten Islamischen Staates. Wir betonen auch hier: Bisher konnten mehr als 800 IS-Kämpfer fliehen, da türkische Kampfbomber ihnen die Flucht ermöglichten. 

Warum erzählen wir euch das?

In Rojava wird ein systematischer Krieg gegen Mensch und Natur geführt - und auch diesmal sind deutsche Waffen mit an vorderster Front dabei und werden zum Mittel für Krieg, Tod, Vertreibung, geographische Zerstörung, Zwangsansiedlung von islamistischen Milizen und Flucht. Verantwortlich macht sich für diese kriegerische Eskalation daher nicht nur der Hauptakteur Türkei, sondern ebenfalls Europa.

In Rojava lebt die Bevölkerung seit Jahren friedlich und gemeinsam das alternative Gesellschaftsmodell des „Demokratischen Konföderalismus“. Der Demokratische Konföderalismus ist ein basisdemokratisches Modell, welches die Gleichberechtigung von allen Ethnien, Geschlechtern und Religionen anstrebt. Ein Angriff auf Rojava bedeutet daher ein Angriff auf Millionen von Menschen - und auch auf uns!

Denn sollte uns nun allen bewusst sein, dass der Sieg über den sogenannten Islamischen Staat nur durch den furchtlosen und verlustreichen Kampf der kurdischen Verteidigungseinheiten der YPG, YPJ sowie der SDF möglich war, welche über elftausend Menschenleben opferten, um die weltweit reichste Terrororganisation, den IS zu zerschlagen und zeitgleich die türkischen Invasionsversuche abzuwehren. Auch sollten wir wissen, dass mit einer türkischen Invasion Rojavas ein Nest von islamistischen, faschistischen und imperialistischen Milizen erbaut werden würde, das wir derzeit mit internationaler Solidarität verhindern können.

Daher wenden wir uns an die Öffentlichkeit und auch an euch:

Der Krieg, der derzeit in Rojava geführt wird, ist nicht - wie von türkischer Seite behauptet ein Krieg gegen „Terroristen“ - dieser Krieg ist ein Angriff auf die Gesellschaft Rojavas. Wir vertreten demokratische Kräfte, Fortschrittlichkeit und möchten keine Art von Faschismus, Abwertung, Diskriminierung, Hierarchie, Sexismus und Ausgrenzung dulden.

Wir sagen: Kein Platz für türkische Staatspropaganda, Verherrlichung von völkerrechtswidrigen Kriegen und Ignoranz an unserer Universität! Faschismus muss hier und heute entlarvt und beantwortet werden! Rojava muss daher vor allem auch hier auf die Tagesagenda und verteidigt werden. Denn nur die internationale Solidarität wird Freiheit von Ausbeutung, Faschismus und Unterdrückung, die Befreiung der Frau und die Einheit von Mensch und Natur nachhaltig gewährleisten können.

Lasst uns - zahlreich - kämpferisch - solidarisch - kraftvoll - laut und entschlossen - an den Protesten gegen die türkischen Besatzungspläne und der deutschen Kriegsunterstützung teilnehmen! Die Errungenschaften der Rojava-Revolution sind auch unsere Errungenschaften. Für ein freies Leben – für die Alternative! Bijî berxwedana Rojava – Lang lebe der Widerstand in Rojava!