Starosta: „Österreich und Deutschland müssen Rojava anerkennen!“
Bei einem Vortrag im kurdischen Gesellschaftszentrum in Wien berichtete Anita Starosta von medico international über die desaströse humanitäre Lage in Nordostsyrien.
Bei einem Vortrag im kurdischen Gesellschaftszentrum in Wien berichtete Anita Starosta von medico international über die desaströse humanitäre Lage in Nordostsyrien.
Es gibt nicht genug Trinkwasser, zu wenig Strom und viele Menschen leben in Angst vor den nächsten Drohnen-Attacken der türkischen Armee. So ließe sich der Bericht von Anita Starosta über die Situation in Rojava kurz zusammenfassen. Die Historikerin besuchte am Montagabend das kurdische Gesellschaftszentrum in Wien, um über die humanitäre Lage in der Region zu berichten. Starosta ist bei der Hilfs- und Solidaritätsorganisation medico international für die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Syrien, Irak, Türkei und Kurdistan zuständig. Nach Wien eingeladen wurde sie vom Bündnis Defend Kurdistan, das auch in Wien Solidaritätsarbeit leistet.
Zuletzt war Anita Starosta nach dem Erdbeben, welches in der Region im Februar viele Todesopfer forderte, in Rojava. In Wien berichtete sie über die erschwerten Aufräumarbeiten in der Region, die vom Embargo der Türkei und von den internationalen Sanktionen gegen Syrien behindert werden. Die Zerstörung durch das Erdbeben führe in Kombination mit der Klimakrise, der türkischen Staudamm-Politik und der daraus hervorgehenden Wasserknappheit zu einer erhöhten Seuchen-Gefahr.
Trotz aller Widrigkeiten versuche die Selbstverwaltung in Rojava, die Lage im Griff zu behalten und die demokratischen Räte und Frauenstrukturen weiter zu stärken. Behindert würden sie dabei auch von der österreichischen und deutschen Außenpolitik, welche dem türkischen Regime den Rücken stärke. Erst im Oktober war der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer in Ankara, ohne dabei den Drohnenkrieg in Rojava zu erwähnen. Vor rund zwei Wochen folgte ein Treffen des deutschen Kanzlers Olaf Scholz mit Erdogan – auch er erwähnte Rojava mit keinem Wort. Das ist nicht zuletzt brisant, weil im Camp Hol und anderen Gefangenenlagern in Rojava viele IS-Leute aus EU-Ländern interniert sind, unter anderem auch aus Deutschland.
Die deutsche und österreichische Regierung ließen die Selbstverwaltung mit den IS-Leuten allein, kritisiert Starosta im kurdischen Verein in Wien. Was auch daran liege, dass deutsche und österreichische Behörden die Selbstverwaltung nicht anerkennen und somit keine offiziellen Abkommen mit Rojava abschließen können. Die Lösung? „Österreich und Deutschland müssen Rojava anerkennen!“ so Anita Starosta.