„Soziologie der Freiheit“ von Abdullah Öcalan in Turin vorgestellt

Das Buch „Soziologie der Freiheit“ von Abdullah Öcalan ist an der Universität Turin vorgestellt worden. Es referierten Dario Padovan, Gianfranco Ragona und Davide Grasso.

Das Buch „Soziologie der Freiheit“ von Abdullah Öcalan ist in italienischer Übersetzung an der Universität Turin vorgestellt worden. Bei dem Buch handelt es sich um den dritten Band von Öcalans „Manifest der demokratischen Zivilisation“, das zwischen 2007 und 2010 auf der Gefängnisinsel Imrali verfasst wurde. Die italienische Ausgabe ist bei Punto Rosso unter dem Titel „Sociologia della Liberta“ erschienen.

Bei der Veranstaltung an der Fakultät für Kulturen, Politik und Gesellschaft am Dienstag referierten Dario Padovan, Professor für Umweltsoziologie, Gianfranco Ragona, Professor für Geschichte des politischen Denkens, und Davide Grasso, Professor für Recht und Ethik in Zeiten des Krieges. Dreißig Studierende und Akademiker:innen nahmen an der Präsentation teil.

Grasso: „Einflussreiche Bewegungen lassen sich von Öcalan inspirieren"

Davide Grasso erinnerte an die harten Haftbedingungen von Abdullah Öcalan, der seit zwanzig Jahren vom türkischen Regime auf der Gefängnisinsel Imrali in völliger Isolation gefangen gehalten wird. Diese Bedingungen haben den Schreibprozess mit Hindernissen gespickt. Dennoch sei Öcalan eine Symbolfigur für einen großen Teil der Bevölkerung im Nahen Osten: „Sehr einflussreiche Bewegungen in der Politik des Nahen Ostens lassen sich von dem politischen Vorschlag dieses Autors inspirieren." In seinem Beitrag fasste Grasso das Konzept der Soziologie, der Gesellschaft und des Staates zusammen, das Öcalan in seinem Buch „Soziologie der Freiheit" vorschlägt, und hob die Kritik an den positivistischen und eurozentrischen Sozialwissenschaften hervor.

Ragona: „Dieses Buch ist eine Herausforderung

Gianfranco Ragona erinnerte daran, dass sich Öcalans Denken aus dem Studium und der Kritik zahlreicher revolutionärer Erfahrungen in der Geschichte entwickelt hat; insbesondere verglich er anarchistisches Denken und Öcalans Analyse und stellte Gemeinsamkeiten in der Konzeption von Wissenschaft, Recht und Revolution fest. Er betonte auch, wie wichtig es für die Revolutionär:innen von heute ist, das staatliche Konzept des revolutionären Denkens des 20. Jahrhunderts zu kritisieren, und erklärte: „Dieses Buch ist eine Herausforderung für einige Vorstellungen, die wir von der Welt haben, und es ist wichtig, dass es unter Revolutionären diskutiert wird. Es ist heute von grundlegender Bedeutung, ein alternatives System aufzubauen, in dem ein freies Leben verwirklicht werden kann."

Padovan: „Positivistische Wissenschaften können das Problem nicht lösen"

Dario Padovan erklärte, die Soziologie sei zum Social Engineering geworden, weil sie sich auf das positivistische Modell gestützt habe, das sich jedoch als unfähig erwiesen habe, die Probleme der kapitalistischen Moderne zu analysieren und zu lösen. Stattdessen, so Padovan, sei in dieser Hinsicht ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Der Vortrag wurde mit einer Analyse der Gemeinsamkeiten zwischen Öcalans Denken und dem von Braudel, Lukacs, Rosa Luxemburg und Murray Bookchin fortgesetzt.

Das Seminar endete mit einer Diskussion und der Hoffnung, dass Öcalans Denken an den Universitäten mehr behandelt und zu einer Säule des Denkens in den Geistes-, Politik- und Sozialwissenschaften wird.