Sozialtheoretiker Immanuel Wallerstein ist tot

Im Alter von 88 Jahren ist der postmarxistische Soziologe, Sozialwissenschaftler und Weltsystemtheoretiker Immanuel Wallerstein gestorben.

Immanuel Wallerstein war der Begründer der Weltsystemtheorie. Er gehörte zu den Pionieren der Ausweitung soziologischer Theoriebildung und Forschung auf die Welt als Einheit der Analyse. Nun ist er im Alter von 88 Jahren verstorben.

Wallersteins Weltsystemanalyse, mit welcher er die Tendenz einer Expansion des kapitalistischen Systems zu einem globalen Wirtschaftssystem bereits während des Kalten Krieges erkannte, bildet bis heute das intellektuelle Grundgerüst einer der einflussreichen Strömungen des marxistischen Denkens, deren Vertreter*innen den antikapitalistischen und globalisierungskritischen Bewegungen auch politisch in Solidarität verbunden sind.

Immanuel Wallerstein kam am 28. September 1930 in New York auf die Welt. Zuletzt lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1999 an der Binghamton University in New York. Er beeinflusste mit seinem holistischen Ansatz des Weltsystems, bei dem er die wissenschaftlichen Teilbereiche der Geschichte, Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften und Soziologie zusammenhängend analysierte, zahlreiche politische Bewegungen und theoretische Denker. Auch auf die wirtschaftshistorischen und ökonomischen Analysen Abdullah Öcalans, dem Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, hatte Wallersteins Weltsystemtheorie großen Einfluss.