Vom 20. bis zum 23. August haben sich aus ganz Deutschland Mitglieder der kurdischen Studierendenverbände JXK und YXK in der Eifel zu ihrem traditionellen Sommercamp versammelt. Vier Tage lang fand ein reger Austausch zwischen Aktivistinnen und Aktivisten aus dem gesamten Bundesgebiet statt, viele sahen sich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder. Das Bildungsangebot des Camps begann am ersten Tag mit einem Seminar über die Geschichte Kurdistans, welches auch eine wichtige Grundlage für das Thema des Folgetages bieten sollte: Jineolojî – die Wissenschaft der Frau.
Die Jineolojî kritisiert das elitäre, patriarchale, positivistische Verständnis von Wissenschaft. Als radikales Denken entwickelt sie stattdessen Wissen und Methoden für die Erforschung und Überwindung patriarchaler, staatlicher und kapitalistischer Wissens- und Herrschaftsformen mit dem Ziel der Frauenrevolution für eine freie Gesellschaft. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit der Jineolojî wurde am zweiten Tag des Camps die Rolle der Frauenbefreiungsbewegung und ihrer ganzheitlichen Ansätze aufgezeigt. Auch die aktuelle politische Lage, sowohl in Kurdistan als auch hierzulande und sonst auf der Welt wurden ausführlich analysiert und bewertet.
Ein besonderer Programmpunkt bestand im weiteren Verlauf der Zusammenkunft in der Vorführung des Filmes „Ji bo Azadiyê“ über den Widerstand der Zivilen Verteidigungseinheiten YPS (kurd. Yekîneyên Parastina Sivîl) während der türkischen Militärbelagerung zwischen Dezember 2015 und März 2016 in Sûr, der historischen Altstadt von Amed, sowie der Möglichkeit, mit Personen zu sprechen, die an der Verwirklichung des Projekts beteiligt waren. Der Film von Ersin Çelik wurde in der nordsyrischen Stadt Kobanê gedreht, Produzentin ist die Filmkommune von Rojava.
Im kommunalem Zusammenleben war es den Studierenden zudem möglich, neue Kontakte zu knüpfen und Hevaltî – kurdisch für Freundschaft – praktisch zu leben. Die JXK und YXK gehen gestärkt aus dem Sommercamp hervor, an dessen Ende eine Verbandssitzung stand, auf der neue Kampagnen besprochen und die kommenden Arbeiten koordiniert wurden.
Bei ihrem Sommercamp riefen die Mitglieder der beiden Studierendenverbände außerdem zur Teilnahme am diesjährigen „Langen Marsch” für die Freiheit von Abdullah Öcalan auf, der am 5. September in Hannover startet und am 11. September in Hamburg abgeschlossen wird.