Solidarität nach rassistischem Angriff in Kassel

Fast zwei Jahre nach einem rassistisch motiviertem Mordversuch an einem Minicar-Fahrer in Kassel ist der Täter noch immer nicht gefasst. Aktivist:innen rufen zur Solidarität mit dem Angegriffenen auf.

In Erinnerung an den Mordversuch an dem Minicar-Fahrer Efe im Juni 2020 haben Aktivist:innen von Kein Schlussstrich in der Nacht auf den 16. März in ganz Kassel „imitierte Fahndungsplakate“ verteilt. Auf den Plakaten wird auf die bislang erfolglose Tätersuche und fehlende Ermittlungserfolge verwiesen.

Die antirassistischen Aktivist:innen beschreiben den Angriff gegen Efe wie folgt: „In der Nacht des 21. Juni 2020 wurde der Minicar-Fahrer Efe während seiner Arbeitszeit von einem Fahrgast während des Bezahlens mit den Worten ‚Scheiß-Ausländer, nur Geldfresser‘ rassistisch beleidigt. Anschließend stach der Täter Efe mit einem Messer in den Hals.“

Efe konnte sich selbst zu einem nahe gelegenen Krankenhaus retten und überlebte den lebensbedrohlichen Angriff, leidet jedoch bis heute an den physischen und psychischen Folgen der Tat. „Efe kann bis heute noch nicht wieder arbeiten und ist jede Woche in therapeutischer Behandlung. Er lebt in der Angst, dem Täter erneut zu begegnen, und fürchtet, dass der Täter anderen Menschen etwas antun könnte oder bereits angetan hat“, beschreibt Kein Schlussstrich die jetzige Situation des vor zwei Jahren Angegriffenen.

Luca Alt, einer der beteiligten Aktivist:innen, erklärt zu der Plakataktion in der letzten Nacht: „Mit der Aktion wollen wir darauf aufmerksam machen, dass auch nach fast zwei Jahren noch kein Täter gefunden wurde. Wir wollen dem Täter zeigen, dass wir ihn nicht in Ruhe lassen, dass wir seine rassistische Tat nicht vergessen! Und wir wollen uns mit Efe solidarisieren, denn wir haben ihn und seinen Kampf nicht vergessen." Efe musste seinen Job als Minicar-Fahrer aufgeben. Zur finanziellen Unterstützung initiierten Unterstützer:innen 2020 eine bis heute laufende Spendenkampagne: https://www.betterplace.me/solimitefe.

„Die Schwere der Tat und das rassistische Motiv sind unverkennbar. Der Mordversuch ist kein Einzelfall und zählt zu einer Reihe rechter Gewalttaten in Kassel. Der Tat an Efe gingen u.a. der Mord an Halit Yozgat (2006), der Mordversuch an Ahmed I. (2016) und der Mord an Walter Lübcke (2020) voraus. Die Folge rechter Gewalttaten in Kassel muss ein Ende finden. Die Taten dürfen niemals in Vergessenheit geraten und die Ermittlungen im Fall Efe müssen endlich zu einem Fahndungserfolg führen“, so die Aktivist:innen von Kein Schlussstrich. „Ein großes Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit ist entscheidend, um die Suche nach dem Täter voranzutreiben. Hierzu bedarf es einer ständigen Thematisierung des Falls durch Presse und politische Akteur:innen. Dies schließt auch die Verbreitung der Spendenkampagne aus Solidarität mit Efe ein.“