Um gegen den Angriffskrieg der Türkei auf Rojava/Nordsyrien zu protestieren, blockieren seit den frühen Morgenstunden mehrere Aktivist*innen zwei Werkstore des Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann in Kassel. Sie ketteten sich mit dem Hals an die Werkstore, andere erkletterten zwei mitgebrachte sechs Meter hohe Stahl-Dreibeine (Tripods), um die Einfahrt von Fahrzeugen zu blockieren. Die Aktivist*innen besetzten unter anderem auch Teile des Dachs des Konzerns. Mit der Aktion kritisieren sie auch die Politik der deutschen Bundesregierung. „Wirtschaftssanktionen werden so gut wie nicht in Betracht gezogen", prangert eine Aktivistin an. „Der Grund dafür ist ja klar: Wie immer geht es dem Geflecht aus Politik und Industrie nur darum, Profite zu erwirtschaften, koste es was es wolle – oder wie viele es wolle, in diesem Fall.“
In der Erklärung zu der Blockade schreiben die Aktivist*innen:
Wir sind eine autonome Kleingruppe, die sich alleinig zum Zweck dieser Aktion zusammengefunden hat. Wir sind zutiefst betroffen von dem Krieg der Türkei, aber auch empört über das fehlende Rückgrat dieses Landes, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen – schließlich stammt ein nicht unerheblicher Teil der Waffen, mit denen die Türkei ihre Invasion vorantreibt, aus Deutschland. Einige davon, allen voran Komponenten des Leopard 2 Panzers, wurden in diesem Werk produziert", so eine Aktivistin, die sich an das Werkstor gekettet hat. „Ziel unserer Aktion ist es, den reibungsfreien Ablauf dieser Kriegsschmiede so lange wie möglich zu unterbrechen.”
Erdogan kündigt seit Jahren offen an, Rojava angreifen zu wollen, aber trotzdem lieferte die deutsche Rüstungsindustrie weiterhin Waffen. Nicht einmal jetzt, wo sich der expansive Charakter des türkischen Faschismus eindeutig offenbart, sind die Verantwortlichen gewillt, dem ein Ende zu setzen: Bereits genehmigte Export-Aufträge dürfen weiter ausgeführt werden und neue Aufträge werden angenommen, vorausgesetzt, sie können nicht im Krieg gegen Rojava genutzt werden. „Wirtschaftssanktionen werden so gut wie nicht in Betracht gezogen", prangert eine Aktivistin an. „Der Grund dafür ist ja klar: Wie immer geht es dem Geflecht aus Politik und Industrie nur darum, Profite zu erwirtschaften, koste es was es wolle – oder wie viele es wolle, in diesem Fall."
Die Menschen in Rojava versuchen solche Logiken zu überwinden. War 2012 die Unabhängigkeit vom Joch des Assad-Regimes erreicht, realisierte die Bevölkerung seitdem ein Gesellschaftsmodell, dass in seiner demokratischen Vision sämtliche westliche sogenannte „Demokratien" in den Schatten stellt. Menschen organisieren sich in Räten, Kommunen und Kooperativen, kapitalistische Dynamiken werden hinterfragt, ökologische Prinzipien etabliert, soziale Konflikte werden im Dialog gelöst und Frauen erkämpfen ein anti-patriarchales Bewusstsein.
All das soll jetzt durch die überwiegend aus djihadistischen Kämpfern zusammengesetze Söldnerarmee der Türkei zerstört werden. „Atheisten und Ungläubige, wir kommen euch holen. In ein paar Stunden werden Köpfe rollen" – verkünden Söldner in einem Video. Entsprechend grausam zeigt sich dann auch deren Kriegsführung: Krankenhäuser, Wohngebiete und zivile Konvois wurden gezielt bombardiert, Zivilist*innen auf der Straße hingerichtet.
Doch Rojava wehrt sich, nicht nur die militärischen Einheiten kämpfen, auch Zivilist*innen helfen: sie versorgen Verwundete, decken Kriegsverbrechen auf und versuchen humanitäre Korridore zu schaffen.
Wir bewundern den Widerstand der Menschen in Rojava und ganz Kurdistan, wir bewundern euren Mut und eure Kraft.
Ob ihr kämpft, fliehen müsst oder bleibt, wir sind im Herzen bei euch!
Feministische, solidarische Grüße besonders an alle Freundinnen und Kämpferinnen in Rojava, die nicht nur den Kampf gegen den Faschismus, sondern jeden Tag auch gegen das Patriarchat in einer männerdominierten Gesellschaft führen müssen.
Nieder mit dem Faschismus! Nieder mit den Profiteuren des Faschismus, ihr seid kein bisschen besser! Für eine Welt jenseits von Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg!
Jin, Jiyan, Azadi!