Prozess gegen Meşale Tolu und andere fortgesetzt

Im Prozess gegen 27 Angeklagte in Istanbul wurde heute die Ausreisesperre gegen Meşale Tolus Ehemann aufgehoben. Einer der Vorwürfe in dem Verfahren betrifft eine Gedenkveranstaltung für Ivana Hoffmann.

Im Prozess gegen die ETHA-Korrespondentin Meşale Tolu und weitere 26 Angeklagte aus dem Umfeld der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (Ezilenlerin Sosyalist Partisi, ESP) ist überraschend das Ausreiseverbot für Meşale Tolus Ehemann Suat Çorlu aufgehoben worden. Die deutsche Journalistin, die mit ihrem Mann im April 2017 festgenommen worden war und über sieben Monate in Untersuchungshaft verbrachte, hatte die Türkei vor zwei Monaten verlassen können und war zur heutigen Verhandlung erneut nach Istanbul gereist. Den Angeklagten drohen wegen Terrorismus-Vorwürfen bis zu zwanzig Jahre Haft.

Die heutige Verhandlung wurde von der Bundestagsabgeordneten Margit Stumpp (DIE GRÜNEN) und dem deutschen Generalkonsul Michael Reiffenstuel beobachtet. Meşale Tolu forderte Freispruch für sich und ihren Mann.

„Ivana Hoffmann war Sozialistin“

Ein weiterer Angeklagter, Ali Aykul aus dem ESP-Vorstand, erklärte vor Gericht zu dem Vorwurf, er habe an einer Gedenkveranstaltung für die im März 2015 in Nordsyrien ums Leben gekommene Deutsche Ivana Hoffmann teilgenommen: „Ivana Hoffmann war Sozialistin und auch ich bin Sozialist. Sie hat ihr Leben im Kampf gegen den IS verloren. An der Gedenkveranstaltung habe ich aufgrund meiner humanistischen Gedanken teilgenommen.“ Bei allen ihm zum Vorwurf gemachten Aktivitäten handele es sich um solche, die vor den Augen der Polizei stattgefunden hätten. „Wären sie illegal gewesen, hätte die Polizei eingegriffen“, so Ali Aykul.

Neben Suat Çorlu wurden auch die Meldeauflagen gegen Mukaddes Erdoğdu Çelik aufgehoben. Die Verhandlung wurde auf den 10. Januar vertagt.