Proteste in der Türkei und Kurdistan: Erdoğan, tritt zurück!

In Ankara, Istanbul und vielen anderen Städten der Türkei und Nordkurdistans gingen die Menschen mit Rücktrittsforderungen gegen Erdoğan auf die Straße.

Die erneute Abwertung der türkischen Lira scheint für viele Menschen das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. In Istanbul und Ankara gingen Menschen auf die Straße und forderten den Rücktritt des türkischen Regimechefs Tayyip Erdoğan.


In Istanbul-Kadıköy hatte die Arbeiterpartei der Türkei (TIP) und die Partei des Sozialistischen Wiederaufbaus (SYKP) zum Protest aufgerufen. Den Demonstrationen schlossen sich immer mehr Passant:innen an und forderten die AKP und Erdoğan zum Rücktritt auf. Die Protestierenden zogen mit Transparenten und Fackeln durch die Straßen. Die TIP erklärte auf eine Kundgebung vor der Filiale der Zentralbank von Istanbul: „Wir werden diejenigen, die unser Brot stehlen, zur Rechenschaft ziehen. Wir werden die Türkei aus der Dunkelheit holen und ins Licht bringen.“

Proteste in Ankara

Auch in Ankara protestierten Menschen vielerorts auf den Straßen. In Esat, Tunalı, Mamak und an der Universität ODTÜ gingen die Menschen auf die Straße, um die Regierung zum Rücktritt aufzufordern. Die Teilnehmer:innen ließen sich auch nicht von Versuchen der Polizei, die Demonstrationen zu verhindern, abhalten. Zuerst strömten Menschen spontan in Esat im Stadtviertel Çankaya auf die Straßen. Die Anwohner:innen klapperten mit Töpfen und Pfannen und riefen die Regierung zum Rücktritt auf. Die Polizei versuchte vergebens, die Demonstration zu verhindern. Anschließend versammelten sich Menschen im Kuğulu-Park und zogen durch die Straßen der Stadt. Im Stadtteil Mamak fanden ebenfalls spontane Demonstrationen statt.

Polizeiangriff auf Demonstration an Universität

Auch an der Technischen Universität (ODTÜ) in Ankara versammelten sich Protestierende und zogen über den Campus. Als die Studierenden den Campus verlassen wollten, griff die Polizei die Teilnehmer:innen mit Pfefferspray an. Journalist:innen, welche die Festnahmen dokumentierten, wurden geschlagen und festgehalten. Erst nach der Auflösung der Aktion wurden die Journalist:innen freigelassen.

Proteste auch in Amed

Auch in der nordkurdischen Stadt Amed (tr. Diyarbakır) protestierten Menschen mit Töpfeklappern gegen die AKP und forderten den Rücktritt der Regierung.


Lira erreichte erneuten Tiefstand

Die türkische Lira hat mit 14,46 Lira für einen Euro einen erneuten Tiefstand erreicht. Die massive Abwertung der Währung führt zu einer extremen Verteuerung auch von Grundnahrungsmitteln. Immer weniger Menschen in der Türkei und Nordkurdistan können sich ernähren. Währenddessen versucht Erdoğan weiter, die durch Krieg und verfehlte Politik herbeigeführte Krise durch nationalistische Parolen in einen „wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg“ umzumünzen. Ob ihm es so gelingt, die immer mehr unter Verarmung leidende Bevölkerung erneut auf seine Seite zu ziehen, ist fraglich.