Polen: Hungerstreik und Protest gegen Abschottung
Etwa 100 Schutzsuchende sind im Internierungslager von Wędrzyn in Polen in den Hungerstreik getreten. Am Lager Krosno Odrzańskie kam es derweil zu heftigen Protesten solidarischer Aktivist:innen.
Etwa 100 Schutzsuchende sind im Internierungslager von Wędrzyn in Polen in den Hungerstreik getreten. Am Lager Krosno Odrzańskie kam es derweil zu heftigen Protesten solidarischer Aktivist:innen.
Vergangene Woche traten 100 Schutzsuchende im Internierungslager von Wędrzyn in einen Hungerstreik. Die Migrant:innen kommen vorwiegend aus Südkurdistan und dem Irak. Sie protestieren gegen die gefängnisartigen Bedingungen im Lager. Das Internierungslager befindet sich auf einem Militärstützpunkt und gilt als „bewachtes Auffanglager" für Personen, die die Grenze aus Belarus überquert haben. Es ist bereits die zweite solche Protestaktion in dem Lager.
„Unmenschliche und erniedrigende Behandlung“
Das Lager in Wędrzyn wurde im Jahr 2021 von der stellvertretenden polnischen Menschenrechtskommissarin Hanna Machińska und im November 2021 von der Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, und ihrem Team inspiziert. Beide stellten fest, dass die Bedingungen dort und in anderen Internierungslagern „inakzeptabel“ seien und „die grundlegenden Garantien zur Verhinderung unmenschlicher und erniedrigender Behandlung nicht erfüllen“.
Nach Angaben von Hanna Machińska befinden sich mehr als 1.500 Menschen in Auffanglagern nahe der polnischen Grenze zu Belarus. Teilweise seien Kinder und Jugendliche so verzweifelt, dass sie sich selbst töten wollten. Machińska erklärte: „Kinder und Familien mit Kindern, Frauen... Opfer von Folter sollten nicht an solche Orte geschickt werden.“
In dem Lager sind Berichten zufolge 600 Menschen, 24 Personen pro Zimmer, untergebracht. Es gibt nur zwei Kubikmeter Platz pro Person, berichtet Machińska. Sie fügt an, dass „Wędrzyn von der polnischen Landkarte verschwinden sollte. Es ist der schlimmste Ort“. Weiterhin wird der Zugang von Hilfsorganisationen und Presse weiterhin verweigert, daher kommen kaum Berichte aus dem Grenzgebiet.
Laut dem Projekt „Missing Migrants“ der UN-Organisation IOM sind seit Anfang 2021 mindestens 21 Menschen an den Grenzen zwischen der EU und Belarus gestorben. Bei sieben der Menschen waren die Todesursachen „gemischt oder unbekannt“. Sechs der Opfer starben aufgrund von Krankheit oder mangelndem Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung. Fünf Menschen starben aufgrund „rauer Umweltbedingungen / Mangel an angemessener Unterkunft, Nahrung und Wasser“, zwei starben aufgrund von „Gewalt" und eine Person ertrank. Drei der Verstorbenen waren Kinder, so die IOM, drei waren weiblich und 17 männlich.
Verhandlungen mit Hungerstreikenden
Über die aktuelle Situation der Hungerstreikenden ist wenig bekannt, da nur staatliche Informationen nach außen dringen. Die Behörden erklärten, die Schutzsuchenden hätten den Hungerstreik nach Gesprächen beendet.
Entschlossener Protest von Antirassist:innen
Am Wochenende protestierten Aktivist:innen gegen die Internierung von Schutzsuchenden unter dem Motto „Refugees are welcome here“ in Krosno Odrzańskie, dabei kam es zu heftigen Polizeiangriffen. Die Aktivist:innen wehrten sich gegen die Polizeiattacken und es fanden schwere Auseinandersetzungen statt.