Der kurdische Revolutionär Fazil Botan ist am 15. Juni 2022 in Frankreich verstorben. Das teilt das Zentralkomitee der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit. Botan war seit 1988 in der kurdischen Befreiungsbewegung aktiv. Er war unter anderem Mitglied des Militärrats der Volksverteidigungskräfte (HPG) und kämpfte in Rojava gegen den islamistischen Terror. 2015 wurde er bei einem Unfall schwer verletzt und kam auf Umwegen zur medizinischen Behandlung nach Europa, wo er im vergangenen Jahr an den Folgen seiner Verletzung verstarb.
Die PKK würdigt Fazil Botan als einen der großen Helden des Befreiungskampfes, der als legendärer Kommandant eine große Rolle bei der Entwicklung der Guerilla spielte. „Unser Genosse Fazil Botan hat seit seinem Beitritt zur Partei große Entwicklungen herbeigeführt und fast auf jedem Meter Boden in Kurdistan gekämpft. Er war einer der erlesenen Kommandanten, die dem Feind mit ihrer großartigen Guerillataktik schwere Schläge versetzten“, erklärt die PKK in ihrem Nachruf. Um die Unterdrückung des kurdischen Volkes und der anderen Völker im Nahen Osten zu beenden, habe Fazil Botan jahrzehntelang einen atemlosen Kampf geführt. Dazu befähigt habe ihn seine innige Verbundenheit mit seinem Land, sein Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Volk, sein leidenschaftlicher Freiheitsdrang und das für seine Heimatregion Botan typische patriotische Bewusstsein.
„Er erlebte die grausame Unterdrückung durch den Feind in Botan bereits in jungen Jahren und wuchs im Angesicht brutaler kolonialistischer Maßnahmen auf. Schon als Kind empfand er Wut und tiefen Hass auf den Feind“, schreibt die PKK. Diese patriotischen Empfindungen wurden später durch die apoistische Ideologie ergänzt und Fazil Botan sei so zu einem großen Kommandanten geworden: „Er war uneingeschränkt davon überzeugt, dass Rêber Apo das kurdische Volk vor der Völkermordpolitik retten wird. Dementsprechend erschuf er sich in jeder Periode neu. Wohin er auch ging, um eine Aufgabe zu erfüllen, von dort kehrte er mit unbedingtem Erfolg zurück. Er widmete sein Leben mit opferbereitem Geist der Guerillaarmee. Mit seinen Aktionen, seiner praktischen Haltung und seiner ethisch-politischen Einstellung war er ein beispielhafter Revolutionär und apoistischer PKK-Militanter, der unter seinen Genossinnen und Genossen ein Vorbild der Willensstärke und des Mutes war.“
Wie das Zentralkomitee der PKK mitteilt, ist Fazil Botan 1968 an den Ausläufern des Berges Cûdî geboren und gehörte dem Stamm der Gête an. 1988 schloss er sich in Botan der Guerilla an. Schon nach zwei Jahren übernahm er große Verantwortung. Anfang der 1990er Jahre kämpfte er in Gabar und trug zu der Entstehung mobiler Bataillone bei, die er kommandierte und die für die türkische Armee ein Albtraum waren. 1993 kam er zur Ausbildung an die zentrale Parteischule, wo er Abdullah Öcalan kennenlernte und eine prägnante Persönlichkeitsentwicklung erlebte. Ab 1994 war er zusammen mit Sakine Cansiz (Sara) und Emine Kara (Evîn Goyî) in der Kommandantur des mobilen Bataillons in Besta. 1997 kam er ein weiteres Mal an die Parteiakademie. Ab 1998 war er Kommandant in den Gebieten Kato Jîrka und Şax (Çatak). In der Zeit des Rückzugs der Guerilla aus dem türkischen Staatsgebiet hielt er sich eine Weile in Botan auf und war nach 2000 Kommandant in Qendîl und Xakurke. Bei der Guerillaoffensive vom 1. Juni 2004 übernahm er die strategische Aufgabe der Botan-Kommandantur. 2008 war er Frontkommandant im Zap und spielte eine wesentliche Rolle bei der fatalen Niederlage der türkischen Armee, deren Besatzungsversuch innerhalb von neun Tagen vernichtend zurückgeschlagen wurde. Er trug wesentlich zur Entstehung der Selbstverteidigungsstrategie, der Entwicklung moderner Guerillataktiken und der Errichtung von Tunnelanlagen bei. Seine Rolle bei der Entstehung und dem Schutz der Medya-Verteidigungsgebiete war prägend. Er gehörte zur Leitung des Hauptquartiers und war Mitglied des Militärrats der HPG. Später übernahm er Aufgaben in der Regionalkommandantur von Qendîl.
Als 2012 die islamistischen Angriffe auf die Revolution von Rojava begannen, kämpfte er dort an der Front. 2015 erlitt er bei einem Unfall während der Newroz-Feierlichkeiten schwere Verletzungen und kam zur Behandlung nach Europa. Am 15. Juni 2022 schloss er sich der Karawane der Gefallenen an.