Bei den traditionellen Ostermärschen haben am Wochenende in ganz Deutschland Tausende Menschen für mehr Frieden und gegen Aufrüstung und Abschottung demonstriert. Aktionen gab es in rund 100 Städten. In Lüchow im Wendland beispielsweise, wo erstmals ein Ostermarsch stattfand, nahmen rund neunzig Menschen bei gutem Wetter an einer Demonstration teil. Die Menschen zogen vom Kreishaus über den Markt zu einem Kriegerdenkmal, da Militarisierung von Politik und Gesellschaft einer der Schwerpunkte des Ostermarsches war.
Das Antimilitaristische Bündnis Wendland, das den Ostermarsch in Lüchow organisiert hatte, stellte fest, dass auch während der Corona-Pandemie in Deutschland die Rüstungsgeschäfte wachsen und die Gesundheitsversorgung nach wie vor nicht verbessert wird. Statt den Personalbestand zu erhöhen, würden meist unausgebildete Bundeswehrsoldat*innen herangezogen, womit das Erscheinungsbild von Soldaten im Stadtbild normalisiert werden soll.
Solidarität gilt Freiheitsbewegung in Kurdistan und Nord-und Ostsyrien
„Rüstung bedeutet Krieg, der gegen die Völker der Welt geführt wird. Unsere besondere Solidarität gilt der Freiheitsbewegung in Kurdistan und Nord-und Ostsyrien, deren Gebiete und Menschen von NATO-Truppen besetzt und angegriffen werden – auch mit finanzieller, logistischer, politischer, juristischer und technischer Unterstützung und Begleitung aus und in Deutschland. Rüstung bedeutet Gewalt und Vernichtung, die sich zu allererst gegen Frauen richtet. Die steigende Zahl der Femizide spricht darüber Bände”, hieß es in einem Redebeitrag.
FFF: Profitorientierter Kapitalismus Ursache für Zerstörung
Eine Rednerin der Klimagerechtigkeitsbewegung Fridays For Future erklärte, dass der profitorientierte Kapitalismus die Ursache für Zerstörung, Ausplünderung und Vernichtung sei, und dass, würden die Rüstungsausgaben in beispielsweise ernsthafte Bemühungen in die Energiewende gesteckt, die Klimakrise zügig reduziert werden könnte.
ABW fordert Ende von Werbung für Bundeswehr an Schulen
Auf der Abschlusskundgebung vor einem Kriegerdenkmal hob ein Redner vom Antimilitarischen Bündnis Wendland hervor, dass die Bundeswehr seit Abschaffung der Wehrpflicht ezwa 14.000 Minderjährige rekrutiert hat und dafür massiv Werbung an den Schulen und Ausbildungsbörsen betreibe. Gefordert wurde ein Ende dieser Praxis wie auch die Abschaffung von Bundeswehr und Polizei und Ersetzung durch zivile Strukturen und die Konversion von Rüstungsbetrieben.
Rheinmetall Entwaffnen ebenfalls aktiv
Das überregionale Bündnis „Rheinmetall entwaffnen“ hat sich vielerorts an den Protesten der Antikriegsbewegung über die Ostertage beteiligt. „In weiten Teilen Deutschlands wird das gesellschaftliche Leben zum dritten Mal runtergefahren. Und während nächtliche Ausgangssperren verhängt werden, laufen Rüstungsproduktion, Waffenexporte und die europäische Aufrüstung und Abschottung weiter als wäre nichts. Die Menschen sollen angesichts der Pandemie auf das soziale und kulturelle Leben verzichten, aber in den Fabrikhallen von Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann und Airbus gehen Maloche und Produktion weiter inklusive Corona-Ausbrüchen”, kritisiert das Bündnis.
Ostermarsch in Kassel | Foto: Rheinmetall entwaffnen
Der Aufruf von Rheinmetall entwaffnen, an den traditionellen Friedens-Ostermärschen in diesem Jahr teilzunehmen, erfolgte trotz unterschiedlichen Meinungen innerhalb des Bündnisses zur Frage, wie „sinnvoll” es sei, sich bei lokalen Ostermärschen einzubringen. „Wir wissen, dass die Entstehungsgeschichte der Ostermärsche seit den 60er Jahren geprägt ist von lokaler Unabhängigkeit und Dezentralität. Und so gab und gibt es in den verschiedenen Städten und Orten auch unterschiedliche Einschätzungen und damit auch unterschiedliche Aktionen von Rheinmetall entwaffnen. An manchen Orten haben wir uns an den traditionellen Ostermärschen beteiligt, an anderen kleine eigenständige Aktionen umgesetzt und an wieder anderen auch bewusst Alternativen zu den traditionellen Märschen geschaffen”, erklärt das Bündnis.
Spontane Veranstaltung vor den Toren des Rheinmetall-Werks in Unterlüß
Eingebracht haben sich die Mitglieder von Rheinmetall entwaffnen bei Märschen und Aktionen in Kassel, Lüneburg, Unterlüß, Berlin, Frankfurt und Eschborn. „Wir haben damit die deutsche Normalität angegriffen, die durch Aufrüstung und Abschottung geprägt ist, durch den offensichtlichen Vorrang der Produktion von Kriegsgerät vor der Gesundheit der Menschen und durch Repression und Verfolgung von Anti-Kriegsaktivist:innen und unseren kurdischen Freund:innen.”
Ostermarsch + Internationalistische Demonstration zum 4. April in Berlin
Mit diesem System kann und wird es keinen Frieden geben
Das Bündnis will sich auch in der kommenden Zeit für Gesundheit für alle und gegen Rüstungsproduktion, Waffenexporte und Abschottung einsetzen: „Wir setzen auf die Verbindung unserer Kämpfe mit anderen Organisationen und Bewegungsakteuren und auf Aktionsformen, die bewusst die Regeln brechen. Mit diesem System kann und wird es keinen Frieden geben.”