Nürnberg: Auftakt einer solidarischen Plattform „Genug! Für Alle!“

Als Antwort auf die vielfältigen Krisen startete in Nürnberg die solidarische Plattform „Genug! Für Alle!“. Das Ziel ist eine „Organisierung von unten“ mit der Entwicklung gemeinsamer Forderungen nach einer Umverteilung gesellschaftlicher Güter.

In Nürnberg gründete sich eine Plattform „Genug! Für Alle!“. Das Ziel ist, gemeinsam eine solidarische Lösung für die multiplen Krisen zu finden, die viele ausgrenzen, isolieren und verzweifeln lassen. Gegen die Ratlosigkeit angesichts der Klimakatastrophe, der weltweiten Kriege und Militarisierung sowie der sich verschärfenden ökonomischen Situation ist es besser, sich zusammenzuschließen, meinen die Initiator:innen. An den Vorbereitungstreffen nahmen Gruppen aus ökologischen, feministischen und kulturellen Spektren teil sowie gewerkschaftliche Verbände, die Falken, die Interventionistische Linke, das Medya Volkshaus und etliche unorganisierte Einzelpersonen.

Inklusive Orte der politischen Einmischung schaffen

Lange Zeit fiel es Teilen der linken Szene schwer, ihren subkulturellen Mikrokosmos zu verlassen und eine Sprache zu finden, die auch außerhalb der Hörsäle verstanden wird. Jetzt soll diese Abschottung zur Gesellschaft überwunden werden. Alle sind betroffen von einem System, das die Luft zum Atmen nimmt. „Es geht um uns Alle. Deshalb muss die praktische Unterstützung aus der Zivilgesellschaft kommen. Einer Zivilgesellschaft von und für Alle, die sich weder durch rechts vereinnahmen lässt noch von Verschwörungstheorien fantasiert“, so der Pressesprecher Lukas Müller. Man wolle zuhören, was die zu sagen haben, die in prekärer Isolation leben oder im Hamsterrad des täglichen Überlebens keine Kraft zur Artikulation finden. Inklusive Orte der politischen Einmischung sollen geschaffen werden, die Empowerment und auch konkrete Unterstützung bieten. Plätze, an denen Solidarität praktisch wird, wo soziale Wärme spürbar ist, wo man Kontakte knüpfen und sich vernetzen kann.

Kurdisches Volkshaus: Das Postulat „Kämpfe verbinden“ mit Leben füllen

Organisierung „von unten“ ist das Schlagwort. Die kurdische Freiheitsbewegung hat so vor fast einem halben Jahrhundert angefangen und damit ist bis heute erfolgreich. Deshalb hat sich auch das Medya Volkshaus zur Teilnahme entschlossen, um in der Diaspora das Postulat „Kämpfe verbinden“ mit Leben zu füllen.

Vergesellschaftung der Anbieter von Grundversorgung

Schnell war man sich einig: Im kapitalistischen System ist keine Lösung in Sicht. Lukas Müller formulierte das Anliegen so: „Wir sagen es ist Genug! Genug mit einem System, das Umwelt, Klima und Menschen für die Profitinteressen von Großkonzerne und Großkapital ausbeutet. Wir wollen bezahlbare Energie, bezahlbare Mieten und kostenlosen Nahverkehr. Wie das funktionieren kann? Grundsätzlich ist genug für alle da – wir müssen es nur anders verteilen. Es gibt kein fertiges Konzept – die Plattform „Genug! Für Alle!“ befindet sich im Prozess. Zunächst geht es um die aktuellen Probleme und Wünsche der Menschen, die in Nürnberg wohnen. Daraus wollen wir politische Forderungen erarbeiten und versuchen, diese in die Praxis umzusetzen.“ Mit dem Fokus auf Energie, Wohnen und Verkehr geht es um Themen, von denen alle betroffen sind. Der nächste logische Schritt dann wäre die Forderung nach Vergesellschaftung der Anbieter, die für die Grundversorgung zuständig sind, doch dies wolle man Schritt für Schritt ausarbeiten.

Auftakt mit „Food-Sharing Nürnberg“

Der Auftakt auf einem Platz inmitten eines migrantisch geprägten Stadtviertels wurde gut vorbereitet: „Food-Sharing Nürnberg“ stellte Essen zum Mitnehmen zur Verfügung. Es gab warme Getränke und sozialrechtliche Tipps. Ein offenes Mikrofon sowie Plakatwände animierten die Besucher:innen zur Formulierung ihrer Wünsche und Forderungen. Zukünftig soll „Genug! Für Alle!“ an jedem ersten Samstag im Monat mit praktischen Informationen, Unterstützung und Möglichkeiten des Zusammenschlusses präsent sein.