Neonazis verüben Sprengstoffanschlag auf Einbecker Antifaschistin

In Einbeck haben Rechtsextreme einen Anschlag auf die Wohnung einer Antifaschistin verübt. Einer der Nazis verletzte sich bei der Detonation eines Sprengsatzes selbst und legte eine Blutspur, die vor sein Wohnhaus führte. Verhaftet wurden sie aber nicht.

Rechtsextreme haben in der niedersächsischen Stadt Einbeck einen Sprengstoffanschlag auf die Wohnung einer 41 Jahre alten Antifaschistin verübt, die sich aktiv gegen die in der Region ansässige Neonaziszene engagiert. Gegen zwei 26 und 23 Jahre alte Tatverdächtige werde wegen des Verdachts der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion ermittelt, sagte Andreas Buick, Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft. Weil aber „nur“ eine Sachbeschädigung vorliege und es zum Zeitpunkt der Explosion „objektiv keine Gefährdung“ der Bewohner*innen gegeben habe, seien die beiden Männer inzwischen wieder auf freiem Fuß, so Buick.

Die beiden Tatverdächtigen sollen am frühen Mittwochmorgen den Briefkasten am Haus der Frau gesprengt haben. Die Sprengwirkung war offenbar so stark, dass Trümmer des Briefkastens mehrere Meter weit in den Wohnbereich geschleudert wurden. Der 26-jährige polizeibekannte Nazi verletzte sich dabei an der Hand und hinterließ auf der Flucht zahlreiche Blutspuren, die von der Polizei bis zur gemeinsamen Wohnung der beiden Männer verfolgt werden konnten. Nach der vorläufigen Festnahme der Tatverdächtigen wurde die Wohnung der beiden durchsucht. Es seien diverse Beweismittel, darunter auch Waffen, beschlagnahmt worden, die Auswertung laufe noch. Ein Zeuge hatte nach einem lauten Knall die beiden Männer vom Tatort weglaufen sehen und die Polizei alarmiert.

Die von dem Anschlag betroffene Antifaschistin war bereits in der Vergangenheit Adressatin von Bedrohungen durch Mitglieder der Einbecker Neonaziszene. Der Übergriff reiht sich damit ein in die bereits länger anhaltende Serie von Übergriffen durch Neonazis gegen engagierte Antifaschist*innen in Südniedersachsen. Der Göttinger Rechtsanwalt Rasmus Kahlen, der die 41-jährige Frau vertritt, sieht in dem Anschlag eine neue Dimension der Gewalt. „Das Ausmaß der angerichteten Zerstörung zeigt, wie gefährlich der Sprengsatz offensichtlich gewesen ist. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn sich ein Mensch hinter der Tür befunden hätte.“ Einbeck gilt seit längerem als eine Hochburg von Neonazis.

Die antifaschistische Szene aus dem südlichen Raum von Niedersachsen fordert Solidarität mit der angegriffenen Frau und ruft zu einer Kundgebung in Einbeck auf. Diese findet am morgigen Freitag (12. Juni) um 17 Uhr vor dem REWE in der Marktstraße statt.