NAV-DEM: Solidarität mit Efrîn auf neue Stufe heben

Der kurdische Dachverband NAV-DEM ruft dazu auf, die Solidarität mit Efrîn auf eine neue Stufe zu heben, um den Druck auf die politisch Verantwortlichen zu erhöhen.

Ayten Kaplan und Tahir Köcer haben als Ko-Vorsitzende von NAV-DEM, dem Demokratischen Gesellschaftszentrum der Kurd*innen in Deutschland, eine gemeinsame Erklärung zu den aktuellen Geschehnissen in Efrîn und der Solidaritätsbewegung in Deutschland abgegeben.

Darin stellen sie fest, dass es immer schwieriger wird, den von der Türkei ausgelösten Krieg in der medialen Öffentlichkeit zu halten. Der Protest muss auf eine neue Stufe gehoben werden, um politischen Druck aufzubauen, so die beiden NAV-DEM-Vorsitzenden.

Wir dokumentieren die Erklärung in voller Länge:

„Seit nunmehr 18 Tagen halten die Angriffe der türkischen Armee und ihrer islamistischen Partner auf Afrin an. Wir werden alle Zeuge dessen, wie der türkische Staat einen schmutzigen Krieg gegen die Zivilbevölkerung von Afrin führt. Die Zahl der zivilen Opfer beläuft sich mittlerweile auf mehr als 150. Ganze Dörfer wurden durch die türkische Luftangriffe dem Erdboden gleichgemacht. Uns erreichen Videos und Berichte von Kriegsverbrechen, welche die türkische Armee und ihre Partner in der Region begehen. So gibt es Berichte über den Einsatz von Giftgas durch das türkische Militär. Und wir sehen alle, wie die politischen Machthaber dieser Welt diesem Angriffskrieg tatenlos zusehen oder sich damit begnügen, ihre vermeintliche Besorgnis zum Ausdruck zu bringen.“

Historischer Widerstand

„Doch wir sind alle auch Zeugen eines historischen Widerstandes. Der Vormarsch der türkischen Armee auf Afrin stockt und das trotz andauernder Angriffe aus der Luft und waffentechnischer Überlegenheit. Die Bevölkerung von Afrin ist trotz der akuten Lebensgefahr in großen Teilen nicht bereit, ihre Heimat zu verlassen. Im Gegenteil, am vergangenen Wochenende sind die Menschen aus Afrin und der gesamten Föderation Nordsyrien zu hunderttausenden auf die Straße gegangen und haben damit deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie sich diesem Krieg der Türkei mit aller Kraft und mit allen Mitteln entgegenstellen werden. Sie und wir alle wissen, dass in Afrin nicht nur ein Stück Land gegen einen Aggressor verteidigt wird. In Afrin wird auch ein demokratisches Gesellschaftsmodell, eine freiheitliche Perspektive für Syrien und den gesamten Mittleren Osten verteidigt.“

Proteste intensivieren

„Wir sind in den vergangenen 18 Tagen auch in Deutschland und anderen Teilen der Welt täglich gemeinsam auf die Straßen gegangen. Wir haben den Menschen in Afrin gezeigt, dass sie nicht alleine in ihrem Widerstand sind. Und wir haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass dieser Widerstand weiter auf der medialen und politischen Agenda unseres Landes bleibt. Uns ist bewusst, dass es mit jedem Tag nun schwieriger wird, diesen Krieg in der medialen Öffentlichkeit zu halten. Doch das kann für uns nur bedeuten, dass wir unseren Protest noch intensiver gestalten müssen. Aus diesem Grund rufen wir euch dazu auf, weiter auf die Straßen zu gehen. Lasst uns lokale und regionale Bündnisse bilden! Lasst uns gemeinsame Demonstrationen organisieren! Lasst uns medienwirksame Kampagnen ins Leben rufen!“

Öffentlichen Druck aufbauen

„Wir sollten in den kommenden Tagen auch stärker daran arbeiten, politische und zivilgesellschaftliche Akteure zu klaren Statements gegen diesen Angriffskrieg der Türkei zu bewegen. Es gibt bereits einige Positivbeispiele hierfür. Wir haben das Gefühl, dass von so vielen Stellen wie möglich öffentlicher Druck gegen den Krieg in Afrin entstehen muss, damit die politischen Verantwortlichen in Bewegung gesetzt werden können. Wir müssen in jedem Fall die Solidarität mit Afrin auf eine neue Stufe heben!

Wir freuen uns darauf, mit euch weiterhin den gesellschaftlichen Widerstand gegen den Krieg der Türkei in Afrin gestalten zu können. Lasst uns unseren Protest vielseitig und kreativ gestalten! Lasst uns so lange den öffentlichen Druck aufrecht erhalten, bis dieser Krieg ein Ende findet. Wir waren bei der Verteidigung Kobanês gemeinsam erfolgreich und wir werden auch bei der Verteidigung von Afrin wieder gemeinsam erfolgreich sein!“