Der Generalbundesanwalt hat am Frankfurter Flughafen eine mutmaßliche IS-Rückkehrerin festnehmen lassen. Die deutsche Statsangehörige Nurten J. hatte sich zuletzt in der Türkei in Abschiebehaft befunden, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Montag mitteilte. Sie wurde demnach bereits am Freitag durch Beamte des Polizeipräsidiums Köln festgenommen und noch am selben Tag einem Haftrichter vorgeführt. Inzwischen befindet sie sich in Untersuchungshaft.
Die Frau soll 2015 ihre zum damaligen Zeitpunkt vierjährige Tochter mit nach Syrien genommen haben, um sich der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat” (IS) anzuschließen. Dort habe sie über ein „Heiratsbüro” der Terrororganisation einen ebenfalls aus Deutschland kommenden IS-Anhänger geheiratet und mit diesem eine Familie gegründet.
Ezidin als Reinigungskraft
Das Paar soll mit seinen Kindern in insgesamt fünf Wohnungen gelebt haben, deren rechtmäßige Eigentümer der IS getötet oder vertrieben hatte. Außerdem soll die Frau die Dienste einer versklavten Ezidin als Reinigungskraft in Anspruch genommen haben, die eine Freundin auf Wunsch bei ihren regelmäßigen Besuchen mitgebracht habe.
Die Bundesanwaltschaft wirft Nurten J. deshalb neben der IS-Mitgliedschaft und Verletzung der Fürsorgepflicht auch ein Kriegsverbrechen gegen das Eigentum und Beihilfe zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Die Frau, deren Alter nicht mitgeteilt wurde, war mit ihrer Familie in kurdische Gefangenschaft geraten. Auf welchem Weg sie aus Syrien in die Türkei gelangte, ist unklar.
Vermutlich entkam die Islamistin aus dem Internierungslager Hol (al-Haul) im nordostsyrischen Hesekê. Das Camp beherbergt etwa 65.000 Personen aus 50 verschiedenen Ländern, darunter tausende IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten Bastion der islamistischen Terrororganisation in Ostsyrien im März letzten Jahres von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen wurden, und gilt als eines der gefährlichsten Lager der Welt. Mehreren gefangenen IS-Anhängerinnen gelang bereits die Flucht aus dem Lager, teilweise mit Unterstützung der Türkei.