Die Behörden im Grün regierten Baden-Württemberg lassen bei der Abschiebung des 33-jährigen Kurden Muhammed Tunç in die Türkei nicht locker. Tunç sitzt seit einer Woche in Abschiebehaft. Am Mittwoch scheiterte eine versuchte Abschiebung per Linienflug, nun soll er heute um 11.10 Uhr per Charter abgeschoben werden. Tunç warnt: „Mir drohen aufgrund meiner Aktivitäten in Deutschland in der Türkei Folter und Haft. Sollte ich abgeschoben werden, sind die deutschen Behörden und Entscheidungsträger dafür verantwortlich, was mir zustoßen könnte, allen voran die Entscheidungsträger im Innenministerium und Justizministerium von Ba-Wü, die heute auch lautstark meine Abschiebung verteidigten.“
Personal weigerte sich, Abschiebung zu vollziehen
Tunç berichtet, ihm seien am Dienstag „durch maskierte Männer“ und unter Zwang Abstriche für einen Corona-Test entnommen worden. Am Mittwoch wurde er dann zum Stuttgarter Flughafen gebracht. Dort sollte er mit einem Flug der Turkish Airlines in Begleitung von Beamten in die Türkei gebracht werden. Im Flugzeug machte er andere Reisende auf seine Abschiebung aufmerksam, woraufhin diese ebenfalls protestierten. Das Personal weigerte sich, Tunç zu transportieren. Die Abschiebung musste abgebrochen werden.
Protestaufruf für Donnerstagvormittag am Flughafen von Stuttgart
Tunç wurde wieder in das Abschiebegefängnis in Pforzheim gebracht. Mit einem Charterflug wollen die Behörden heute Vormittag einen zweiten Versuch starten, den Kurden in die Türkei zu bringen. Tunç appelliert an die Öffentlichkeit und ruft dazu auf, zum Schalter von Turkish Airlines am Flughafen in Stuttgart zum Protest zu kommen.
In Deutschland geboren und verheiratet
Nach Angaben seiner Unterstützer:innen ist Muhammed Tunç als Kind politisch verfolgter Eltern 1989 in Deutschland geboren. „Er ist verheiratet und lebt in Ulm. In der Türkei hat er keine Familie, denn die musste schon in der Vergangenheit wegen politischer Verfolgung flüchten. Jetzt wird er von seiner Frau getrennt, die in Deutschland zurückbleibt. Als freiheitsliebender Kurde drohen ihm Verfolgung und Haft“, so die Unterstützergruppe.