Mütterproteste in zahlreichen Städten

In vielen Städten Nordkurdistans und der Türkei sind Mütter politischer Gefangener trotz Polizeiblockade auf die Straße gegangen, um auf den Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans aufmerksam zu machen.

Trotz Repression und Polizeigewalt hält der Widerstand der Angehörigen von politischen Gefangenen an. Die Familien und Aktivist*innen sind weiterhin entschlossen, ihre Solidarität mit den Hungerstreikenden zum Ausdruck zu bringen und für ihre Forderung nach vollständiger Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans einzutreten.

Sit-In in Amed

In der nordkurdischen Metropole Amed (Diyarbakir) kommen seit bereits 22 Tagen die Mütter von hungerstreikenden Gefangenen im zentralen Stadtteil Bağlar zu einer Mahnwache zusammen. Da der Koşuyolu-Park, in dem das Sit-In anfangs stattfand, seit Wochen polizeilich abgeriegelt ist, trafen sich die Aktivistinnen vor der stillgelegten Mehlfabrik gegenüber des Parks. Der Sitzstreik, der heute von der HDP-Abgeordneten Remziye Tosun und DBP-Mitgliedern auf Kreis- und Provinzebene unterstützt wurde, fand erneut im Polizeikessel statt. Die Mütter kündigten an, weiterhin auf die Straße zu ziehen, sollte die Isolation auf der Gefängnisinsel Imrali, auf der Abdullah Öcalan seit 20 Jahren inhaftiert ist, anhalten.

Kundgebung in Patnos

In der Provinz Agirî (Ağrı) führten Gefangenenangehörige vor dem Typ-L-Gefängnis in der Kreisstadt Patnis eine Kundgebung durch und appellierten an die Regierung, die Forderungen der Hungerstreikenden zu akzeptieren. Adile Güler, Mutter des inhaftierten Muzaffer Güler, erklärte vor der Haftanstalt: „Wir haben uns hier versammelt, weil wir Frieden wollen. Wir sind nicht hier, um uns zu streiten. Unsere Kinder haben sich dem Hungerstreik zugewandt und liegen im Sterben. Wir sind hier, damit sie leben. Die Isolation muss beendet werden. Wenn es nötig ist, werden wir auch bis nach Ankara marschieren“.

Presseerklärung in Semsûr

Auch der Provinzverband der HDP in Semsûr (Adıyaman) fordert die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans. Mitglieder und Aktivist*innen der Partei trafen sich heute in der Zentrale und gaben eine Erklärung an die Presse ab. Selim Özbek als Ko-Vorsitzender der HDP in der nordkurdischen Provinz, in der der Berg Nemrut liegt, wies auf den Gesundheitszustand der hungerstreikenden Gefangenen hin, der sich nach teilweise mehreren Monaten des Nahrungsentzugs drastisch verschlechtert hat.

Sitzstreik in Adana

In Adana hat heute zum 13. Mal ein Sitzstreik von Gefangenenangehörigen stattgefunden. Zu dem Sit-In versammelte sich eine Menschengruppe im Ismet-Inönü-Park. Unterstützt wurden die Familien von der HDP-Abgeordneten Tülay Hatimoğulları und vielen Frauenaktivistinnen aus der Region. Trotz brütender Hitze und Polizeipräsenz dauerte die Mahnwache über eine Stunde. Dabei riefen die Menschen immer wieder die Parole „Es lebe der Widerstand in den Gefängnissen“.

Mahnwache in Kocaeli

In der westtürkischen Kleinstadt Gebze in der Provinz Kocaeli läuft bereits seit mehreren Wochen ein Sitzstreik vor dem Frauengefängnis, in dem sich zahlreiche Gefangene an dem von der kurdischen HDP-Politikerin Leyla Güven initiierten Massenhungerstreik beteiligen. Zwar versuchte die Polizei erneut, die Gruppe zu zerstreuen, doch die Familien trotzten den Sicherheitskräften und führten ihre mittlerweile 44. Mahnwache durch. Abschließend kündigten die Mütter der Gefangenen an: „Wir werden wiederkommen, bis uns aus Imrali die Botschaft erreicht, dass die Isolation aufgehoben wurde und unsere Kinder den Hungerstreik beenden“.

Weitere Aktionen, bei denen gegen die Zustände auf Imrali protestiert wurd, fanden in Dîlok (Antep), Mêrdîn (Mardin), Wan (Van), Bedlîs (Bitlis), Erzîrom (Erzurum) und Mersin statt.