Dieses Jahr findet der vierte von der „Internationalen Initiative Freiheit für Öcalan“ organisierte lange Marsch für die Freiheit von Abdullah Öcalan statt. Etwa 120 Internationalist*innen aus Lateinamerika, Europa, Iran, Südafrika, Kanada und Australien nehmen an dem Zug teil. Die viertägige Demonstration ist Teil eines Sternmarsches nach Straßburg. Hunderte Aktivist*innen sind in verschiedenen Regionen und europäischen Staaten bereits seit Tagen unterwegs. Der internationalistische Marsch startete in Luxemburg und die Aktivist*innen ließen sich weder von Kälte, Sturm und Regen noch von der Repression abschrecken. Heute haben sie Metz erreicht.
Wir haben mit Teilnehmer*innen der Aktion gesprochen. Alex Wilson (44) ist ein Akademiker aus Toronto und nimmt am internationalistischen Marsch teil. Er erzählt, wie er im Rahmen des Syrienkrieges die PKK und die Kurd*innen kennenlernte und sich ihnen im Kampf um Kobanê annäherte. „Ein Freund schrieb mir über die sozialen Medien, dass Kobanê befreit worden sei. Ich untersuchte, wie Kobanê befreit wurde, und erfuhr vom großen Widerstand. Kobanê hat uns die Gelegenheit gegeben, die Kurden und die PKK kennenzulernen und zu verstehen, auf was für einer breiten Grundlage das Denken der PKK basiert.
Solidarität mit den Kurden ist selbstverständlich
Was die Kurden geschaffen haben, ist hochgradig inspirierend, aber dennoch fehlt es an ausreichender Solidarität. Ich betrachte die Solidarität als Verpflichtung. Deshalb möchte ich Teil des Kampfes des kurdischen Volkes werden“, so Wilson.
Die indigene Bevölkerung Kanadas verfolgt Widerstand von Rojava genau
Zur Wahrnehmung der kurdischen Frage in Kanada erklärt Wilson: „Es gibt die Wahrnehmung, dass die kurdischen Frauen gegen den IS kämpfen, aber die Frage ist doch, wofür kämpfen diese Frauen, warum fürchtet sich der IS so vor diesen Frauen? Das ist eher unbekannt. Die Menschen beschäftigen sich nicht tief genug mit der kurdischen Frage, um diese zu begreifen.“ Er berichtet, dass allein die indigene Bevölkerung Kanadas den Widerstand von Rojava genau beobachtet: „Sie kennen den Widerstand von Rojava und empfinden große Freude über seinen Erfolg.“
Wilson sagt, dass er sehr froh über die Gelegenheit ist, am Marsch teilzunehmen: „Es werden Kommunen geschaffen, Aufgaben verteilt und die Solidarität ist in jeder Hinsicht wunderbar. Es ist ein wunderbares Gefühl, hier eine Miniatur des Systems von Rojava, das wir überall loben, funktionieren zu sehen.“
Zum dritten Mal beim langen Marsch
Ingrid Foster kommt aus Göteborg und ist zum dritten Mal beim langen Marsch dabei. Auch die 34-jährige Aktivistin hat die Kurd*innen durch den Kampf um Kobanê kennengelernt. Sie erzählt, dass sie das Leid und den Widerstand in Rojava zunächst im Fernsehen verfolgte, aber sich darum bemühte, „sich zu solidarisieren und zu helfen“. Sie fährt fort: „Zunächst gründeten wir eine Initiative. Vor sechs Jahren bauten wir das Kurdistan- und Rojava-Solidaritätskomitee Schweden auf. Ich arbeite seitdem als Mitglied dieses Komitees. Als Komitee versuchen wir eine Brücke zwischen der schwedischen Bevölkerung und der kurdischen Bevölkerung zu bauen.“ Foster berichtet, dass sie dazu unter anderem auch die Bücher Öcalans und Texte zum Demokratischen Konföderalismus auf Schwedisch veröffentlicht haben.
Auf die Frage, warum sie denn nun schon zum dritten Mal am langen Marsch teilnimmt, antwortet sie: „Es gibt viele Gründe für meine Teilnahme. Ich bin hier, um neue Menschen kennenzulernen und das kommunale Leben zu fühlen und zu erleben. Ich sehe den langen Marsch als eine Plattform, auf der ich mich selbst entwickeln und neue Dinge lernen kann. Dieser Marsch ist für mich etwas sehr Besonderes. Menschen aus verschiedenen Regionen mit unterschiedlicher Haltung und unterschiedlicher Überzeugung kommen hier für Öcalans Freiheit und für die Freiheit des kurdischen Volkes zusammen. Ich weiß nicht, ob es so etwas sonst irgendwo auf der Welt gibt.“