Mahnmal für Anschlagsopfer geschändet

Der Gedenkort für die Opfer des schwersten Terroranschlags in der Geschichte der Türkei, das 10.-Oktober-Mahnmal in Ankara, ist geschändet worden. Unbekannte zerstörten Teile einer Bildertafel, auf denen Fahnen der HDP zu sehen waren.

Angehörige von Opfern fordern Aufklärung

Der Gedenkort für die Opfer des schwersten Terroranschlags in der Geschichte der Türkei, das 10.-Oktober-Mahnmal in Ankara, ist Ziel eines Angriffs geworden. Unbekannte beschädigten gezielt Teile des Denkmals, das an die Menschen erinnert, die bei dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration am 10. Oktober 2015 getötet wurden. Nach Angaben des „Friedensvereins 10. Oktober“ richtete sich die Attacke insbesondere gegen Bildteile, auf denen Fahnen der DEM-Vorgängerin HDP zu sehen waren. Die Tat soll kürzlich erfolgt sein. Wer dahintersteckt, ist bislang unklar.

„Es ist nicht der erste Angriff – aber es reicht“

Die Ko-Vorsitzende des Vereins, Mehtap Coşkun Sakinci, äußerte sich empört. „Es ist nicht das erste Mal, dass das Mahnmal angegriffen wurde. Schon mehrfach haben wir Strafanzeigen gestellt – doch nie wurde etwas unternommen“, so Sakinci.

In unmittelbarer Nähe des Denkmals befinde sich eine Vielzahl von Überwachungskameras. Das Gelände liege zudem an einem stark frequentierten Ort. „Wenn der politische Wille da wäre, könnten die Täter längst identifiziert sein“, betonte sie.

„Die Familien haben uns freiwillig die schönsten, lebendigsten Fotos ihrer Liebsten zur Verfügung gestellt. Dass gerade diese Bilder zerstört werden, offenbart eine klare Feindseligkeit gegenüber Kurd:innen und der HDP“, so Sakinci.
Der Verein will juristisch gegen den Angriff vorgehen und fordert von der Generalstaatsanwaltschaft Ankara unverzügliche Ermittlungen.

„Wir lassen das nicht durchgehen“

Auch Ihsan Seylan, der seinen Neffen Ümit Seylan bei dem Anschlag 2015 verlor und heute Sprecher der Kinderkommission der DEM-Partei ist, reagierte auf die Tat: „Wir haben in der Vergangenheit mehrfach ähnliche Angriffe erlebt und stets die Behörden informiert – doch nichts geschah. Dieses Schweigen ist unerträglich.“

Seylan kündigte an, gemeinsam mit anderen Angehörigen und Aktivist:innen weiter Druck auszuüben. „Wir lassen das nicht auf sich beruhen. Wer das Andenken an unsere Toten angreift, greift uns alle an.“

Hintergrund: Das Massaker vom 10. Oktober 2015

Am 10. Oktober 2015 verübten zwei Selbstmordattentäter der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) einen Doppelsprengstoffanschlag auf eine Friedenskundgebung in der Nähe des Hauptbahnhofs von Ankara. 104 Menschen wurden getötet, über 500 verletzt. Die Demonstration war von der HDP und linken Kleinparteien, zivilgesellschaftlichen Gruppen, Gewerkschaften und Friedensinitiativen organisiert worden. Unter dem Motto „Arbeit, Demokratie, Frieden“ forderte die Demonstration das Ende des Krieges des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung ein. Bis heute werfen Überlebende und Hinterbliebene der türkischen Regierung Versäumnisse bei der Aufklärung und mangelnden Opferschutz vor.