„Lösung für die Krise ist der demokratische Konföderalismus“

Auf der sechsten Session des Kongresses „Die Zivilisationskrise im Mittleren Osten und die Entwicklung der demokratischen Zivilisation“ wurden die Ideen Öcalans und das Projekt des demokratischen Konföderalismus als Lösungsperspektive diskutiert.

Am Wochenende fand in Beirut, der Hauptstadt des Libanon, eine Konferenz vieler verschiedener NGOs zum Aufbau einer „Demokratischen Zivilisation“ im Mittleren Osten statt. Vertreter*innen aus Ägypten, dem Libanon, Syrien, der Türkei, dem Iran, Europa und allen vier Teilen Kurdistans diskutierten zwei Tage lang die Umsetzung eines demokratischen Zusammenlebens der Völker im Mittleren Osten.

Auf der sechsten Session des Kongresses „Die Zivilisationskrise im Mittleren Osten und die Entwicklung der demokratischen Zivilisation“ wurde im Rahmen von zwei verschiedenen Seminaren der Konföderalismus der demokratischen Nation im Mittleren Osten und das demokratische Syrienprojekt sowie die Rolle der Kurd*innen in Syriens Zukunft diskutiert.

Auf dem Seminar zum Konföderalismus der Demokratischen Nation im Mittleren Osten sprach die Frauenrechtsaktivistin und Vertreterin der „Internationalen Initiative Freiheit für Abdullah Öcalan, Frieden in Kurdistan“, Havin Güneşer.

Überwindung der Krise auf Grundlage ökologischer Werte

Güneşer hob hervor, dass die erste Herausbildung von Zivilisation und die Krise der ökologischen Systeme grundlegend untersucht werden müsse und sagte: „Kein System kann ohne ökologisch zu sein, seine moralische und ursprüngliche Identität bewahren. Gesellschaftliche Systeme, die den moralischen Werten der Ökologie fernstehen, verursachen großes Chaos. Der einzige Weg zur Lösung ist, zu den Wurzeln des Konflikts mit der Natur hinabzusteigen. Die ökologische Wissenschaft hat in diesem Sinne genug Wissen akkumuliert. Es ist jetzt notwendig, eine Brücke zwischen der ökologischen Wissenschaft, der Moral und der Philosophie zu schlagen. Die Überwindung der aktuellen Krisen und das Ziel eines aufrichtigen gesellschaftlichen Systems ist nur auf der Grundlage ökologischer Werte möglich.“

Demokratisches Land bedeutet Demokratisierung der Bevölkerung

Güneşer sprach ebenfalls über die Analysen Öcalans zum Projekt einer demokratischen Nation: „Die demokratische Nation ist etwas anderes als der Nationalstaat. Deswegen ist es notwendig, ihre Theorie ausreichend zu diskutieren. Die Akkumulation der konföderalen Institutionen kommt einem demokratischen Land gleich. Demokratisches Land bedeutet die Demokratisierung der Bevölkerung. Im Mittleren Osten kann dieses Projekt in die Praxis umgesetzt werden. Das demokratisch konföderale System ist sowohl für den Mittleren Osten, als auch weltweit die passendste Lösung. Denn der demokratische Konföderalismus setzt nicht auf die Staatsmentalität, sondern auf die Organisierung der Bevölkerung.“ Die aktuellen Staaten seien vor allem entlang ethnischer oder religiöser Gruppen organisiert und die Abkommen zwischen diesen Staaten stellten für die anderen religiösen oder ethnischen Gruppen eine große Gefahr dar, so Güneşer. Die Referentin beendete ihren Vortrag mit den Worten: „Das unter der Vorhut der Kurden organisierte konföderale System ist der Weg zur Lösung der Krise des Mittlere Ostens.“

Syrien ist ein Mosaik der Völker und Religionen

Ekrem Hiso, Mitglied des vom Demokratischen Syrienrat (MSD) ins Leben gerufenen Vorbereitungskomitees der Verfassung für die Zukunft Syriens sprach auf dem Seminar zur Rolle der Kurden in der Zukunft Syriens. Hiso erklärte, Syrien unterscheide sich von den anderen Staaten, die im Mittleren Osten nach dem Sykes-Picot-Abkommen entstanden sind: „Syrien ist ein Mosaik, das aus verschiedenfarbigen ethnischen, religiösen, sprachlichen und kulturellen Komponenten besteht. In dieser Region ist das Schicksal der kurdischen Bevölkerung eng mit dem Schicksal der anderen Völker Syriens verbunden. Nur eine Gruppe begann, die verschiedenen ethnischen und religiösen Identitäten zu verleugnen.“

Politische Revolution des Friedens

Hiso kritisierte, dass auch viele Vertreter der syrischen Opposition die Verleugnungspolitik gegenüber dem kurdischen Volk fortsetzen und sagte: „Beide Seiten haben vergessen, dass die kurdische Bevölkerung aus dieser Region stammt und eines der Völker Syriens darstellt. Ihre Position ist, ‚Entweder verhaltet Ihr Euch, wie wir es wollen oder jeder Lösungsweg, den ihr schafft, ist Separatismus‘. Die Kurden, die dieser kenntnislosen Politik und Unterdrückung ausgesetzt waren, organisierten sich selbst als nationale Bewegung. Das kurdische Volk hat gemeinsam mit den anderen Völkern Syriens eine politische Revolution des Friedens verwirklicht. Und sie sind entschlossen, diese Revolution zum Sieg zu führen. Denn die Revolution in der Region ist der einzige Lösungsweg für eine Zukunft Syriens und für den Mittleren Osten.“

Institutionalisierungsprozess jenseits von Zentralismus: Demokratisch-Autonome Selbstverwaltung

Hiso wies darauf hin, dass die Kurden weiter dem dritten Weg, den sie als Alternative zu den herrschenden Systemen eingeschlagen haben verbunden sind und in ihrem Kampf große Siege errungen haben. Abschließend sagte er: „Unter dem Dach der Demokratisch-Autonomen Selbstverwaltung hat sich ein Institutionalisierungsprozess jenseits von Zentralismus und Machtstreben entwickelt. Die Selbstverwaltung wurde nach kurzer Zeit zur Vertretung der kurdischen, arabischen, aramäischen, armenischen, tschetschenischen und turkmenischen Bevölkerung. Diese Selbstverwaltung ist ebenso zu einer Kraft geworden, um die Einheit Syriens zu bewahren.“