„New World Embassy: Kurdistan“ in Lausanne endet mit „Jin, Jiyan, Azadî“

Das mehrtägige Projekt „New World Embassy: Kurdistan“ fand im renommierten Lausanner Théâtre de Vidy statt und endete am Sonntag mit der Parole „Jin, Jiyan, Azadî“.

Die „New World Embassy: Kurdistan“ war von Freitag bis Sonntag zu Gast in dem in der Schweiz sehr bekannten Théâtre de Vidy in Lausanne. Das Projekt wurde von Nilüfer Koç, der Vertreterin des Nationalkongresses Kurdistan (KNK), und dem niederländischen Künstler Jonas Staal kuratiert. Die Räumlichkeiten waren aufwendig in eine temporäre Botschaft des kurdischen Volkes umgewandelt worden. Ein großer Tisch in Form der Landkarte Kurdistans diente als zentraler Ort für Diskussionen über die Möglichkeiten des Aufbaus einer radikaldemokratischen Alternative, basierend auf Frauenbefreiung und der Schaffung einer Kultur der globalen Solidarität.


Zu der Veranstaltung kamen Künstler:innen, Akademiker:innen und Politiker:innen aus vielen Ländern, um an den Workshops teilzunehmen. Der Schwerpunkt lag auf der Möglichkeit des Aufbaus des demokratischen Konföderalismus als Alternative zur kapitalistischen Moderne.

Der Sonntag begann um 10:00 Uhr mit drei Workshops. Najîbe Qeredaxî, Mitglied der Akademie für Jineolojî, sprach über den Aufbau der Frauenwissenschaft. Ahmedna Abdi M'barek, Aktivistin aus der Westsahara, referierte über „Selbstverteidigung in der Westsahara“, und Marwa Arsanios, eine Künstlerin und Forscherin aus dem Libanon, sprach über das Verhältnis von Kunst und Politik.

Am Nachmittag fand ein Workshop zum Thema „Kulturen der Solidarität“ statt, an dem Rojîn Mûkriyan aus Rojhilat, Ahmedna Abdi M'barek und Marwa Arsanios teilnahmen. Rojîn Mûkriyan beschrieb die Situation des kurdischen Volkes im Iran seit dem Schah-Regime und fokussierte sich auf die von Frauen angeführten Aufstände nach der Ermordung von Jina Amini im vergangenen Jahr.

Anschließend ergriff Ahmedna Abdi M'barek das Wort und erklärte, dass ihr Land ein ähnliches Schicksal wie Kurdistan erlitten habe. Sie sagte: „Wenn die Menschen an die Sahara denken, denken sie an Wüste. Mit dem Vertrag von Madrid 1975 wurde unser Land wie Kurdistan zerstückelt. Unser Volk musste in verschiedene Länder auswandern, und lebt seit langer Zeit in Armut in Flüchtlingslagern. Als Reaktion darauf entstand die Bewegung der Frente Polisario. Leider erhielten wir keine Unterstützung von den internationalen Mächten.“

Die libanesische Künstlerin und Forscherin Marwa Arsanios sprach über ihren Film „Wer hat Angst vor Ideologie?", der ihre Beobachtungen im radikaldemokratischen System in Rojava dokumentiert. Der Film ist Teil einer Trilogie und beschäftigt sich mit der Frage, wie Ideologien das tägliche Leben beeinflussen können und wie Menschen im Kontext von militärischen Konflikten überleben. Er basiert auf Interviews mit Frauen aus der autonomen kurdischen Frauenbewegung und Bewohnerinnen des Frauendorfs Jinwar in Rojava.

Anschließend begann das letzte Panel, das sich dem „Demokratischen Weltkonföderalismus“ widmete. Rûxweş Şêxo von der Frauenbewegung Kongra Star in Nord- und Ostsyrien sowie Nazma Akter, die Präsidentin der Textilarbeitergewerkschaft und Gründerin der Awaj-Stiftung aus Bangladesch, hielten Vorträge. Die Awaj-Stiftung ist eine Basisorganisation für Arbeiter:innenrechte in Bangladesch und verfügt über 600.000 Mitglieder.

Nachdem Rûxweş Şêxo die Entwicklung der Revolution in Rojava zusammengefasst und die Bedeutung des Ideengebers Abdullah Öcalan hervorgehoben hatte, kritisierte sie die Tatsache, dass Menschen aus der ganzen Welt nach Rojava kamen und in Kommunen arbeiteten, aber nach ihrer Rückkehr in ihre Länder nicht in der Lage waren, entsprechende Netzwerke aufzubauen. Zur Haltung der internationalen Mächte sagte sie: „Die internationalen Mächte sehen uns als militärische Kraft, mit der sie zusammenarbeiten, aber sie sind gegen unser System und die Verwirklichung des demokratischen Konföderalismus. Sie wollen, dass die lokalen Kräfte in Konflikt geraten.“

Nazma Akter brachte ihren Kampf in Bangladesch wie folgt zum Ausdruck: „Große Konzerne haben die Macht, die Welt zu verändern, aber sie handeln in ihrem eigenen Interesse. Wir haben die Textilarbeiterinnen und -arbeiter organisiert, und wir werden weiterkämpfen.“

Vor der Abschlusszeremonie bedankten sich der Direktor des Vidy-Theaters, Vincent Baudriller, Nilüfer Koç vom KNK und der Künstler Jonas Staal bei den Gästen, dem Publikum und allen, die die künstlerische Arbeit unterstützt haben. Anschließend versammelten sich die Teilnehmenden um den in der Mitte des Saals aufgestellten Tisch in Form einer Karte Kurdistans und riefen „Jin, Jiyan, Azadî", was auf Kurdisch „Frauen, Leben, Freiheit“ bedeutet.