Langer Marsch der Eziden von Celle nach Hannover

Für einen gesellschaftlichen und politischen Status Şengals und gegen die Angriffe der Türkei ruft der Rat der Êzîden aus Şengal in Europa (MŞD) zum Gründungstag von Rojava zum langen Marsch von Celle nach Hannover auf.

Von Freitag, dem 17. Juli, bis einschließlich Samstag, dem 18. Juli, wird zum Gründungstag von Rojava ein langer Marsch von Celle nach Hannover mit anschließender Kundgebung vor dem niedersächsischen Landtag in Hannover stattfinden. Für Rojava und für die gesellschaftliche und politische Anerkennung der Eziden und Şengals werden weltweit Menschen, insbesondere Ezidinnen und Eziden auf die Straße gehen, um die Angriffe der Türkei auf Şengal zu verurteilen und um einen gesellschaftlichen und politischen Status für Şengal zu erkämpfen. Der Fokus des langen Marsches, der vom Rat der Êzîden aus Şengal in Europa (MŞD) organisiert wird, ist neben den Angriffen der Türkei auf die Region auch auf die Rückkehr der Eziden nach Şengal gerichtet.

In dem Aufruf zu der zweitägigen Demonstration, die um zehn Uhr vor dem Neuen Rathaus in Celle beginnt, heißt es: „Lasst uns solidarisch sein und an den Protesten teilnehmen. Haltet euch den Tag frei, sagt es weiter und kommt mit Freund*innen und Bekannten zu den Aktionen. Lasst uns gemeinsam die Würde Êzîdxans (Bezeichnung des historischen Gebietes der Êzîden) verteidigen und am zweitägigen Marsch von Celle nach Hannover teilnehmen!

Wir alle sind für die Êzîden, das Êzîdentum und für Êzîdxan in der Verantwortung und Verpflichtung. Vor allem in dieser Zeit, in der Tausende von Familien nach Şengal zurückkehren. Ein historisches Ereignis für die Êzîden, die das erste Mal in ihrer Geschichte der Verfolgung und versuchten Völkermorde zurückkehren an den Ort des Geschehens und nicht wie in der Vergangenheit an den geflüchteten Orten verstreut bleiben. Nun gilt es sich vor allem darauf zu konzentrieren, das bedeutet einen effektiven und nachhaltigen Wiederaufbau ‒ Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser, Häuser, etc. ‒ der Stadt und der Region Şengal. Die Sicherheit für die zurückkehrenden Êzîden muss ohne Ausnahme gewährleistet werden.

Unser langer Marsch richtet sich natürlich an alle Êzîden aus allen Himmelsrichtungen unserer Heimat und hier außerhalb unserer Heimat. Alle sind dazu aufgerufen daran teilzunehmen. Auch die Freunde der êzîdischen Gesellschaft sind aufgerufen, ihre Solidarität zu zeigen.

Gemeinsam können wir unsere Forderungen an die entsprechenden Stellen richten ‒ an die EU, an die NATO, an die UN sowie an alle anderen Institutionen und die internationale Staatengemeinschaft. Auch an alle Institutionen und Vertretungen der Glaubens- und Religionsgemeinschaften sowie Bevölkerungsgruppen.

Unsere Antwort auf den Genozid und Feminizid gegen die Êzîden, das Êzîdentum und Êzîdxan ist Selbstbestimmung in Form von Selbstverwaltung und Selbstverteidigung. Wir werden diese Vorgehensweise nicht mehr dulden und lassen nicht zu, dass ein weiterer Genozid in Şengal ausgeübt wird!

Daher rufen wir die demokratische Öffentlichkeit und alle zuständigen internationalen Organisationen und Institutionen dazu auf:

- sich gegen diesen Angriffe zu erheben

- die Aggression, Invasion und jegliche Angriffe der Türkei zu stoppen

- den Druck auf die türkische Regierung dahingehend zu verstärken, dass sie mit ihrer imperialistischen Politik in der Region aufhört

- konkrete und wirkungsvolle diplomatische und wirtschaftspolitische Instrumente gegen die Verantwortlichen der türkischen Regierung in Gang zu setzen

- den Luftraum über Nordsyrien und Nordirak ‒ Region Şengal ‒ sofort zu schließen, um die geplanten ethnische Säuberungen / Genozid an der Bevölkerung zu verhindern"

Die Forderungen sind unter anderem:

* Strafrechtliche Verfolgung der Täter, Anstifter, Beihelfer und Unterstützer des Genozids/Femizids, national und international, insbesondere der Türkei und des IS!

* Die Einrichtung einer flugfreien Zone über Şengal und Mexmûr und allen anderen Regionen, die von den Aggression und Verbrechen der Türkei betroffen sind!

* Sofortige Beendigung des Femizids und Genozids in Şengal und weltweit!

* Sofortiger Stopp aller Waffenlieferungen an die Türkei und andere kriegsführende Kräfte!

* Anerkennung der demokratischen gesellschaftlichen und politischen Volksräte/Selbstverwaltung, welche vor Ort aktiv sind!

* Anerkennung der Selbstverteidigungseinheiten der Êzîden (YBŞ = Widerstandseinheiten Şengals, YJŞ = Frauenverteidigungseinheiten Şengals).