Kurdischer Kulturverein im Tessin eröffnet

Mit einer bunten Open-Air-Feier stellte der kurdische Kulturverein DEM-KURD seine neuen Räumlichkeiten im schweizerischen Bellinzona vor. Es wurde getanzt und gesungen, gespeist und gesprochen. Die Stimmung war ausgelassen.

Mit einer bunten Open-Air-Feier stellte der kurdische Kulturverein DEM-KURD am Sonnabend seine neuen Räumlichkeiten im schweizerischen Bellinzona vor. Unter den Gästen waren neben der ehemaligen HDP-Abgeordneten Ayşe Acar Başaran und dem kurdischen Exilpolitiker Sıddık Batur auch Mitglieder der kurdischen Gemeinden aus anderen Teilen des Tessins sowie der schweizweiten Dachorganisation Demokratischer Kurdischer Rat (CDK-S). Es wurde getanzt und gesungen, gespeist und gesprochen. Die Stimmung war bei Jung und Alt ausgelassen.

Zu Beginn der Eröffnungsfeier hielten die Anwesenden eine Schweigeminute für die Gefallenen des Befreiungskampfes in Kurdistan. Dilan Çetinkaya, die Ko-Vorsitzende des CDK-S ist, sprach in einer kurzen Einweihungsrede über die Ziele des Vereins. Dazu gehöre auch, das Paradigma einer demokratischen Nation in der Schweiz besser bekannt zu machen.

Im weiteren Verlauf des Tages wurde in den Vereinsräumlichkeiten eine Volksversammlung veranstaltet. Zentrales Thema war dabei die Haftsituation des PKK-Begründers Abdullah Öcalan, der seit1999 in politischer Geiselhaft des türkischen Staates auf der Gefängnisinsel Imrali festgehalten wird. Ayşe Acar Başaran legte den Fokus auf die internationale Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung in Kurdistan” und lud dazu ein, sich an der Initiative zu beteiligen. Nur mit Öcalan als Verhandlungsparter des türkischen Staates könne es Frieden in Kurdistan geben.

Ziel des Vereins DEM-KURD ist es, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer Hautfarbe gemeinsam in einen kulturellen Austausch kommen. Vor allem aber soll der Austausch mit der kurdischen Kultur gefördert werden. Darüber hinaus wolle man Workshops, Vorträge, Diskussionen und Bildungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen veranstalten. „In unserem Verein sind alle Menschen willkommen, die sich an demokratischen Werten orientieren, die sich für eine gerechte und soziale Welt einsetzen möchten und die interessiert sind am kulturellen Austausch mit Menschen unterschiedlichster Herkunft“, so Çetinkaya.
 


Demokratische Nation

Der seit 1999 auf Imrali inhaftierte PKK-Vordenker  Abdullah Öcalan schlägt als Ausweg aus dem krisenbehafteten System der Nationalstaaten im viergeteilten Kurdistan die Anwendung des demokratischen Konföderalismus auf der Ebene der Nation vor: Nation neu gedacht als demokratisch organisiertes Zusammenleben der verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen. „Demokratische Nation bedeutet, dass das Volk sich selbst als Nation konstituiert, ohne sich dabei auf Macht und Staat zu stützen, also eine Nationwerdung, die durch die dafür nötige Politisierung erfolgt. Es geht um den Nachweis, dass es möglich ist, sich durch autonome Institutionen in den Bereichen Selbstverteidigung, Wirtschaft, Recht, Gesellschaft, Diplomatie und Kultur zur Nation zu entwickeln und sich als demokratische Nation zu konstituieren, ohne zum Staat zu werden und ohne die Macht zu ergreifen. Die demokratische Gesellschaft lässt sich nur durch ein solches Modell von Nation verwirklichen.“