Kritik an MIT-Aufruf für Kinder

Der MIT ruft Kinder auf, ihre Assoziationen zu den Begriffen „Sicherheit, Nachrichtendienst und Geheimagent“ in Bildern oder Texten zu beschreiben. Die Bildungsgewerkschaft Eğitim-Sen kritisiert das Projekt als Kompetenzüberschreitung des Geheimdienstes.

Pädagogisch nicht tragbar

Der türkische Geheimdienst MIT ruft anlässlich des nationalen Feiertags des Kindes am 23. April dazu auf, in Bildern oder Briefen die Begriffe „Sicherheit, Nachrichtendienst und Geheimagent“ beschreiben. Der Aufruf richtet sich an Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren als „glänzende Sterne unserer Zukunft“. Die Kinder sollen malen oder schreiben, was sie in ihrer Fantasie mit diesen Begriffen assoziieren. Die Werke sollen an den MIT gemailt und dann auf der Internetseite des Nachrichtendienstes veröffentlicht werden.

Der Aufruf stößt in der Türkei auf Kritik. Die Gewerkschaft der Beschäftigten in Bildung und Wissenschaft (Eğitim-Sen), die dem Bund der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes (KESK) angeschlossen ist, reagierte mit der Feststellung, dass staatliche Einrichtungen wie die Religionsbehörde Diyanet und der MIT ihr Mandat überschreiten. Die vom MIT initiierte Aktivität sei nicht im Interesse von Kindern, kritisierte die Gewerkschaft: „Dieses Konzept steht nicht im Einklang mit der Realität der Kinder, und es ist auch nicht die Aufgabe des MIT, solche Aktivitäten zu organisieren. Hat der MIT das Ministerium für nationale Bildung vorher gefragt? Wenn nicht, ist das ein Problem. Wenn ja, und das Bildungsministerium hat es genehmigt, dann ist das ein noch größeres Problem.“

Die Bildungsgewerkschaft wies in diesem Zusammenhang auch auf ein von Diyanet initiiertes Projekt für Schulkinder hin. Unter dem Titel „Ich bin sensibel für meine Umwelt und nehme meine Werte an" (ÇEDES) würden Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu religiösen Aktivitäten genötigt, was sich negativ auf ihre geistige Entwicklung auswirke, so Eğitim-Sen: „Es ist inakzeptabel, dass Institutionen wie die Religionsbehörde und der Nationale Nachrichtendienst (MIT) Aktivitäten und Veranstaltungen für Kinder außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs durchführen, aus welchen Gründen auch immer. Es steht im Widerspruch zu den Rechten von Kindern und ist aus kinderpsychologischer und pädagogischer Sicht nicht zu rechtfertigen. Diese Praxis sollte sofort eingestellt werden."

Foto: Spielende Kinder in Amed-Sûr (c) Hinrich Schultze