Kein VW-Werk in der Türkei
Das geplante VW-Werk in Manisa wird endgültig nicht gebaut. Offizieller Grund ist ein Nachfrageeinbruch infolge der Corona-Krise. Erdogan droht jetzt deutschen Autokonzernen mit „Ermittlungen“.
Das geplante VW-Werk in Manisa wird endgültig nicht gebaut. Offizieller Grund ist ein Nachfrageeinbruch infolge der Corona-Krise. Erdogan droht jetzt deutschen Autokonzernen mit „Ermittlungen“.
Der noch immer durch den Skandal mit dem Abgasbetrug angeschlagene Automobil-Konzern Volkswagen (VW) wird nicht in der Türkei investieren. Als Begründung gab die Konzernleitung den Einbruch der weltweiten Nachfrage in Folge von Corona an. Ursprünglich sollte ein neues VW-Werk mit 4.000 Arbeitsplätzen in der Westtürkei den steigenden Absatzmarkt in Osteuropa und im Nahen Osten bedienen. Auch eine türkische Tochtergesellschaft mit einem Kapitalumfang von 164 Millionen US-Dollar wurde bereits gegründet. Erdogan bemühte sich sehr um der Errichtung einer neuen Automobilfabrik. Er sah Hoffnung für die schwächelnde türkische Wirtschaft, vor allem aber ging es ihm in seiner außenpolitisch isolierten Lage um das Prestige, einen Weltkonzern in die Türkei zu holen.
Schon im Dezember 2019 sollte der Bau des neuen VW-Werks im westtürkischen Manisa endgültig beschlossen werden. Nach zahlreichen Protesten gegen die türkische Invasion in Nordsyrien und die Menschenrechtslage befürchtete das Unternehmen einen Imageschaden bei neuen Investitionen in der Türkei. Auch der VW-Betriebsrat blockierte das Vorhaben des Konzerns aus Wolfsburg. Dabei spielten neben der türkischen Kriegspolitik auch die fehlende Rechtssicherheit und mangelnde Arbeitnehmerrechte in der Türkei eine Rolle.
Nun verkündet VW, die Modelle Passat und Skoda Superb künftig in der slowakischen Fabrik Bratislava zu bauen. Die Reaktion von Recep Tayyip Erdogan auf das Aus für das Werk in Manisa ließ nicht lange auf sich warten. Er droht jetzt mit Ermittlungen gegen mehrere deutsche Autobauer wegen eines Verstoßes gegen das Wettbewerbsgesetz. Möglicherweise spielt auch die Aufrechterhaltung der deutschen Reisewarnung eine Rolle, die dem Regime in Ankara erhebliche Einbußen im Tourismussektor beschwert. Geld, das fehlen wird, um die militärische Aggression zu finanzieren.