Kein Grund zum Feiern – der „Tag der Bundeswehr“ in Wunstorf

Proteste gegen den „Tag der Bundeswehr“. Antimilitarist*innen und Friedensaktivist*innen störten die Begrüßungsrede in Wunstorf.

Am Samstag hatte die Bundeswehr in Deutschland zu einer Werbeveranstaltung, dem „Tag der Bundeswehr“, in 16 ihrer Standorte im ganzen Bundesgebiet eingeladen. Bei diesen Veranstaltungen geht es der bundesdeutschen Armee und der Regierung darum, ihre Kriegspolitik in der Gesellschaft zu verankern und Menschen, vor allem Jugendliche, für die „Arbeit“ bei der Armee zu rekrutieren. An mehreren Standorten wurde gegen diese Veranstaltung von Antimilitarist*innen und Friedensaktivist*innen protestiert. So auch in Wunstorf, einem Bundeswehrstandort bei Hannover, der an dem Tag zu einer Flugschau eingeladen hatte. Auch wenn von den 60.000 erwarteten Interessierten nur etwas mehr als die Hälfte gekommen sind, sind es noch immer zu viele. Friedensaktivist*innen und Antimilitarist*innen protestierten bei der Begrüßungsrede: „Durch Transparente mit den Aufschriften ‚War starts here‘ und ‚Wir kämpfen dagegen, dass ihr dafür sein könnt‘ [das Original der Bundeswehr heißt: ‚Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst‘] haben wir die Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit von der Kriegsfeierei abgelenkt ...“ Schnell erschienen die Feldjäger und entrissen den Aktivist*innen die Transparente.

In der Erklärung zu ihrer Aktion gehen die Friedensaktivist*innen zuerst auf die Geschichte des Standort Wunstorf ein: „Der Fliegerhorst wurde 1934 von den Nazis gebaut. Im eigenen Militärmuseum wurden laut Arbeitskreis Regionalgeschichte erst nach dessen Beschwerde 1998 Hakenkreuze und NS-Literatur beseitigt. Eine kritische Aufarbeitung der NS-Verbrechen findet bis heute nicht statt. Die verheerenden Einsätze der Junkermaschinen und der Angehörigen des in Wunstorf stationierten

Boelcke-Geschwaders während des Spanischen Bürgerkriegs und des Zweiten Weltkriegs werden nicht erwähnt. Sie errichteten eine Luftbrücke zur Realisierung des faschistischen Putsches in Spanien durch Franco und waren unter Anderem für die Bombardierungen der baskischen Stadt Gernika 1937, Warschaus 1939 und der englischen Stadt Coventry 1940 verantwortlich.

Diesem Geschwader ist auch weiterhin die ‚Oswald-Boelke-Straße‘ in Wunstorf gewidmet.“

Und weiter heißt es in ihrer Erklärung:

„Heutzutage beheimatet der Fliegerhorst den Airbus A400M, bildet international Pilot_innen aus und führt global Transportflüge für Kriege aus. Sie fliegen beispielsweise nach Mali, um bis zu 1.100 deutschen Soldat*innen dabei zu helfen, neokoloniale Finanz- und Machtinteressen zu stabilisieren.

In Deutschlands Kriegsführung geht es mitnichten um eine Verteidigung. Stattdessen ist im ‚Weißbuch‘ unter Deutschlands strategischen Prioritäten die ‚Ungehinderte Nutzung von […] Transport- und Handelslinien sowie die Sicherheit der Rohstoff- und Energieversorgung‘ genannt. ‚Der starke Anstieg der Bevölkerungen in Ländern Afrikas und Asiens sowie der eigene demographische Wandel‘ setze Deutschland unter Druck, seine Macht einzubüßen.

Für uns ist der „Tag der Bundeswehr“ auf dem Fliegerhorst kein Grund zum Feiern, sondern ein Grund Widerstand zu leisten!

Deswegen haben wir Samstag die Begrüßungsrede gestört. Durch Transparente mit den Aufschriften ‚War starts here‘ und ‚Wir kämpfen dagegen, dass ihr dafür sein könnt‘ [das Original der Bundeswehr heißt: ‚Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst‘] haben wir die Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit von der Kriegsfeierei abgelenkt. Nachdem das Schmeißen von Papierschnipseln durch Besucher*innen als ‚Umweltverschmutzung‘ gebrandmarkt wurde und wir von Feldjägern weggeführt wurden, konnte in Ruhe die Flugschau beginnen."