KCK gedenkt Opfern des Bahnhofsmassakers von Ankara
Die KCK gedenkt anlässlich des achten Jahrestags des Anschlags auf eine Friedenskundgebung in Ankara der 104 Todesopfer. Sie macht die türkische Regierung direkt für das Massaker verantwortlich.
Die KCK gedenkt anlässlich des achten Jahrestags des Anschlags auf eine Friedenskundgebung in Ankara der 104 Todesopfer. Sie macht die türkische Regierung direkt für das Massaker verantwortlich.
Am 10. Oktober 2015 verübten IS-Attentäter ein schweres Massaker auf einer Kundgebung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in Ankara. Bei dem Anschlag starben 104 Menschen und über 500 wurden verletzt. Das Attentat gehörte zu einer Serie von Anschlägen des IS (Islamischer Staat), mit denen die demokratische Opposition in der Türkei und Nordkurdistan zerschlagen werden sollte. Statt zu helfen griff die Polizei die Opfer mit Tränengas an und verschärfte die ohnehin dramatische Situation noch weiter. Anlässlich des achten Jahrestags des Massakers erklärt die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK):
„Am 10. Oktober 2015 wurde eine von der HDP, mehreren Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen und demokratischen Massenorganisationen organisierte Kundgebung für Arbeit, Frieden und Demokratie angegriffen. An der Kundgebung, an der zahlreiche Menschen teilnahmen, wurde ein Massaker verübt. Wir verurteilen dieses Massaker aufs Schärfste und gedenken respektvoll derer, die bei diesem Anschlag ihr Leben verloren haben. Wir möchten auch noch einmal aller Gefallener der Revolution und der Demokratie gedenken, und wir wiederholen unser Versprechen, dass wir das Andenken an sie bewahren werden.
„Sie kämpften für das Zusammenleben der Völker“
Wir tragen den Schmerz, den dieses Massaker verursacht hat, ebenso in unseren Herzen wie die Hoffnungen, die damals Millionen von Menschen auf die Straßen getragen haben. Sie kämpften für die Geschwisterlichkeit der Völker, für die demokratische Einheit und das Zusammenleben des kurdischen und türkischen Volkes, für eine demokratische Türkei und ein freies Kurdistan. Mit diesem Wunsch gingen sie an diesem Tag auf die Straße und riefen nach Frieden, Geschwisterlichkeit und Gleichheit und brachten dies durch Kreistänze und Volkslieder zum Ausdruck. Unsere Aufgabe ist es, ihren Tanzkreis nun zu erweitern und die Lieder der Geschwisterlichkeit der Völker und der Freiheit mit einer noch lauteren Stimme zu singen.
„Der türkische Staat steckt hinter dem Massaker“
Dieser Angriff führte zum größten Massaker in der Geschichte der Türkei. Hinter ihm steht die türkische Regierung mit ihrem ‚Zersetzungsplan‘ („Çöktürme Planı“, sinngemäß: „In die Knie zwingen“ – ein 2014 noch während des „Dialogprozesses“ mit Abdullah Öcalan von der türkischen Regierung in die Wege geleitetes militärisches und politisches Vernichtungskonzept gegen die kurdische Gesellschaft und ihre organisierten Strukturen, Anm. d. Red.). Dieses Massaker stellte einen Eckpfeiler auf dem Weg des AKP/MHP-Regimes in den Faschismus dar. Mit dem Zersetzungsplan wurde die Behebung grundlegender Probleme, insbesondere eine demokratische Lösung der kurdischen Frage, und der Aufbau eines demokratischen Lebens verhindert und die Türkei bedauerlicherweise wieder hinab in die Finsternis gerissen. Das Attentat am Bahnhof von Ankara und die Anschläge und Massaker an anderen Orten wurden zu diesem Zweck verübt. Hinter all dem stehen Staat und Regierung.
Es handelt sich um eine völlige Irreführung, wenn man das Massaker als eine Tat des IS darstellt. Es war der Staat, das AKP/MHP-Regime, das dieses Massaker begangen hat. Es ist bekannt, dass der IS von Anfang an unter dem Kommando des Staates und der AKP stand und dass der IS ihre Pläne umgesetzt hat. Der IS übernahm die Mentalität und die Methoden des AKP/MHP-Regimes und handelte, um seine Ziele zu verwirklichen. Nachdem der IS durch den Kampf der Völker und der revolutionären demokratischen Kräfte besiegt worden war, begann die AKP/MHP-Regierung, das zu tun, was der IS nicht geschafft hatte. Das versteht man aus heutiger Perspektive besser. Die Handlungen des AKP/MHP-Regimes heute, insbesondere die Angriffe auf Rojava, belegen diese Tatsache.
„Jede Handlung des Regimes richtet sich gegen die Geschwisterlichkeit der Völker“
Alles, was die faschistische AKP/MHP-Regierung tut, ist gegen die Geschwisterlichkeit der Völker, die Koexistenz und die Demokratisierung der Türkei gerichtet. Es gibt kein einziges Wort und keine einzige Handlung, die nicht in diese Kategorie fällt. Zu glauben, dass dies nicht der Fall wäre, um einige Handlungen des AKP/MHP-Regimes zu rechtfertigen, bedeutet, den gleichen Weg wie der Faschismus zu beschreiten. Es ist zu beobachten, dass vor allem diejenigen, die sich scheinbar außerhalb des Systems bewegen, aber sich nicht von ihm lösen können, die Angriffe des AKP/MHP-Regimes rechtfertigen, indem diese Realität negiert wird. Es ist dieses Verständnis und diese Herangehensweise, die den Faschismus tatsächlich stärken. Es ist sehr wichtig, dass die revolutionären demokratischen Kräfte gegen dieses Verständnis kämpfen und die wirkliche demokratische Einheit und Organisierung der Völker schaffen. Dies ist der Weg, zu dem uns der Kampf und die Erinnerung an die Gefallenen verpflichtet.
In diesem Zusammenhang müssen wir, während wir das Massaker nun acht Jahre später erneut verurteilen, wissen, dass wir vor der Aufgabe stehen, die Geschwisterlichkeit und die demokratische Einheit der Völker weiter zu entwickeln und den Kampf gegen den AKP/MHP-Faschismus zu verstärken, und in diesem Bewusstsein zu handeln. Das ist die Aufgabe, die die Geschichte den revolutionären demokratischen Kräften auferlegt.“