KCK: Beide Anschläge in Paris wurden vom MIT verübt

Vor zehn Jahren wurden Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez in Paris vom türkischen Geheimdienst ermordet. Weil Frankreich das Massaker vertuscht hat, wurde dem zweiten Pariser Anschlag der Boden bereitet, erklärt die KCK.

Vor zehn Jahren wurden Sakine Cansız (Sara), Gründungsmitglied der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und eine führende Persönlichkeit der kurdischen Frauenbewegung, Fidan Doğan (Rojbîn), Vertreterin des Nationalkongresses Kurdistan (KNK), und Leyla Şaylemez (Ronahî), Aktivistin der kurdischen Jugendbewegung in Europa, im kurdischen Informationsbüro in Paris ermordet. Der Exekutivrat der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) erklärt zum Jahrestag des politischen Attentats:

Am zehnten Jahrestag des Anschlags vom 9. Januar 2013, der in der Geschichte des kurdischen Volkes als Pariser Massaker bekannt ist, möchten wir noch einmal allen Januar-Gefallenen in der Person unserer Genossinnen Sakine Cansız (Sara), Rojbîn und Ronahî und allen Gefallenen der Revolution und Demokratie mit Respekt, Liebe und Dankbarkeit gedenken. Wir bekräftigen unser Versprechen des Erfolgs und des Sieges für alle unsere Gefallenen in der Person der Pariser Gefallenen.

Mit seinem glorreichen Widerstand seit dem 9. Januar 2013 hat unser Volk, das in Europa lebt, die Mörder zur Rechenschaft gezogen. Seit dem zweiten Pariser Massaker hat es einen sehr starken und ehrenvollen Widerstand und Kampf geführt. Am 7. Januar wurde dieser Widerstand auf die höchste Ebene getragen. Wir grüßen und feiern diese ehrenhafte und edle Haltung unseres Volkes mit Respekt und Liebe. Unser Volk wird seinen Widerstand und seinen multidimensionalen Kampf auf die stärkste Art und Weise fortsetzen und definitiv dafür sorgen, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Kein gewöhnlicher Anschlag

Das Massaker von Paris kann niemals als ein gewöhnlicher Anschlag betrachtet werden. Rêber Apo [Abdullah Öcalan] bewertete dieses Massaker als die Fortsetzung und Wiederholung des Massakers von Dersim in der Person von Heval Sara. Im Laufe seiner Geschichte hat der genozidale türkische Staat eine kontinuierliche Politik der Verleugnung gegen das kurdische Volk umgesetzt und dies bis hin zum physischen Völkermord getrieben. Zu dieser Politik haben die internationalen Mächte entweder geschwiegen oder sie unterstützt. Diese Haltung gegenüber dem türkischen Staat hat den Völkermord an den Kurd:innen begünstigt. Infolge dieser Ermutigung durch die Staaten der Welt, insbesondere die europäischen Staaten, hat der türkische Kolonialstaat das Gebiet und den Umfang seiner Massaker ständig erweitert und auf die Zentren Europas ausgedehnt. Der türkische Staat hat seine NATO-Mitgliedschaft lange Zeit als Grundlage für den fortgesetzten Völkermord an den Kurd:innen genutzt.

Der türkische Staat greift kurdische Pionierinnen an

Der offizielle Diskurs und die Praktiken des türkischen Kolonialstaates, verkörpert durch das faschistische AKP/MHP-Regime, und seine Politik des Völkermords an den Kurd:innen in den letzten 20 Jahren lassen sich am besten mit der Aussage ausdrücken: „Wir werden alles tun, was notwendig ist, egal ob es sich um Frauen oder Kinder handelt." Infolgedessen wurden allein in den letzten Jahren Tausende von kurdischen Frauen und Kindern massakriert, und diese Politik des Massakers wird weiter ausgedehnt. Der türkische Staat, der unsere Partei PKK als Frauenpartei versteht, hat es besonders auf kurdische Frauen und ihre Pionierinnen abgesehen. Denn als Rêber Apo die PKK als Teil der kurdischen Freiheitsbewegung aufbaute, ging er die Entwicklung der Befreiung auf der Grundlage der Freiheit der Frauen an. Diese Dialektik hat nicht nur bei den kurdischen Frauen, sondern auch bei den Frauen in der ganzen Welt zu großer Begeisterung und Unterstützung geführt. Dies ist der Hauptgrund dafür, dass der türkische Staat vor allem Pionierinnen ins Visier nimmt.

Beide Massaker wurden vom MIT verübt

Das Massaker vom 9. Januar 2013 in Paris ist eines der deutlichsten Beispiele für diese Politik des Völkermords. Der türkische Staat hat seine Existenz an die Vernichtung des kurdischen Volkes geknüpft. Er hat alle seine internen und externen Mittel und Beziehungen in den Dienst dieser faschistischen Politik gestellt. Da das größte Hindernis für diese Politik die Freiheitsbewegung Kurdistans ist, setzt er in den Bergen alle Arten von verbotenen chemischen Waffen ein. Die faschistische türkische Regierung hat mit dem Mut, den sie von denjenigen erhält, die zu diesen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schweigen - vor allem die europäischen Staaten und die Weltmächte -, ihre Angriffe nun in die europäischen Zentren getragen. Sie greift zu schmutzigen politischen Massakern, um ihre Unfähigkeit zu verbergen, den Widerstand gegen die Freiheit in den Bergen, Ebenen und Städten Kurdistans zu zerschlagen. Das zweite Pariser Massaker, das als Ergebnis dieser Politik stattfand, wurde zweifellos vom türkischen MIT [Geheimdienst] verübt, der sich in ein Mord- und Verbrechernetzwerk verwandelt hat. Einige Nachrichtendienste europäischer Staaten unterstützen entweder die Massaker dieses kriminellen Netzwerks oder schweigen dazu.

Frankreich verhält sich nicht wie ein souveräner Staat

Das Vorgehen des französischen Staates ist weit von der Haltung eines unabhängigen und souveränen Staates entfernt. Indem er das erste Pariser Massaker vertuscht und der Öffentlichkeit die damit verbundenen Fakten vorenthalten hat, hat er dem türkischen MIT den Boden für das zweite Pariser Massaker bereitet. Dieses Massaker hätte nicht stattgefunden, wenn der französische Staat die verfügbaren Informationen veröffentlicht und Erdoğan, den MIT und ihre Kollaborateure, d. h. die Täter des Massakers vom 9. Januar 2013, zur Rechenschaft gezogen hätte. Zu schweigen oder die Angriffe gegen ein Volk zu vertuschen, das mehr als 10.000 Gefallene und mehr als 20.000 Verwundete im Kampf gegen den Islamischen Staat [IS] - den Feind der Menschheit und die Geißel der ganzen Welt - gegeben hat, bedeutet, Partner der Mentalität und Politik der genozidalen faschistischen AKP/MHP-Regierung und Freund und Kollaborateur des IS zu sein. Es ist allgemein bekannt, dass der AKP/MHP-Faschismus versucht, den IS zu rächen, indem er die kurdischen Frauen und das kurdische Volk ins Visier nimmt, die das Gesicht der Menschheit sind und den Kampf gegen den IS symbolisieren.

Die Massaker müssen aufgeklärt werden

Wenn der französische Staat sich nicht zum Komplizen der AKP/MHP/IS-Angriffe machen will, muss er die beiden Massaker, die innerhalb seiner Grenzen stattgefunden haben, unverzüglich aufklären, die Öffentlichkeit über die Fakten informieren und die Verantwortlichen vor Gericht stellen. Geschieht dies nicht, wird Frankreich in den Augen der Menschheit, insbesondere des kurdischen Volkes, als schuldig angesehen und wird zudem den Boden für neue Massaker bereiten. Aus diesem Grund fordern wir Frankreich auf, die gemeinsamen demokratischen Werte der Menschheit und Europas zu schützen und sie nicht politischen Interessen zu opfern. Wir rufen auch unser Volk und unsere internationalen Freundinnen und Freunde in Europa auf, sich an die Spitze aller Kräfte der Freiheit und Demokratie zu stellen und ihren demokratischen Aktivismus fortzusetzen, bis diese Massaker aufgeklärt sind.

Sara – Rojbîn – Ronahî

Heval Sara spuckte dem Faschismus in den Gefängnissen des kolonialistischen Staates ins Gesicht und wurde zu einem Symbol des Widerstands und der Freiheit für den Kampf aller freien kurdischen Frauen, des Volkes und der Menschheit. Heute schöpfen alle Frauen und Völker, die in der Welt für Freiheit kämpfen, Kraft aus dem Kampf von Heval Sara im Gefängnis, in den Bergen und auf der politischen und sozialen Bühne. Alle, die für die Freiheit im Sinne des Paradigmas kämpfen, das in der Losung „Jin, Jiyan, Azadî" verfeinert wurde, treten heute in die Fußstapfen von Heval Sara.

Heval Rojbîn hat große Beiträge zu den Debatten und Aktivitäten unserer Völker in Europa geleistet. Heval Ronahî gab mit ihrer jugendlichen Energie vor allem jungen Frauen und Männern die Entschlossenheit zum Widerstand. Das Gedenken an diese drei wertvollen Genossinnen erhellt daher unseren Kampf.

Zehn Jahre nach ihrem Tod möchten wir daher unseren Weggefährtinnen Sara, Rojbîn und Ronahî erneut mit Respekt, Liebe und Dankbarkeit gedenken und unser Versprechen bekräftigen, ihren Kampf zum Sieg zu führen.