Istanbul: Wir alle sind Hrant, wir alle sind Armenier
Tausende Menschen haben in Istanbul dem armenischen Journalisten Hrant Dink gedacht. Der Herausgeber der armenischen Wochenzeitung Agos ist vor 13 Jahren auf offener Straße erschossen worden.
Tausende Menschen haben in Istanbul dem armenischen Journalisten Hrant Dink gedacht. Der Herausgeber der armenischen Wochenzeitung Agos ist vor 13 Jahren auf offener Straße erschossen worden.
Tausende Menschen haben vor dem ehemaligen Verlagsgebäude der armenischen Wochenzeitung Agos dem vor 13 Jahren ermordeten Herausgeber Hrant Dink gedacht. Der von nationalistischen Kräften in Gesellschaft und Justiz jahrelang verfolgte Redakteur war 2007 auf offener Straße erschossen worden. In den ehemaligen Redaktionsräumen ist jetzt eine Gedenkstätte untergebracht.
Die Teilnehmer*innen der Gedenkveranstaltung, darunter die Angehörigen von Hrant Dink, Parlamentsabgeordnete der HDP und CHP sowie Vertreter*innen verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen, trugen Schilder mit der Aufschrift „Für Hrant – Für Gerechtigkeit“ und „Wir sind alle Hrant, wir sind alle Armenier“ in türkischer, kurdischer und armenischer Sprache. Es wurden Kerzen angezündet und armenische Trauerlieder angestimmt. Um 15.05 Uhr, dem Zeitpunkt des Attentats, legte die Witwe Rakel Dink Blumen am Tatort nieder. Über Lautsprecher wurde die Aufnahme einer Rede von Hrant Dink abgespielt.
Sertaç Ekinci von der Plattform „Gesellschaftliches Gedächtnis“ sagte in einer Ansprache, dass Hrant Dink ermordet wurde, weil er die „Stimme der Geschwisterlichkeit“ im Land gewesen sei. Die armenische Frage sei weiterhin eine der wichtigsten offenen Fragen in der Türkei. Hrant Dink sei wie der kurdische Schriftsteller Musa Anter und der Menschenrechtsanwalt Tahir Elçi ermordet worden, weil er die Unterdrückten des Landes zusammengebracht habe. „Erst kürzlich ging ein Prozess zu den Morden an zahlreichen kurdischen Intellektuellen zu Ende. Alle Angeklagten wurden freigesprochen. Wenn es in diesem Land eine juristische Souveränität geben würde, hätte die Gerechtigkeit ihren Platz gefunden. Wenn wir nach Gerechtigkeit suchen, wird sie uns verweigert. Gerechtigkeit kann es in diesem Land nur geben, wenn die Unterdrückten sich zusammenschließen.“
Der Mörder von Hrant Dink wurde kurz nach dem Attentat gefasst und später verurteilt. Die Drahtzieher im Staatsapparat sind bis heute nicht zur Verantwortung gezogen worden.