Imami: „Als wir die Erklärung hörten, sind wir aufgebrochen“

Eine 35-köpfige Gruppe von Schutzsuchenden, die im Kreis Ayvacık mit zwei Schlauchbooten aufgebrochen waren, geriet in Seenot. Die Nachrichtenagentur MA sprach mit dem im letzten Moment geretteten afghanischen Flüchtling Jafar Imami.

Die Situation der Flüchtlinge, die auf die Erklärung der türkischen Regierung hin, die Grenzen seien geöffnet worden, zur türkisch-griechischen Grenze aufgebrochen sind, verschärft sich immer weiter. Mehr als 13.000 Menschen harren in eisiger Kälte aus. Gestern kenterten zwei Schlauchboote vor Ayvacık und die 35-köpfige Gruppe, unter ihnen viele Frauen und Kinder, stürzte ins Meer. Die Boote waren zuvor von der griechischen Polizei zurückgewiesen worden. Die türkische Küstenwache konnte die Schutzsuchenden retten und brachte sie in den Babakale-Hafen zurück in die Türkei. Unter den Geretteten befanden sich 21 Flüchtlinge aus Afghanistan. Sie alle waren mit Schlauchbooten aufgebrochen, da die Grenze nach Griechenland bei Edirne geschlossen ist.

Griechische Polizei hat uns zurückgewiesen“

Einer der Geretteten ist Jafar Imami (23) aus Afghanistan. „Wir warten bereits seit einem Jahr, um weiter nach Europa zu kommen”, so Imami. „Als wir die Erklärung hörten, sind wir aufgebrochen. Am frühen Morgen fuhren wir aufs Meer hinaus. Als wir an der Küste Griechenlands ankamen, wies uns die dortige Polizei zurück. Unser Boot kenterte. Die Küstenwache hat uns aufgegriffen und mitgenommen. In Afghanistan herrscht Krieg, es gibt keine Arbeit und keine Schulen. Wir wollen nach Europa.“

Wir wollen doch nur ein besseres Leben“

Der afghanische Flüchtling Hussein Saftari ist ebenfalls direkt nach Ayvacık gekommen. Er berichtet, wie er sechs Monate zuvor in der Türkei ankam und in einer Textilfabrik arbeitete. Der 21-Jährige erklärt: „In Afghanistan herrscht Krieg, es gibt die Taliban. Es gibt keine Arbeit. Deswegen sind wir gekommen. Wir wollen doch nur ein besseres Leben in Europa.“

Der Minister übertreibt“

Zur Erklärung des türkischen Innenministers, dass 76.358 Flüchtlinge das Land verlassen hätten, sagen die Schutzsuchenden: „Wir stehen in ständigem Kontakt mit anderen. Griechenland hat dicht gemacht. Sie lassen niemanden rein. Es gab Grenzübertritte auf anderem Weg, aber diese Zahl ist massiv übertrieben.“

Zurück bleiben die zerstörten Schlauchboote der Schutzsuchenden

Am türkischen Meerufer liegen zerfetzte Schlauchboote, Taschen, Medikamente, Kinderschuhe und Spielsachen. Das Schicksal ihrer ehemaligen Besitzer bleibt unbekannt.