Hunderte Newroz-Festnahmen in Istanbul und Mêrdîn

In Istanbul und Mêrdîn sind hunderte Teilnehmende der Newroz-Feierlichkeiten festgenommen worden. Unter ihnen befinden sich auch zahlreiche Minderjährige. Als Begründung wurde unter anderem das Skandieren angeblich verbotener Parolen genannt.

Es gleicht schon einem Ritual, dass die türkische Polizei Jahr für Jahr im Nachgang zu den Newroz-Feierlichkeiten rund um den 21. März Massenfestnahmen durchführt, um die kämpferische Stimmung zu trüben. Erste Festnahmen wurden in der westtürkischen Metropole Istanbul und in der kurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) bestätigt. Nach bisherigem Stand wurden mindestens 235 Menschen in Gewahrsam genommen.

Allein in Istanbul nahm die Polizei gut 200 Personen fest, viele von ihnen unter Einsatz von Gewalt. Unter den Betroffenen befinden sich auch mehrere Anwältinnen und Anwälte sowie Kinder, der Großteil setzt sich jedoch aus jugendlichen Aktivist:innen zusammen. Sie sollen verbotene Parolen wie „Bijî Berxwedana Zindanan“ (Es lebe der Widerstand in den Gefängnissen) und „Bijî Serok Apo“ („Es lebe der Vorsitzende Apo; gemeint ist Abdullah Öcalan) skandiert haben. Dabei ist letztere Parole selbst in der Türkei von der Meinungsfreiheit gedeckt, wie der türkische Verfassungsgerichtshof 2020 feststellte.

Istanbul

Festgenommene auf Vatan-Präsidium gebracht

Die Festnahmen erfolgten noch auf der öffentlichen Veranstaltungsstätte Yenikapı Meydanı im europäischen Stadtteil Fatih, wo sich früher am Tag zehntausende Menschen an einer Newroz-Feier beteiligten. Die Festgenommenen wurden in das berüchtigte Vatan-Präsidium gebracht, ihnen drohen Anzeigen und Strafverfahren wegen vermeintlichem Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Dutzende Festnahmen in Qoser

Die Festnahmen in Mêrdîn fanden in der Kreisstadt Qoser (Kızıltepe) statt. Dort ging die Polizei gegen eine spontane Demonstration vor, die als Abschluss einer großen Newroz-Feier durchgeführt wurde. Dabei setzten die Einsatzkräfte auch Tränengas und Wasserwerfer ein. Nach bisherigem Stand wurden mindestens 35 Personen festgenommen. Auch hier befinden sich mehrere Minderjährige unter den Abgeführten.