HDP: Gezi war eine kollektive Bewegung der Hoffnung

Vor sieben Jahren begann in Istanbul der Gezi-Aufstand, der sich über die gesamte Türkei verbreitete. Die HDP erklärt aus Anlass des Jahrestags, dass die Bedingungen, die zu dem kollektiven Widerstand geführt haben, unverändert sind.

Der zentrale Exekutivausschuss der Demokratischen Partei der Völker (HDP) erklärt zum Jahrestag des Istanbuler „Gezi-Aufstands“ vor sieben Jahren: „Auf den friedlichen Widerspruch und den demokratischen zivilen Ungehorsam der Menschen, die zu Beginn gegen die Abholzung von Bäumen im Zentrum von Istanbul und die fehlende Einbindung der Bevölkerung in die Umstrukturierungspläne protestiert haben, hat die AKP mit Gewalt reagiert. Diese aggressive Gewaltwelle hat elf Menschen aus dem Leben gerissen, Tausende Menschen wurden verletzt. Während das Vorgehen der Regierung immer brutaler wurde, erhob sich landesweit die Stimme der demokratischen Öffentlichkeit und erschuf einen unvergleichlichen Widerstandsgeist.“

Die Voraussetzungen für den Widerstand sind unverändert

„Hoffnung ist etwas, das man säen und ernten kann. Der Widerstand von Gezi war eine kollektive Bewegung der Hoffnung“, heißt es weiter in der Erklärung:

„Unsere gesellschaftliche Realität und die Schritte Richtung Wahrheit sind damit in einen einzigen Schritt verwandelt worden. In diesem Sinne wird das in der Finsternis entzündete Licht immer Bestand haben und unseren weiteren Weg erleuchten.

Die Bedeutung, die es für uns, das heißt für die Völker, die Ausgegrenzten, die beim Kämpfen Lernenden, die von ihrer Arbeit Geformten, die durch hohe Opfer weiter Existierenden, hat, sich um einen Baum herum zu versammeln, ist den Machthabenden unbekannt. Bäume sind für uns seit Gezi die Sprache des Lebens. Diese Sprache haben Millionen Menschen gesprochen und werden sie weiter sprechen.

Bekanntlich haben sich die Bedingungen, unter denen dieser Widerstand entstanden ist, nicht verändert. Die Notwendigkeit, für Demokratie, Frieden und Gleichheit zu kämpfen, ist unvermindert und sogar noch größer geworden. Denn die Regierung hat nicht Gerechtigkeit und Freiheit vergrößert, sondern Ungerechtigkeit, Anspannung, Polarisierung, Gewalt, Konflikte und Rechtlosigkeit. Während der Staat seinen eigenen Bürgern den Krieg erklärt und daraus ein tägliches Ritual auf den Straßen macht, werden wir, die wir für Würde kämpfen, weiter über Würde sprechen und nicht schweigen.

Gegen die Angriffe der Regierung, deren Politik aus Bestechung und deren Gerechtigkeit aus Korruption besteht, deren Sprache vergiftet und deren Gewissen blind ist, erklären wir, dass der Park, der Baum, das Wasser, die Luft, der Bach, die Erde und das Leben uns allen gehören.“

Am Ende ihrer Erklärung erinnert die HDP den Menschen, die beim Gezi-Widerstand ihr Leben verloren haben: „Wir werden sie nicht vergessen und wir werden sie nicht in Vergessenheit geraten lassen.“

Gezi-Proteste

Die Gezi-Proteste begannen im Mai 2013 gegen ein geplantes Bauprojekt auf dem Gelände des Gezi-Parks, der unmittelbar an den Taksim-Platz angrenzt. Die lokalen Proteste weiteten sich schnell zu einer landesweiten Widerstandsbewegung gegen die autoritäre Politik des damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan aus, nachdem die Polizei hart gegen die Bewegung vorgegangen war. Schließlich wurden die Proteste blutig niedergeschlagen – elf Menschen starben, Tausende weitere wurden verletzt.