Hatip Dicle: Wie Deutschland in den dreißiger Jahren
Auf einer Kundgebung in Köln hat der kurdische Exilpolitiker Hatip Dicle die Situation in Kurdistan und der Türkei mit den dreißiger Jahren in Deutschland verglichen.
Auf einer Kundgebung in Köln hat der kurdische Exilpolitiker Hatip Dicle die Situation in Kurdistan und der Türkei mit den dreißiger Jahren in Deutschland verglichen.
Auf der Abschlusskundgebung der Demonstration unter dem Motto „Isolation durchbrechen, Faschismus zerschlagen“ in Köln, zu der das Bündnis „Leben gegen Isolation“ aufgerufen hatte, hat der kurdische Politiker Hatip Dicle die Situation in Kurdistan und der Türkei mit den 1930er Jahren in Deutschland verglichen. Die AKP/MHP-Regierungskoalition verfolge dieselbe Denkweise wie die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ und versuche diese in Kurdistan zu institutionalisieren.
„So wie die Menschen in Deutschland in den 1930er Jahren mit dem Gedankengut der Nazis betäubt wurden, ist heutzutage fast die Hälfte der Bevölkerung der Türkei mit Erdoğans Ideen infiziert“, sagte Hatip Dicle, der aufgrund von politischer Verfolgung die Türkei verlassen musste und zurzeit in Deutschland lebt. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu unterscheide sich nicht von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels: „Das strategische und taktische Vorgehen der Nazis im Deutschland der dreißiger Jahre findet heutzutage in der Türkei statt. Wenn es den Kurden und allen weiteren demokratischen Kräften in der Türkei nicht gelingt, diese Entwicklung zu stoppen, wird sich die Wirtschaftskrise nach den Kommunalwahlen Ende März verschärfen und die faschistischen Angriffe auf die Opposition werden zunehmen“, warnte der kurdische Politiker und fuhr fort:
„Was wir versuchen begreiflich zu machen, ist die Tatsache, dass es höchste Zeit ist, sich gegen den Faschismus zu stellen. Abdullah Öcalan hat jahrelang theoretisch und praktisch gezeigt, wie eine demokratische Lösung nicht nur für die Völker der Türkei und Kurdistans, sondern für den gesamten Mittleren Osten aussehen kann. Bei dem letzten Gespräch mit ihm hat er uns folgende Botschaft mitgegeben: Nicht nur ich bin isoliert, auch ihr seid als Volk und Gesellschaft isoliert. Wenn ihr diese Isolation durchbrechen könnt, wird auch meine Isolation aufgehoben werden. Die faschistische Diktatur und die Ketten, die uns isolieren, müssen zerschlagen werden.“
Neben der Rede von Hatip Dicle wurden Ansprachen verschiedener weiterer Organisationen gehalten. Außerdem traten die Hungerstreikenden aus Kassel und Nürnberg sowie Mustafa Tuzak aus Duisburg auf die Bühne. Tuzak war im Vorfeld der Demonstration vorübergehend festgenommen worden, weil er sich weigerte, seinen Umhang mit einem Bild Abdullah Öcalans abzulegen.