Halil Güneş in Adana beerdigt

Der in Amed verstorbene politische Gefangene Halil Güneş ist in Adana beerdigt worden. Güneş war trotz festgestellter Haftunfähigkeit seit fast 29 Jahren im Gefängnis, bei seiner Verhaftung war er erst 23 Jahre alt.

Der im Hochsicherheitsgefängnis Diyarbakir (ku. Amed) verstorbene Halil Güneş ist in Adana unter großer Anteilnahme beerdigt worden. Güneş war am 2. Januar 1993 im Alter von 23 Jahren wegen angeblicher PKK-Mitgliedschaft verhaftet und zu verschärfter lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Im Gefängnis wurde er gefoltert. Er litt unter diversen Erkrankungen, 2007 wurde Krebs diagnostiziert. Die Universitätsklinik in Amed bestätigte seine Haftunfähigkeit, trotzdem wurde von der Gerichtsmedizin eine Haftfähigkeitsbescheinigung ausgestellt.

Der Leichnam von Halil Güneş wurde aus Amed nach Adana überführt, wo heute die Beerdigung stattfand. An der Bestattung nahmen neben Familienangehörigen die HDP-Abgeordneten Tülay Hatimoğulları, Muazzez Orhan Işık und Kemal Peköz sowie Vertreter:innen der Frauenbewegung TJA und der Partei DBP teil.

Tülay Hatimoğulları hielt bei der Beerdigung eine Ansprache und sagte: „Halil Güneş war einer der mutigen Menschen, die einen Tribut im Befreiungskampf des kurdischen Volkes geleistet haben. Wir haben innerhalb von 48 Stunden drei kranke Gefangene verloren. Einer von ihnen war Halil. Ich verneige mich voller Respekt vor ihm und allen Gefallenen, die im Kampf für die Revolution und Demokratie ums Leben gekommen sind.“

Die HDP-Politikerin zitierte aus einem Interview, das Halil Güneş im Gefängnis gegeben hatte: „Wir lieben das Leben so sehr, dass wir bereit sind, dafür zu sterben. Gegen das vom System vorgegebene würdelose Leben in Armut und ohne die eigene Sprache haben wir dafür gekämpft, dass das kurdische Volk seine eigene Sprache sprechen und in Würde in diesem Land leben kann. Selbst wenn wir dafür unser Leben verlieren sollten, werden wir keinen Schritt zurückweichen.“

Hatimoğulları erklärte, dass dieser Kampf weitergeführt wird. Was in den Gefängnisse stattfinde, sei eine extreme Widerspiegelung der repressiven Lage in der Türkei: „Es gibt viele kranke Gefangene. Wir haben ihre Namen an das Justizministerium weitergegeben und uns für alle einzeln eingesetzt. Die Gerichtsmedizin ist zu einer Institution des heutigen autoritären Regimes geworden und stellt den kranken Gefangenen nicht die notwendigen Atteste aus. Halil könnte heute seine letzten Tage im Krankenhaus oder im Haus seiner Mutter verbringen. Das ist ihm verwehrt worden.“