Gefangene MIT-Agenten geben Informationen preis

Im vergangenen August wurden mehrere Mitarbeiter des türkischen Geheimdienstes MIT von der PKK in Südkurdistan gefangen genommen. Dadurch konnten sogar die Hintergründe der Morde von Paris aufgeklärt werden.

Mehrere Führungskräfte der KCK haben sich in den letzten Tagen zu den Erkenntnissen geäußert, die sich aus der Gefangennahme mehrerer MIT-Agenten ergeben haben. Da die Untersuchungen noch andauern, können noch nicht alle gewonnenen Informationen veröffentlicht werden.

Als Exekutivratsmitglied der KCK äußerte sich zunächst Mustafa Karasu zu den in letzter Zeit gehäuft auftretenden Spitzelanwerbeversuchen durch das AKP-Regime und vermutete einen Zusammenhang mit der Ergreifung von MIT-Agenten durch die PKK: „Zunächst wurden zwei Geheimdienstmitarbeiter gefangen genommen, die zur Zeit der Kämpfe für Selbstbestimmung in Botan verantwortliche Positionen hatten. Im letzten August wurden schließlich zwei MIT-Agenten in einer filmreifen Operation gefangen genommen, die als Abteilungsleiter für die PKK im In- und Ausland zuständig waren. Vermutlich hat das AKP-Regime seine Spitzelanwerbung verstärkt, weil es davon ausgehen musste, dass alle seine Agenten enttarnt worden sind.“

Agenten-Entführung im türkischen Parlament

Im türkischen Parlament wurde das Thema im Dezember von dem CHP-Abgeordneten Tuncay Özkan in die Diskussion eingebracht. Özkan, dessen Verbindungen zu einem Flügel des MIT bekannt sind, erklärte in einer Ansprache zu der Gefangennahme der Geheimdienstler durch die PKK: „Der MIT hat Abdullah Öcalan in die Türkei gebracht und lässt Jahre später vier Abteilungsleiter von der PKK verschleppen. Wie ist es dazu gekommen? Wir möchten wissen, welches Ziel der MIT verfolgt hat und welche Fehler dabei gemacht wurde. Dieses Thema kann nicht einfach verschwiegen und vertuscht werden.“

KCK: Türkischer Staat hat viele Schwachpunkte

Die beiden Ko-Vorsitzenden der KCK, Besê Hozat und Cemil Bayık, äußerten in einem TV-Interview, bei den gefangenen Geheimdienstlern handele es sich um Mitarbeiter des MIT, die Schlüsselfunktionen innegehabt hätten und über entsprechendes Wissen verfügten. In vielerlei Hinsicht habe sich gezeigt, dass der türkische Staat und insbesondere die momentane Koalition zwischen der AKP und der MHP große Schwächen aufwiesen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es jedoch noch nicht möglich, alle gewonnenen Erkenntnisse zu veröffentlichen.

Sakine Cansız wurde bewusst ausgesucht

Fatma Adır, ebenfalls Mitglied des KCK-Exekutivrates, erklärte gegenüber ANF, es sei mittlerweile belegt, dass es sich bei den Morden an den drei kurdischen Revolutionärinnen in Paris vor fünf Jahren um ein politisches Attentat handele, das vom MIT ausgeführt worden sei. Die entsprechenden Belege würden in Kürze veröffentlicht, so Adır. Es sei größtenteils aufgeklärt worden, wie und wo dieser politische Mord geplant worden sei und wer dabei welche Rolle gespielt habe: „Inzwischen ist klar, dass die Morde von Paris im Wissen und mit Zustimmung der politischen Führung vom MIT geplant, organisiert und angeleitet wurden.“

Sakine Cansız sei nicht irgendeine Person gewesen, erklärte Fatma Adır weiter: „Sie war Mitbegründerin der PKK und galt vielen Menschen mit ihrer kämpferischen Persönlichkeit als Idol. Als das AKP-Regime beschloss, die PKK-Führung auszuschalten, war Sakine Cansız das erste Ziel. Sie wurde sehr bewusst ausgesucht.“