Gedenken zwei Jahre nach dem Tod von William Tonou Mbobda

„Jeder, der Mbobda kannte, wusste, was für ein wunderbarer Mensch er war.“ - Vor dem UKE in Hamburg hat die Black Community Coalition for Justice and Self-Defense an William Tonou Mbobda erinnert.

Die Black Community Coalition for Justice and Self-Defense erinnerte vor dem UKE in Hamburg-Eppendorf an William Tonou Mbobda, der vor zwei Jahren durch Zwangsfixierung vor der Psychiatrie des Universitätsklinikums ums Leben kam.

In dem Aufruf zu der Gedenkveranstaltung heißt es: „Seit zwei Jahren unterlassen es die Staatsanwaltschaften Hamburgs, die offenkundigen Rechtsbrüche, Sorgfaltspflichtverletzungen und Richtlinienverstöße angemessen zu verfolgen … Seit zwei Jahren verbünden sich die Institution UKE, die Strafverfolgungsbehörde Staatsanwaltschaft und die politischen Verantwortungsträger*innen im Wissenschaftsausschuss zur gemeinschaftlichen Vertuschung durch Stigmatisierung, Kriminalisierung und Schuldzuweisung an das Todesopfer.“

„Das Töten Schwarzer Menschen gehört zur strukturellen DNA Hamburgs“

Die Community fordert die Anklage der Verantwortlichen in einem ordentlichen Gerichtsverfahren zur Klärung aller offenen Fragen. Unter anderem sollen die Fragen geklärt werden, warum der zuständige Staatsanwalt den Auftrag zur rechtsmedizinischen Untersuchung ausgerechnet an das UKE selbst vergibt, warum trotz der unmittelbaren polizeilichen Ermittlung und des ausdrücklichen Hinweises durch einen ärztlichen Vertreter der Black Community keine unmittelbare rechtsmedizinische Untersuchung der Verletzungsfolgen durchgeführt und diese Verletzungen dann erst fünf Tage später im Rahmen der Autopsie dokumentiert wurden.

In dem Aufruf heißt es weiter: „Das Töten Schwarzer Menschen gehört zur strukturellen DNA Hamburgs, schon weil es die zuständigen Strafverfolgungsbehörden bisher immer wieder legitimiert statt angeklagt haben. Das ‚Nicht-Erkennen-Wollen‘ von implizit und explizit rassistischen Verhaltensweisen nicht nur durch ungerechtfertigte und exzessive Gewalt, sondern auch durch Unterlassung von Fürsorge und das Ignorieren von grundsätzlichen Rechten ist eine unsägliche Kontinuität, die sich aus den unreflektierten kolonialen Wurzeln der deutschen Dominanzgesellschaft speist. Es ist Ausdruck einer menschenverachtenden Überlegenheitsmentalität, dass die Anerkennung gleicher Rechte auf Leben und Selbstbestimmung auch im Jahre 2021 immer noch so systematisch verweigert wird und werden kann. Wir werden dem strafbefreiten Töten Schwarzen Lebens und der institutionellen Gewalt gegen Schwarze Menschen nicht weiter tatenlos zusehen und alles dazu notwendige unternehmen, damit Anti-Schwarzer Rassismus in Hamburg, in Deutschland und überall endlich beendet wird!“

Gedenken an William Tonou Mbobda vor dem Universitätsklinikum in Hamburg | Bilder: niloc

Sista Oloruntoyin eröffnete die Gedenkveranstaltung mit mit den Namen zahlreicher ermordeter Schwarzer. Sie erklärte, dass es immer noch keine offizielle Entschuldigung der Ärzte vom UKE oder der Stadt Hamburg gibt. „Wir sind hier, weil es uns betrifft, wenn ein Leben ohne Grund auf so brutale Weise genommen wird. Es geht nicht nur um uns als Menschen, Community, als Gesellschaft. Wir wollen heute unsere Gefühle teilen.“

„Ein Teil von dir begleitet mich, du hast mir die Kraft gegeben“

Ein Studienkollege von Tonou Mbobda sprach zuerst. Er richtete seine Worte an Willam Mbobda: „Du wolltest nach Kamerun, um dort zu arbeiten. Ich habe nun in Ghana meine eigene Firma eröffnet und damit unsere Träume erfüllt. Ein Teil von dir begleitet mich, du hast mir die Kraft gegeben, dir wurde die Chance verwehrt“. Er fuhr fort: „Jeder, der Mbobda kannte, wusste, was für ein wunderbarer Mensch er war.“

Im Anschluss sprach eine junge Aktivistin und verurteilte 500 Jahre Kolonialismus. „Sie essen immer noch an unserem Tisch, während afrikanische Kinder hungern. Das System würde zusammenbrechen, wenn wir uns das nehmen würden, was uns sowieso schon gehört. Es bringt nichts, die Polizei zu reformieren, sie muss abgeschafft werden. Die Revolution wird auch nicht mit Schwarzen Präsidenten oder Schwarzem Kapitalismus kommen“, erklärte sie.

Weitere Aktivist*innen erklärten ihre Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland und forderten die Anwesenden auf, sich aktiv dagegen einzusetzen. Zum Beispiel erklärte eine Rednerin: „Weiße Communities, repariert die Fehler eurer Vorfahren, sie haben diese Lebensrealitäten geschaffen."

Seit zwei Jahren setzt sich die Black Community in Hamburg für eine Anklage im Fall William Tonou Mbobda ein. Sie hat damit erneut aufgezeigt, dass es ohne Kampf keine Gerechtigkeit in einem rassistischen System geben wird.